Leben, Mütter, Väter

Was ist nur mit meiner Mama los?

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Sofia Goula

Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, trifft das vor allem die Kinder besonders hat. Aber in Regensburg werden betroffene Familien nicht allein gelassen: die Kinder- und Familiensprechstunde vom Psychoonkologischen Dienst des Universitätsklinikums Regensburg bietet Hilfe an.

Laut Schätzung der Deutschen Krebshilfe erleben hierzulande jährlich bis zu 200.000 Kinder, dass Vater oder Mutter an Krebs erkranken. Ein Drittel der Kinder wird im Verlauf psychisch auffällig, sie ziehen sich oft aus ihrem sozialen Umfeld zurück, müssen vermehrt Verantwortung im Haushalt übernehmen, sich vielleicht um jüngere Geschwister kümmern und haben weniger Zeit für Hobbys oder zum Spielen. Erkrankt ein Elternteil an Krebs, werden Kinder oft aus falscher Rücksichtnahme oder Unsicherheit nicht in den Prozess mit einbezogen. Unterstützung für betroffene Familien bietet die Kinder- und Familiensprechstunde vom Psychoonkologischen Dienst des Universitätsklinikums Regensburg. Finanziert wird sie seit vielen Jahren komplett durch die Leukämiehilfe Ostbayern e.V.

Manuels Vater hat Krebs – ein Fallbeispiel

Manuel (Name von der Redaktion geändert) ist neun Jahre alt. Sein Vater ist an Leukämie erkrankt und muss sich bald einer Chemotherapie unterziehen. Die existenzielle Bedrohung der gesamten Familie stürzt die Eltern in ein Gefühlschaos und alles scheint aus den Fugen zu geraten. Die Eltern stehen vor vielen Fragen: Sollen sie Manuel überhaupt über die Erkrankung des Vaters aufklären? Versteht er, was man ihm erklärt? Werden ihn die vielen Sorgen und die Angst um den Vater traumatisieren? Was passiert, wenn sein schulisches Umfeld von der Erkrankung des Vaters erfährt? Wie können die Eltern ein klärendes Gespräch beginnen? Welche Details darf Manuel wissen? Sollen die Eltern ihm auch von ihren eigenen Sorgen und Ängsten erzählen?

Die elterlichen Befürchtungen, im Gespräch über die Krankheit Krebs oder durch den Ausdruck eigener Gefühle, das Kind erst auf die Idee zu bringen, sich ängstigen zu müssen, sind nachvollziehbar. Allerdings merken Kinder früher oder später immer, dass in ihrer Familie etwas nicht mehr stimmt: Mama oder Papa sind oft im Krankenhaus oder beim Arzt, telefonieren viel öfter und meist hinter verschlossenen Türen, sie weinen und wollen nicht sagen warum, und manche Erklärungen der Eltern klingen eigenartig. Wenn die Diagnose Krebs eine Familie trifft, verändert sich schlagartig das Leben aller – auch das der Kinder.

Diese Veränderungen machen Angst. In der Regel entwickeln Kinder bereits sehr früh entsprechende Ängste und Phantasien. Diese wirken wesentlich bedrohlicher, wenn das Kind sie alleine ertragen muss. Sie nehmen die belastende neue Situation besonders intensiv wahr, trauen sich aber meist nicht, darüber zu sprechen. Sie neigen dazu, alles auf sich zu beziehen und reagieren oft mit Schuldgefühlen und Verhaltensänderungen. Man kann solchen Reaktionen vorbeugen, wenn sie früh einbezogen und informiert werden. Bei offenen Gesprächen zwischen Eltern und Kindern können alle Beteiligten ihre Gefühle zum Ausdruck bringen und somit auch das Vertrauen und den Rückhalt untereinander stärken.

Kinder- und Familiensprechstunde am Psychoonkologischen Dienst des Universitätsklinikums Regensburg

WAS bieten wir an?
Zum einen beraten wir Eltern, wie sie mit ihren Kindern über ihre Krebserkrankung und damit verbundene Ängste und Sorgen sprechen können. Dabei entwickeln wir gemeinsam Lösungen, wie der Alltag mit den Kindern unter diesen besonderen Umständen gestaltet werden kann. Zum anderen beantworten wir altersgerecht die Fragen der Kinder und Jugendlichen zur Erkrankung und Behandlung ihrer Eltern. Dabei bieten wir ihnen auch die Möglichkeit, ihre eigenen seelischen Nöte, unabhängig von den Sorgen der Eltern, auszudrücken.

WIE setzen wir das um?
Die Elternberatung bzw. das Elterncoaching kann durch ein einmaliges Gespräch, regelmäßige Begleitung oder einer Krisenintervention umgesetzt werden. Dabei werden die intuitiven elterlichen Kompetenzen aktiviert und die Elternrolle bewahrt. Die Kinder und Jugendlichen können sowohl einzeln, als auch in Begleitung ihrer Eltern, in Form eines Familiengesprächs, beraten und begleitet werden.

Gemeinsam bewegen – auch das ist Teil des Gruppenangebots.

Gruppenangebote – für alle offen

Zusätzlich bietet die Kinder- und Familiensprechstunde ein offenes Gruppenangebot für Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren im Patientenhaus der Leukämiehilfe am Universitätsklinikum Regensburg an. In diesem Rahmen wird gemeinsam gemalt, musiziert, sich bewegt, gelacht, erzählt und Erfahrungen geteilt. Zeitgleich gibt es ein psychologisch gestütztes Gruppenangebot für die begleitenden Erwachsenen mit der Möglichkeit des Austauschs, der Diskussion und dem Erlernen von Entspannungstechniken.

Das Gruppenangebot steht für alle Betroffenen offen, unabhängig davon, ob sie am Universitätsklinikum oder einer anderen Einrichtung behandelt werden.