Kleinkind, Lernen und Spielen

Einfach Malen: Was Eltern wissen müssen

Verena Riehl

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Malen ist ein Kinderspiel. Oder doch mehr? Warum Malen für die Entwicklung wichtig ist und wie Eltern ihre Kinder beim Malen begleiten und fördern können, verrät uns Malraum-Pädagogin Anita Hirschberger aus Unterlichtenwald im Interview.

Anita Hirschberger ist Erzieherin, Heilpraktikerin für Psychotherapie und ausgebildete Malraum-Pädagogin.

Frau Hirschberger, Sie leiten Kinder und Erwachsene beim sogenannten „Malspiel" an. Das sind besondere Malkurse, in denen es nicht darum geht, eine bestimmte Maltechnik zu erlernen oder ein bestimmtes Motiv zu malen. Können Sie uns einen kurzen Einblick in das Konzept geben?

ANITA HIRSCHBERGER: Das „Malspiel“, so wie Arno Stern der Begründer, es nannte, hat weder mit Kunst, noch mit dem Zeichenunterricht etwas zu tun. Hier liegt die Aufmerksamkeit nicht beim Bild oder darauf, am Ende der Stunde ein fertiges Produkt mit nach Hause nehmen zu können, sondern ausschließlich auf dem Erleben. Eben dem „Spiel“ mit Farben und Formen. Damit dieses absichtslose, zweckfreie „Spiel“ ermöglicht werden kann, braucht es gewisse Rahmenbedingungen, damit die universelle Spur (die jedem Menschen inne wohnt) wiederbelebt werden kann. So gibt es einen eigens dafür eingerichteten Malraum aus Wänden, die mit Weichfaserplatten und Packpapier ausgekleidet sind. In der Mitte des Raums steht der Farbpalettentisch mit 18 leuchtenden Farben. Die Malraumleitung achtet auf den störungsfreien Ablauf der Malstunde, so dass alle Malenden sich ganz ihrem eigenen Prozess hingeben können. Ohne Leistungsanspruch, ohne Zeitdruck, dem eigenen Rhythmus folgend. Kinder ab etwa drei Jahren malen gemeinsam mit Erwachsenen in einer Gruppe, was als sehr bereichernd empfunden wird. Es gibt ein paar wenige aber dafür klare Regeln, die es jedem ermöglichen, sich von Anfang an in der Gruppe sicher und wohl zu fühlen.

Wie entwickelt sich das Malen bei Kindern? Gibt es so etwas wie Entwicklungsphasen, die alle Kinder ähnlich durchlaufen?
Als erstes übt und verinnerlicht das Kind die Erstfiguren, die ganz ohne unser Zutun von selbst aus ihm heraussprudeln. Aus diesen Erstfiguren setzt es dann verschiedene Bilddinge (z. B. Viereck und Dreieck werden zum Haus) zusammen. In Arno Sterns Forschungen stellte sich heraus, dass Kinder überall dieselben Gebilde aus denselben Formen darstellten. Sogenannte Urformen tauchten immer wieder, nicht nur in den Kinderzeichnungen, sondern auch bei den Erwachsenen auf, z.B. die Strahlenfigur als Sonne, als Kopf mit Haaren, als Blumenkopf, als Hände mit Fingern. Würden wir dem Kind, beim Betrachten seiner Strahlenfigur, sagen „Ah, du hast eine Sonne gemalt“, nehmen wir ihm die Möglichkeit, diese Figur für anderes einzusetzen und wir beschränken das Kind in seiner Kreativität. Die Bilder selbst entwickeln sich je nach Entwicklungsstand des Kindes in einer gewissen Gesetzmäßigkeit. Beginnend mit dem Streubild, auf dem die Kringel und Formen noch fast schwerelos über das ganze Blatt verstreut werden, bis schließlich hin zur Zentralperspektive. Dazwischen gibt es zehn weitere Entwicklungsschritte, die die Kinder in ihrem eigenen Rhythmus durchlaufen, wenn sie die Möglichkeit haben, selber zu entscheiden, was sie malen. Ermalen sich die Kinder die einzelnen Schritte selbst, bleibt diese zeichnerische Fertigkeit und die Lust am Malen meist ein Leben lang erhalten.

"Kleine Kinder malen ohne Absicht, etwas Bestimmtes abbilden zu wollen. Es ist rein die Freude am bildnerischen Ausdruck, das Experimentieren mit verschiedenen Formen."

