Dein Kind kommt bald in die Schule und muss auf dem Weg zwei große Straßen überqueren? Begleite es morgens zur Schule und übe den Weg gemeinsam. Doch ab wann kann es auch alleine nach Hause gehen? Das sagen unsere Expert:innen.
Mein Sohn (6 Jahre) kommt im September in die Schule, und ich möchte ihn möglichst gut auf den Start vorbereiten. Wir wohnen in der Nähe der Grundschule, aber man muss auf dem Weg zwei große Straßen überqueren. Morgens könnte ich ihn zur Schule begleiten, aber nachmittags, nach dem Hort, müsste er an den Tagen, an denen ich lange arbeite, schon ziemlich bald alleine nach Hause gehen.
Wir haben schon angefangen den Weg mit ihm zu üben, zusammen klappt das auch ganz gut. Ich bin nur unsicher, ab wann mein Sohn auch gut alleine zur Schule und nach dem Hort wieder nach Hause gehen kann. Und wie kann ich ihn dabei unterstützen, den Weg sicher zu schaffen?
1Abhängig vom Kind
Ihre Frage stellt sich auch unseren Eltern im Hort sehr oft, gerade zu Beginn der Grundschulzeit. Oft steckt dahinter auch die vermutete gesellschaftliche Erwartung, dass die Kinder den Weg zur Schule ab jetzt alleine schaffen sollten. Einen genauen Zeitpunkt dafür kann man jedoch nicht festlegen, da es auch immer vom aktuellen Entwicklungsstand des Kindes abhängt. Grundsätzlich bringen Kinder im Grundschulalter bereits alle Voraussetzung dafür mit. Sie verfügen in der Regel über die dafür nötigen visuellen und motorischen Fähigkeiten. Allerdings haben sie in diesem Alter oftmals weder ein angemessenes Risikobewusstsein noch die Fähigkeit, Verkehrssituationen richtig zu interpretieren. Eltern sollten daher beobachten, welche die Verkehrssituationen sind, die ihr Kind noch überfordern oder die es nicht richtig einschätzen kann.
Den sichersten Schulweg können Eltern in den sogenannten Schulwegplänen, mit empfohlenen Querungsstellen und Verhaltenstipps, einsehen und vor Schulbeginn gemeinsam mit den Kindern gehen. In der Regel verfügen die Grundschulen über diese Schulwegpläne. In unserer Einrichtung üben Eltern den Schulweg oftmals, indem Sie ihr Kind alleine losziehen lassen und durch Hinterhergehen sein Verhalten im Straßenverkehr beobachten. Äußern Eltern bei uns den Wunsch, ihr Kind vom Hort alleine nach Hause zu schicken, empfehlen wir in der Anfangszeit, dem Kind entgegenzukommen. Dafür legen wir gemeinsam eine Zeit fest, an dem das Kind bei uns die Einrichtung verlässt.
Kinder spüren die Ängste ihrer Eltern wie Seismographen und empfinden sie dann selbst. Passieren kann immer etwas, auch wenn die Kinder zu Schule gebracht werden. Nimmt man ihnen diese wertvolle Erfahrung, kann die Selbständigkeit und soziale Kompetenz im Straßenverkehr erst viel später entwickelt werden.
2Schrittweise mehr Verantwortung übertragen
Die Frage des „sicheren Schulwegs“ ist eine ganz individuelle Angelegenheit. Je nach Entwicklung und Charakter eines Kindes kann es deutlich variieren, ob ein Kind den Schulweg schon alleine bestreiten kann oder am besten noch begleitet werden soll. Ebenso spielen natürlich die Entfernung zur Schule und die Gefahrenstellen auf dem Schulweg eine Rolle.
Wir Verkehrserzieher von der Polizei Regensburg Süd raten dazu, die Kinder bestmöglich auf die Gefahren im Straßenverkehr vorzubereiten. Hierfür ist es sinnvoll, den Schulweg schon vor Beginn des Schuljahres mehrmals mit dem Kind abzugehen und ihm den sichersten Weg aufzuzeigen. Ganz wichtig ist es, die sicheren Querungshilfen (Ampeln, Fußgängerüberwege, Lotsenübergänge) zu zeigen. In gleichem Maße sollte auf die Gefahrenstellen aufmerksam gemacht werden.
Nach den ersten begleiteten Schultagen raten wir, dass Sie dem Kind auch mehr und mehr die Führung auf dem Schulweg überlassen, d. h. Sie ein paar Meter hinter Ihrem Kind gehen und beobachten wie es den Schulweg bewältigt. Sollte dies gut funktionieren, kann man versuchen dem Kind immer ein Stückchen mehr Verantwortung zu übertragen. Sie können das Kind die letzten Meter zur Schule alleine gehen lassen und diese Strecke nach und nach verlängern. Hier wird durch die Eigenverantwortung auch meist das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die meisten Kinder nach einer Eingewöhnungszeit den Schulweg sehr gut alleine meistern können.
Das Verkehrserzieherteam der PI Regensburg Süd wünscht Ihnen und Ihren Kindern im September einen schönen Schulstart und allzeit eine unfallfreie Zeit.
3Eltern müssen loslassen erst lernen
Der Schuleintritt markiert einen neuen Lebensabschnitt für Familien. Kinder werden selbstständiger, während Eltern lernen, loszulassen. Es wird erwartet, dass Kinder von Anfang an den Schulweg alleine bewältigen, was viele auch tun. Letztlich entscheiden aber die Eltern, wann ihr Kind bereit ist. Bei kurzen Schulwegen ist das "Eltern-Taxi" überflüssig. Mit Bewegung an der frischen Luft starten Kinder außerdem konzentrierter in den Schulalltag. Das Üben des Schulweges vorab ist wichtig. Erklären Sie Verkehrsregeln wie z.B. Links-Rechts-Links-Blick, bei roter Ampel stehen bleiben, Autos beobachten vor dem Überqueren. Sagen Sie dazu, warum es wichtig ist, auf parkende Autos zu achten oder den Ampel-Übergang zu nutzen, auch wenn er weiter weg ist. So lernt Ihr Kind, Gefahren zu erkennen und versteht die Regeln besser. Eine Gehgemeinschaft mit anderen Kindern macht die Elternbegleitung bald überflüssig. Wenn es gelingt, die morgendliche Hektik zu vermeiden, hat Ihr Kind einen entspannten Schulstart, und vielleicht können Sie sogar als Elternlotse helfen. Das wäre großartig!
Titelbild gemalt von Klara (12)
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