Verwandte und Kinder freuen sich am Schenken und Beschenkt werden, aber kann man Weihnachten nicht auch etwas nachhaltiger planen und feiern? Das sagen unsere Expert:innen.
Wir versuchen unser Familienleben möglichst nachhaltig zu gestalten. Mit unseren Kindern (5, 9 und 13 Jahre) sprechen wir – natürlich altersgerecht - über Themen wie Klimawandel und Energiekrise. Die Kinder sind es gewohnt, die meisten Strecken mit dem Fahrrad zu fahren und möglichst wenig Müll zu produzieren. Dieses Umweltbewusstsein verbindet uns auch in der Großfamilie, doch an Weihnachten habe ich dass Gefühl, dass alle Überzeugungen über Bord geworfen werden. Die Oma`s und Tanten kommen mit großen in glitzerdem Papier eingepackten Geschenken, die Kinder freuen sich über Plastikspielzeug, das nach wenigen Wochen schon wieder in der Ecke liegt und unsere Mülltonne lässt sich nach den Feiertagen kaum mehr schließen. Zum einen gönne ich meinen Verwandten und den Kindern natürlich die Freude am Schenken und Beschenkt werden, aber kann man Weihnachten nicht auch etwas nachhaltiger planen und feiern?
1Mit den Liebsten feiern
Nicht mehr lange und wir feiern wieder Weihnachten. Noch bevor ich fragen kann, ob sie sich schon darauf freuen, sind sich die drei Kinder einig: „JAAA! Ich freu mich schon!“.
Und worauf? Tim: „Auf Geschenke, ein Spielzeugauto wünsch ich mir.“ Matilda: „Und ich wünsch mir ein Einhorn.“ Isabell: „Ich wünsch mir auch ein Einhorn, eins zum Kuscheln.“
Ich frage Tim: „ Hast du schon ein Auto zuhause? Was ist an diesem so besonders?“
Tim: „Dass ich das Blaulicht an- und ausmachen kann; und drinnen ist auch ein Licht. Das passt gut zu den anderen Autos, dann kann ich mit allen zusammen spielen.“
Matilda: „Ich hab auch schon ein Einhorn zuhause, aber das ist eine Wärmflasche. Jetzt brauch ich eins zum Kuscheln.“ Gibt es außer den Geschenken noch etwas, worauf du dich freust? Matilda: „Ja, Oma und Opa kommen mich besuchen. Das freut mich und dann gehen wir auch raus.“ Tim: „ Wir haben noch nicht ausgemacht, wer kommt, aber ich wünsch mir Oma und Opa.“ Isabell: „Und ich will ganz viel kuscheln, mit Mama, Papa und mit Ludwig!“
Fazit: Geschenke sind toll! Meist aber sind die Wünsche unserer Kinder doch noch sehr bescheiden. Und das Wichtigste ist letztlich, dass wir mit unseren Liebsten zusammen kommen und feiern können.
2Geschenke reduzieren – und viel selber machen
Auch ich stelle mir immer wieder die Frage, wie man Weihnachten nachhaltig(er) feiern kann. Seit einigen Jahren kaufe ich den Weihnachtsbaum nur noch im Topf. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass er Weihnachten durchaus „überlebt“, wenn man ihn zuerst in einen größeren Topf umpflanzt. Wer einen Balkon hat, kann den Baum dann nach Weihnachten herausstellen. Solltet ihr einen Garten haben, kann der Weihnachtsbaum ausgepflanzt werden. Christbaumschmuck lässt sich toll selbst herstellen. Hierfür eignen sich Salzteig oder an der Luft trocknende Modelliermasse. Mit Plätzchenformen verschiedene Figuren ausstechen oder Freihand etwas formen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Diese Figuren dann mit Gewürzen/Samen verzieren, oder Muster einritzen, bzw. bunt bemalen. Anstatt Kunststoffgirlanden oder Lametta eignen sich selbst hergestellte Girlanden aus Naturmaterial. Mit Kindern habe ich schon einmal sehr kreative Girlanden aus Blättern, Kastanien, Eicheln und kleinen Äpfeln gemacht. Die sahen toll am Weihnachtsbaum aus. Auch das Geschenkpapier lässt sich schon im Vorfeld gut selbst herstellen. Packpapier oder Zeitungspapier können Kinder bedrucken oder bunt bemalen. Anstatt Folie und Geschenkbändchen aus Kunststoff zu verwenden, besteht auch die Möglichkeit Schuhkartons zu bekleben und mit Naturbast zuzubinden. Nun zum Thema Geschenke: Natürlich kann man gerade bei jüngeren Kindern nicht einfach komplett auf materielle Geschenke verzichten – aber Reduzieren ist durchaus möglich. Wie wäre es, sich auch mal gegenseitig „Zeit miteinander“ zu schenken? Z.B. Gutschein für einen Abenteuer-Tag im Wald oder Tierpark, bzw. bei Erwachsenen etwas überlegen, was diese gerne machen. Etwas ältere Kinder verstehen durchaus, dass Geschenke nicht immer materiell, sonder auch immateriell sein können.