Gerade am Anfang malen Kinder ja nicht, um etwas Konkretes darzustellen. Trotzdem malen alle kleinen Kinder. Was wollen Kinder eigentlich mit ihren Bildern?
Die meisten Erwachsenen denken, dass ein Kind sobald es einen Stift halten und benutzen kann, etwas darstellen möchte. Doch gerade ganz kleine Kinder malen ohne Absicht, etwas Bestimmtes abbilden zu wollen. Es ist rein die Freude am bildnerischen Ausdruck, das Experimentieren mit verschiedenen Formen.  Kinder wollen in erster Linie spielen! Ohne Absicht, ohne Ziel. Und in ihrem Spielen lernen Kinder. Genauso verhält es sich auch mit dem Malen. Für das Kind ist Malen – Spielen. Auch hier wiederholen sie oft wochenlang die immer gleichen Formen oder Gebilde, bevor sie den nächsten Entwicklungsschritt machen und plötzlich ein völlig anderes Bild malen. Erst am Ende der Kritzelphase, so etwa mit 2,5 bis 3 Jahren, benennt das Kind seine Formen. So kann ein Kreis zum Teller werden oder zum Autoreifen. Gerade in dieser Phase sollten wir es vermeiden, die Formen im Bild selbst zu benennen. Damit hat das Kind die Möglichkeit, ein und dieselbe Form für verschiedene Dinge zu verwenden. So wird ein Dreieck eingesetzt, um das Hausdach, das Kleid, ein Zelt, ein Segel und anderes darzustellen.

Welche Effekte hat das (freie) Malen auf Kinder? Wie trägt es sogar zur Persönlichkeitsentwicklung bei?
Wahrscheinlich fragt sich der ein oder andere tatsächlich, was das bisschen Malen schon bewirken kann. In der Tat hat es jedoch zahlreiche positive Auswirkungen, die sich nachweislich auch in den Alltag übertragen und die Persönlichkeit unserer Kinder stärken. Das themenfreie Malen, wie wir es im Malraum betreiben, grenzt sich jedoch vom freien Malen wie etwa dem Action Painting ab. Es hat klare Regeln und Strukturen, das den Kindern jedoch auf ihren Bildern einen großen Freiraum ermöglicht. Dies hat nichts mit schmieren, spritzen, klecksen usw. zu tun, sondern mit sauberer Pinselführung, Konzentration, und Hingabe beim Malen. Im Malraum lernt es, sich an Regeln zu halten, denn nur so kann das Malspiel gelingen. Es lernt Hilfe anzufordern und anzunehmen. Es lernt wertschätzenden Umgang mit Material, übt Toleranz, und lernt Grenzen zu akzeptieren. So fördern wir durch das themenfreie Malen oder auch das Malspiel im Malraum die Selbst-, Sach- und Sozialkompetenzen unserer Kinder. Diese wiederum sind für die Entwicklung unerlässlich. Auch in Vorbereitung auf die Schule kann so manches geübt und verinnerlicht werden. So unterstützen wir das Kind in seiner Feinmotorik und in seiner Konzentration und Ausdauer. Da das Lob wegfällt, werden die Kinder bestärkt, aus eigenem Antrieb zu handeln und durchzuhalten. Außerdem fördert es natürlich Kreativität und Offenheit gegenüber Neuem. Wir unterstützen durch das themenfreie Malen auch die Neugierde, auszuprobieren und stärken das Selbstvertrauen. Das Kind übt dabei selbst Entscheidungen zu treffen und erfinderisch Lösungen zu finden. Es lernt Frust auszuhalten, wenn es mal nicht gleich so ist, wie es sich das vorgestellt hat. Das Kind wird dadurch unabhängiger und orientiert sich nicht mehr nur an der Meinung anderer, sondern an sich und seinen Bedürfnissen. Und die Kinder haben die Möglichkeit, ihre eigenen relevanten Themen zu verarbeiten. Außerdem fördert Malen Ruhe und Entspannung in einer reizüberflutenden Welt.

