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Können meine Kinder Aufräumen lernen?

von Regensburger Eltern

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Chaos im Kinderzimmer: Das ständige Suchen sorgt für Ärger und Stress in der Familie. Wie kann ich meinen Kindern Ordnung vermitteln? Oder brauchen sie ein bisschen Chaos? Das sagen unsere Expertinnen.

Bei uns spielt sich immer wieder das gleiche ab: Das 3-jährige Kind sucht Handschuhe und Mütze. Der Helm meiner 6-jährigen Tochter hängt weder an dem dafür vorgesehenen Haken, noch am Fahrrad. Im Mäppchen meines 8-jährigen Sohnes fehlen Füllerkappe, Lineal und Radiergummi. Das Suchen alltäglich benötigter und genutzter Dinge frisst bei uns viel Zeit und Nerven. Wir haben zwar für jedes Kind und Erwachsenen einen eigenen Platz in der Garderobe, in der Realität liegen die Teile aber überall in der Wohnung verteilt herum, Helm auf dem Sofa, Mütze auf der Fensterbank, Spielfiguren unter dem Tisch, Füllerkappe lose im Ranzen, einzelne Handschuhe im Bett, Haarspangen unter dem Zeitungsstapel... Das ist anstrengend, sorgt für Ärger und Stress und macht mir Sorgen. Wie kann ich meinen Kindern Ordnung vermitteln? Wie lernen sie aufräumen? Oder brauchen sie ein bisschen Chaos?

1Für alles einen festen Platz haben

Mein Mann hat gerne mit den Kindern Lego gespielt - und dabei Unordnung geschaffen -, ich habe gerne alles wieder aufgeräumt, weil es mir grundsätzlich Freude bereitet, Ordnung zu schaffen. Falls es also diesbezüglich Vorlieben unter den Elternteilen gibt, ist das schon mal nicht schlecht. Man kann bewusst Arbeitsschwerpunkte verteilen. Meinen Kindern hat geholfen, zu sehen, dass Aufräumen für mich keine lästige Aufgabe ist. Sie haben auch selbst gespürt, welch schönes Gefühl es ist, in einem aufgeräumten Zimmer zu sein. Für alles einen festen Platz zu haben, ist die wichtigste Regel fürs Ordnung halten. Und dann hilft nur, alles immer wieder an den vorgesehenen Platz zu bringen. Für kleine Kinder genügt es, wenn sie über einen langen Zeitraum lernen, eine Sache, z.B. die eigenen Schuhe, an den richtigen Platz zu stellen. Vielleicht ist die schwerste, aber auch wichtigste Aufgabe, dass man sich als Erwachsener selbst immer an diese Regel hält.

Christine Becher

2Das Aufräumen muss zum Ritual werden

Ich bin überzeugt, dass man eine gewisse Ordnung lernen kann, indem man „neue Rituale“ schafft. Wie Sie berichten gibt es bereits für jede Person einen eigenen Platz in der Garderobe, das heißt, wer nach Hause kommt verlässt den Garderobenbereich erst, wenn er alle Teile dort platziert hat. Genauso verhält es sich mit Spielen oder Spielsachen: bevor etwas Neues begonnen wird, muss das vorherige Material an den dafür bestimmten Platz gebracht werden. Nach den Hausaufgaben wird gleich der Ranzen für den morgigen Tag gepackt. Spätestens vor dem gemeinsamen Abendessen wird „klar Schiff“ gemacht, sodass danach noch genug Zeit bleibt um andere Rituale zu pflegen.
Zunächst wird es an den Erwachsenen liegen, die Kindern beim Aufräumen aktiv zu unterstützen. Mit der Zeit sollten ein Blick oder eine Geste genügen, um den Kindern zu signalisieren: du musst noch deine Sachen verstauen! Anfangs sollte sehr beharrlich und konsequent gehandelt werden, was durchaus auch sehr anstrengend sein wird.

Ursula Schertl

3Eltern müssen ein Vorbild sein

Es ist auf jeden Fall wichtig, dass klar festgelegt ist, wo genau die Sachen abgelegt werden. Wichtigste Regel ist; „Jeder Gegenstand hat seinen Platz“.
Damit Kinder Ordnung halten ist es für sie unwahrscheinlich hilfreich, je übersichtlicher und strukturierter ein Haushalt grundsätzlich ist. Das heißt je weniger Gegenstände rumstehen und rumliegen, um so mehr wird sich auch ein Kind diesem „Muster“ anpassen und seine Sachen aufräumen. Das heißt also auch, dass die Eltern dahingehend ein Vorbild sein müssen. Eine Regel ist auch „Tue es gleich“, d.h. Kleidung wird sofort beim Nachhausekommen ordentlich abgelegt, erst dann gibt es Essen. Außerdem empfehle ich in diesem Fall mehrmals am Tag mit den Kindern eine Aufräumrunde zu starten, wo alle herumliegenden Dinge an ihren Platz gebracht werden, dann häuft sich nicht so viel auf und Kinder lernen, dass Aufräumen regelmäßig gemacht wird und bei ihnen zur Routine wird. Ordnung bei Kindern ist ein Prozess, der über Jahre geht. Das Wichtigste ist, dass die Eltern nicht resignieren.

Agnes Schwindl

Titelbild gemalt von Klara (12)

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