Egal, ob in der Badewanne oder im Schwimmbad – Wasser über den Kopf geht bei vielen Kindern gar nicht. Und auch der Sprung ins kühle Nass ist nicht für jeden ein Vergnügen. Was tun also, wenn der Nachwuchs eher zur Gattung der Landratten gehört? Das sagen unsere Expertinnen.
Wir haben drei Kinder und ein Badetag wird bei allen dreien immer wieder zum Tränentag. Unsere Jüngste, 2 Jahre, mag sich die Haare nicht waschen lassen. Sie liebt es zwar, in der Badewanne zu planschen, aber sobald das Abduschen und Haare waschen ansteht, gibt es lautes Geschrei und es ist fast nicht möglich, den Schaum in die Haare und vor allem wieder heraus zu bekommen. Sie mag partout kein Wasser über den Kopf bekommen. Der 6-Jährige taucht schon gerne im Wasser ab, aber das mit dem Schwimmenlernen ist bisher noch nicht gelungen. Er möchte im Schwimmbad lieber im Babybecken sitzen als mit uns im tieferen Becken ein paar Bewegungen zu üben. Unsere älteste Tochter, 9 Jahre, kann eigentlich schon sehr gut schwimmen. Aber sie fragt jetzt schon, ob sie wirklich zum Schwimmunterricht in der Schule gehen muss. Auch als sie im Sommer zu Geburtstagsfeiern ihrer besten Freundinnen im Schwimmbad eingeladen wurde, war es schwierig, sie dazu zu überreden, hin zu gehen. Was können wir tun?
1Lassen Sie die Kinder die Regie übernehmen!
Ich habe die Erfahrung gemacht, das selten das Wasser an sich das Problem ist, sondern vielmehr der Kontrollverlust. Den Körper, im Besonderen den Kopf waschen zu lassen, ist ein grosser Eingriff in die Privatsphäre. Die Kinder sollten hier von klein auf die Regie übernehmen dürfen. Eine angenehme Wassertemperatur, der Geruch des Shampoos sowie die Stärke und das Material der Haarbürste sind Faktoren, die die Kinder selber entscheiden sollten. Wollen wir ja auch, oder? Der Fachhandel ist voll von hochwertigen sowie nachhaltigen Produkten, welche die Reinigung und Pflege absolut stressfrei machen. Hier lohnt es sich auf Qualität zu achten und sich beraten zu lassen. Regelmäßiges Haare schneiden ist ebenso hilfreich. Die Taucherbrille in der Lieblingsfarbe hält das Wasser von den Augen ab. Eine hochwertige erspart das lästige ziepen. Außerdem empfehle ich, den Kindern von Anfang an den Duschkopf selbst in die Hand zu geben. Das schafft Vertrauen und gibt Kontrolle. Zum Glück sind unsere Bäder ja alle gefliest
2Steter Tropfen höhlt den Stein
Mir scheint, bei Kindern gibt es nur zwei Arten: Wasser- oder Landratte. Wir haben übrigens von jeder Art ein Exemplar zuhause: Der 6-Jährige, der ohne mit der Wimper zu zucken vom 5-Meter-Turm springt und der 2-Jährige, dem Wasser bislang nur auf Mamas Arm geheuer ist. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden: Während der Große von klein auf sehr oft und viel mit uns beim Schwimmen war, hat der Kleine – Corona-bedingt – leider nur selten ein Schwimmbad von innen gesehen. Deswegen wäre mein Tipp: Bringen Sie Ihre kleinen Landratten trotzdem so oft es geht mit Wasser in Berührung und animieren Sie sie spielerisch zum selbstständigen Schwimmen im tiefen Wasser, vielleicht mithilfe einer Schwimmnudel, eines Schwimmgurts oder eines Schwimmbretts. Bei vielen Kindern ist die Taucherbrille der „Gamechanger“, weil dann endlich kein Wasser mehr in die Augen läuft. Tatsächlich finde ich persönlich nämlich, dass Schwimmen zu lernen auch für Landratten nicht verhandelbar ist. Trotzdem sollten Sie keinen zu starken (Wasser) druck aufbauen. Hier höhlt wohl eher der stete Tropfen den Stein. Sobald sich ein Kind selbstständig und sicher durchs Wasser bewegen kann, kommt der Spaß dann oft von ganz allein. Übrigens: Auch unsere Wasserratte hat es bis vor Kurzem gehasst, in der Badewanne die Haare gewaschen zu bekommen. Da half am Ende auch nur: die Taucherbrille.
3Übungen spielerisch verpacken
Bei Ihrer Jüngsten sind Übungen in der Badewanne wichtig. Da reicht das Planschen nicht. Spiele mit Gießkanne und Bechern, die dann auch immer wieder über den Kopf gegossen werden, sind wichtig und sinnvoll. Da sollte dann aber kein Badeschaum in der Wanne sein. Auch würde ich die Haare in ähnlicher Form erst mal in der Badewanne waschen und unbedingt Shampoo verwenden, das nicht in den Augen brennt. 6-Jährige mögen einfach Spaß im Wasser haben. Üben finden sie doof. Wenn man die „Übungen“ spielerisch verpackt, gelingt es deutlich besser. In dem Fall würde es wirklich helfen, das Kind in eine Schwimmschule zu geben. Bitte auf kleine Gruppen achten und das Konzept hinterfragen. Kurse, die das Seepferdchen als Garantie anbieten, machen im Unterricht Druck und das wäre kontraproduktiv. Auch in großen Gruppen über sechs Kindern wird sich ein Kind, das nicht gerne übt, zu verstecken wissen. Wenn man selbst üben möchte, dann ist es am besten nicht gleich im Tiefen, sondern zunächst im Nichtschwimmerbecken zu beginnen. Das gibt erst einmal Sicherheit. Bei Ihrer Großen könnte es durchaus sein, dass sie in irgendeiner Form negative Erfahrungen gesammelt hat. Dies muss nicht unbedingt im Wasser gewesen sein. Vielleicht schämt sie sich sich beim Umkleiden vor fremden Leuten? Nach meiner Erfahrung wünschen sich die Kinder bereits in diesem Alter Privatsphäre, auch vor den Eltern und Geschwistern. Das sollte hinterfragt werden, gerade wenn sie sonst gerne schwimmt.
Titelbild gemalt von Klara (10)