Die gemalten Blätter werden im Malort archiviert, aber werden nicht vom Teilnehmer nach Hause mitgenommen. Was ist eigentlich der Hintergrund dieser Praxis?
Da die Bilder weder besprochen, noch bewertet oder gar zensiert werden, es beim Malspiel nicht um das Ergebnis, sondern um das Erlebnis selbst geht, verbleiben die Bilder im Malraum. So haben die Malenden die Chance, sich in ihrem kreativen Ausdruck wirklich zu trauen, sich zu öffnen und alles ausfließen zu lassen, was sich ihnen von Innen her aufdrängt. Sie kommen nicht in die Verlegenheit, es doch erklären oder zeigen zu müssen. Außerdem können sie lernen, dass es nicht immer darum geht, ein Produkt zu schaffen, das man dann wiederum besitzen muss. Innere Freiheit entsteht im Loslassen. Eine wichtige Eigenschaft, wie ich finde, die hier ganz spielerisch erfahren werden kann. Geht es ja bei diesem Konzept nicht um das Bild, sondern um den Moment des Malens!

„Es passiert nur etwas während des Malens, es gibt kein Nachher!“ (Arno Stern).

Ein weiterer Effekt ist dieser, dass der Druck, mit dem Bild in der Stunde fertig werden zu müssen, wegfällt. Das Bild kann einfach die Woche darauf weiter gemalt werden. Der Malende allein hat die Entscheidung darüber, wie lange er an einem Bild weiter malen möchte. So gibt es Malende, die über Monate hinweg an einem Bild arbeiten und dieses buchstäblich über sich hinauswächst. Ein ganz wichtiger Aspekt ist auch der, dass dadurch die intrinsische Motivation und die Selbstzufriedenheit gestärkt und unterstützt werden. Kinder malen hier nicht für Mama, Papa oder dafür, es einem anderen Recht zu machen, sondern ganz alleine für sich selbst. Die Bilder werden alle wertschätzend archiviert. Jeder Malende hat seine Mappe, die er zu jeder Zeit auch wieder anschauen kann. Die Bilder der Kinder dürfen von den Eltern, mit dem Einverständnis der Kinder, aber ohne die Kinder selbst, mit der Malraumleitung durchgesehen werden. So können auch die Eltern an der Entwicklung ihrer Kinder teilhaben.

Was ist eigentlich so schlimm daran, ein Bild zu loben oder als "schön" zu bezeichnen, wenn mir ein Kind sein Bild zeigt? Ich drücke damit doch meine Freude über das Bild aus.
Wie gesagt, ganz kleine Kinder malen noch ohne jegliche Absicht. Die einzige Absicht, die das Kind immer hat, ist: gesehen zu werden. Es möchte geliebt und angenommen werden, so wie es ist. Für das Kind hat die Kinderzeichnung in erster Linie nicht die Funktion, „schön“ zu sein oder dekorativ zu wirken. Wenn sie uns ihr fertiges Bild reichen, heißt das nicht gleich, dass sie von uns Feedback erwarten. Sie sind einfach fertig damit. Wir könnten die Kinder fragen, ob sie vielleicht ein neues Blatt haben möchten oder aber es einfach wertschätzend entgegennehmen, es gemeinsam mit dem Kind vielleicht in eine Mappe geben. Sprechen wir dagegen immer sofort ein Lob aus oder bewerten, interpretieren oder kritisieren wir womöglich, heißt das für das Kind: „Aha, so möchte meine Mutter, dass ich male“, oder eben, „So möchte sie es nicht“. Damit schränken wir das Kind in seiner Ausdruckskraft ein, da es zukünftig versuchen wird, ein Bild nach unseren Vorstellungen zu kreieren. Hier unterstützen wir lediglich den Perfektionismus und wir bringen sie in eine Art Abhängigkeit von Lob. Die spontane, absichtslose Kreativität wird sich von Mal zu Mal verringern. Sind Kinder dann im Kindergarten oder in der Schule passen sie ihren Malstil an die Wünsche der Erwachsenen an und malen nicht mehr so hingebungsvoll wie als kleines Kind.  Ich kann mich auch ohne Lob, Benennung, Bewertung des Bildes mit meinem Kind an seiner Kreativität freuen. Manchmal reicht es schon aus, stiller Zeuge des Geschehens zu sein! Ich kann mich auch daran erfreuen, dass mein Kind so konzentriert, so ausdauernd, so sorgfältig malt, und ihm das mitteilen. Dann wertschätze ich sein Tun und nicht nur das Ergebnis! Somit werden die Kinder nicht automatisch von Klein auf schon auf Leistung „getrimmt“.