3Challenge „Minimum Müll an Weihnachten“
Zero Waste – und das an Weihnachten? Ganz ehrlich: das Ziel „Null Müll“ liegt im Familienalltag meist in weiter Ferne, auch wenn wir tagtäglich unser Bestes geben, so wenig Abfall wie möglich zu produzieren. Doch Weihnachten rückt näher und uns beschleicht leichte Panik: was bleibt von unserem Nachhaltigkeitstun angesichts unzähliger Geschenkverpackungen? Werfen wir ausnahmsweise unsere guten Vorsätze über Bord und allerhand Müll in die Tonne? Aber NEIN! So leicht lassen wir uns nicht entmutigen. Nehmen wir die Herausforderung an! Lassen wir uns etwas einfallen! Warum nicht in Familie, Verwandten- und Freundeskreis die Challenge „Minimum Müll an Weihnachten“ ausrufen? Euch allen fällt bestimmt allerhand dazu ein, angefangen bei einer Namensliste aller Beteiligten und einem Punktesystem, wer wann welche Verpackung in der Advents- und Weihnachtszeit eingespart hat. (Kleiner Hinweis nebenbei: wer im Unverpackt-Laden einkauft, hat automatisch die Nase vorn!) Am Ende gibt es nicht nur die eine Gewinnerin oder den einen Gewinner – alle hatten ihren Spaß am Wettbewerb und die Umwelt dankt es uns! Und hier schon mal der ultimative Tipp der OmasForFuture: selbstgenähte Stoffsäckchen, individuell für jedes Geschenk geeignet.
4Gelegentlich zu verzichten und Handeln hinterfragen
Salam aleikum! Nachhaltigkeit. Ich kann das Wort nicht mehr hören. Durch den medialen Missbrauch ist es seiner Bedeutung beraubt worden. Obige Begrüßung ist kein Aufruf zum Konvertieren, denn ich bleibe eine überzeugte Sozialistin. Dadurch, dass ich aber seit Jahren mit überwiegend moslemischen Schülern arbeite, lerne ich deren Traditionen näher kennen und es gibt einiges, was uns zum Umdenken bewegen könnte, z.B. Ramadan, der Fastenmonat. Hier wird Verzicht geübt, um sich in die Menschen versetzen zu können, die in Armut leben. Beim Zuckerfest wird nicht nur gefeiert. Auch ist allgemein üblich, sich an diesem Fest gegenseitig um Verzeihung zu bitten. Das sorgt für nachhaltige Beziehungen. Viele Moslems geben ein Zehntel ihres Einkommens an Bedürftige. Ich glaube, das ist so ähnlich wie Nächstenliebe. Meine Tochter lebt vegan, wofür ich sie bewundere, denn dadurch leistet sie einen echten Beitrag. Veganismus trägt nämlich zu nachhaltiger Ernährung bei. Ein paar Daten machen uns vielleicht darüber nachdenklich, worauf es wirklich ankommt: Haushalte werfen jährlich 570.000 Tonnen Frischfleisch im Wert von 1.300 Millionen Pfund weg, wobei fast die Hälfte davon noch essbar wäre. Das entspricht ungefähr 50 Millionen Hühnern, 1,5 Millionen Schweinen und 100.000 Rindern. Weltweit werden 12 Milliarden Tiere „weggeworfen“.
Halleluja, Sacklzement! Gelegentlich zu verzichten und sein Handeln zu hinterfragen und zu prüfen und sich nicht nur mit einem Label der Nachhaltigkeit zu schmücken, wäre ein wahrhaftiger Schritt zur Nachhaltigkeit.
Titelbild gemalt von Klara (6)