Eine andere Reaktion von Eltern und anderen Bezugspersonen auf Kinderbilder - „Was hast du denn da gemalt?“ - entspringt dem Bedürfnis, mit dem Kind ins Gespräch über sein Bild zu kommen. Wenn man darüber nachdenkt, signalisiert diese Frage aber dem Kind „Ich kann nicht erkennen, was das darstellen soll. Du hast es nicht gut genug gemalt." Was könnte ich stattdessen fragen?
Muss es immer eine Frage zum Bild geben? Müssen wir immer ergründen, was uns das Kind wohl mit ihrem Bild mitteilen möchte? Wir können auch eine Frage zum Wohlbefinden des Kindes stellen und somit ebenfalls dem Bedürfnis nach Kontakt mit unserem Kind nachkommen. Im Grunde geht es um die Beziehung, um die sichere Bindung zwischen dem Kind und dessen Bezugspersonen. Hier sollte nicht die Leistung im Vordergrund stehen, sondern das Kind. Also kann man das Kind in den Arm nehmen und z.B. fragen: „Wie fühlst du dich jetzt? Hat es Spaß gemacht? Möchtest du weiter malen? Brauchst du noch ein Blatt?2 Wenn man sich dann doch zum Bild äußern möchte, reicht auch ein wertschätzendes: „Ah, interessant!“ oder: „ Da hast du das Bild ja gut gefüllt!“. Oder man kann wertschätzen, dass sich das Kind jetzt sehr ausdauernd mit Malen beschäftigt hat.

Wenn Kinder zuhause immer Zugang zu Malsachen und Kreativartikeln haben, wie verhindere ich, dass Wände und Möbel als Leinwand herhalten müssen?
Wenn Ihrem Kind ein eigener Platz zum Malen und Kreativsein zur Verfügung steht, dieser vielleicht selbst von ihm noch miteingerichtet werden darf, sich dieser in der Nähe der Bezugsperson befindet, das Material abwechslungsreich von Zeit zu Zeit verändert wird, dann wird es diesen Platz zu schätzen wissen und muss erst gar nicht in die Versuchung kommen, auf Wände und Möbel auszuweichen. Man kann mit dem Kind immer wieder im Gespräch darüber sein, ob es alles hat, was es jetzt gerade braucht oder ob noch was fehlt und dies ggf. nachrüsten.

Eltern greifen ja gerne zu Malbüchern. Gerne auch für unterwegs, weil sich die Kinder lange damit beschäftigen und damit sinnvoll Wartezeiten beim Arzt oder im Restaurant überbrückt werden können. Auch bei Erwachsenen stehen Ausmalbücher gerade hoch im Kurs. Sind das aus Ihrer Sicht geeignete Materialien, um mein Kind und sein Malbedürfnis zu fördern?
Alles „Vorgegebene“ kann das Kind nur für kurze Zeit in seinem Malbedürfnis befriedigen. Es wird begrenzt auf ein paar wenige Bilder, die bereits fertig sind und nicht mehr weiterentwickelt werden können. Außerdem signalisieren diese fertigen Bilder oftmals wieder das „Perfekte“ und das Kind wird mit seiner „Unfähigkeit“ konfrontiert („So einen Elefanten, wie in dem Malbuch, bekomm ich eh nicht hin, also lass ich es lieber!“). Somit berauben wir sie ihrer Phantasie und Vorstellungskraft. Für die kleinen Kinder sind diese Bilder erstmal „Fremdformen“, die es so selber nicht malen würde. Die eigene Vorstellungsgabe, die eigene Bilderwelt dagegen ist unerschöpflich und kann immer wieder weiterentwickelt und verfeinert werden.  Es können durchaus auch mal Malbücher zum Einsatz kommen. Ich möchte dies nicht grundsätzlich gering schätzen, solange es nicht die einzige Gelegenheit für das Kind ist, kreativ sein zu können und es genügend andere Möglichkeiten hat, seine eigenen inneren Bilder auszudrücken. Mandala-Bücher sind da übrigens auch eine gute Option. Wir Erwachsenen benutzen Ausmalbücher meist, um uns zu entschleunigen, zu entspannen. Hier fühlen wir uns sicher und kompetent, können wir doch sehr genau und ordentlich ausmalen. So ist uns ein perfektes Ergebnis gewiss. Wir haben Angst, wieder selber Bilder zu malen, weil wir uns darin so unperfekt fühlen. Wir bewerten uns ja stets selber und unser Anspruch auf Ästhetik ist sehr groß. In vielen von uns steckt diese Überzeugung, nicht wirklich malen zu können. Um sowohl die Malfreude der Kinder als auch unsere eigene wieder ins Fließen zu bringen, könnten wir z.B. folgendes tun: Es gibt kleine Büchlein mit Blanco-Seiten, in die das Kind (oder auch der Erwachsene) jederzeit zur Überbrückung selbst ihr Eigenes malen kann. Auch ein „Kritzelbuch“ ist eine gute Möglichkeit, dem Malbedürfnis nachzukommen. Viele Erwachsene kritzeln während sie telefonieren z.B. auf einen Block, der gerade neben ihnen liegt. Oftmals ganz unbewusst. Warum also nicht bewusst jeden Tag ein wenig kritzeln? Mal schnell, mal langsam, mal ganz wild, mal ganz geordnet. Einfach so, ohne Ziel, ohne Absicht. Selbst wenn man sich dabei erstmal etwas albern vorkommt, kann es mit der Zeit zu einer liebgewonnenen Gewohnheit oder vielleicht zu einem schönen Ritual gemeinsam mit Ihrem Kind werden. Oder jeden Tag eine Postkarte malen? Ob nun mit bunten Stiften oder mit Kulli – spielt keine Rolle. So haben auch wir Erwachsenen die Möglichkeit, verpasste Entwicklungsschritte in der Zeichenentwicklung nachzuholen und die Überzeugung nicht malen zu können, hinter uns zu lassen!

"Alles was das Kind braucht, ist Ermutigung, es zu probieren und die Möglichkeit es so oft es geht zu wiederholen, zu üben, zu verinnerlichen."

Meine Tochter (3,5 Jahre) ist manchmal schnell unzufrieden mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen, wenn sie zum Beispiel sich selbst mit einer Katze malen möchte. Sie kommt dann zu mir und sagt: Ich kann das nicht. Mal du mir bitte eine Katze. Sollte ich ihr das dann zeigen oder wie kann ich hier am besten reagieren?
Ich glaube, in diese Situation ist jeder von uns schon gekommen und oftmals kommen wir der Bitte des Kindes, es ihm zu zeichnen, vorschnell nach. Indem wir ihm zeigen, „wie es richtig geht“, verunsichern wir das Kind noch mehr und es wird erfinderisch werden, gewissen Zeichnungen immer wieder auszuweichen, bis es schließlich entmutigt über das eigene Können, ganz das Malen verweigert. Alles was das Kind hier braucht, ist Ermutigung, es zu probieren und die Möglichkeit es so oft es geht zu wiederholen, zu üben, zu verinnerlichen. Oftmals reicht es schon aus, das „Setting“ wie gemalt wird, zu verändern. So könnten Sie dem Kind eine Papierrolle anbieten und Ihr Kind selbst entscheiden lassen, ob es nach dem Malen seinen Teil gleich einrollen möchte, so dass nur sie sieht, wie ihre Katze aussieht. Oder Sie bieten ihr ein extra Katzen-Büchlein an (mit Blanco-Seiten), in das sie jeden Tag eine andere Katze malen kann, solange, bis sie die perfekte für sich gefunden hat, die sie dann auf ein Blatt Papier in ein anderes Bild einfügt. So hat sie die Möglichkeit, alle Formen die sie für ihre Katze benötigt zu üben, zu verinnerlichen. Sie stärken damit den Mut Ihres Kindes etwas auszuprobieren. So kann sie das Urvertrauen in ihren eigenen Ausdruck wieder finden.  Manchmal reicht es auch schon aus, dem Kind zu sagen, „Komm ich helf dir, hol doch schon mal den passenden Stift dafür.“ „Was hat denn deine Katze alles? Bauch? Beine? Na dann mal das doch schon mal!“ Wenn es dann wieder sagt, „Aber ich kann keinen Bauch“, kann man weiterfragen: „Na du hast doch schon mal einen Mensch gemalt, der hatte auch einen Bauch. Könnte der Bauch deiner Katze nicht auch so aussehen?“ Meistens kommen die Kinder dann doch ganz schnell selber ins Malen. Und das Kind hat das Gefühl, dass Sie ihm doch geholfen

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