Leben

Radreisen mit Kindern: Wie geht das?

Jessica Suttner

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Nicht nur dem Klima zuliebe bietet sich das Reisen mit Rad an. Aber geht das mit Kindern? Jessica Suttner hat bei drei Familien nachgefragt, die das schon seit einigen Jahren machen.

Das vergangene Jahr und der Ausblick auf diesen Sommer verändern für viele die Gewohnheiten des Reisens. Es werden Urlaubsziele in der Nähe gesucht, man entdeckt die Natur wieder und meidet Orte, an denen man zu vielen Menschen begegnet. Daher und auch dem Klima zuliebe bietet sich wohl das Reisen mit Rad an. Aber geht das mit Kindern? Jessica Suttner hat bei drei Familien nachgefragt, die das schon seit einigen Jahren machen: Familie Espenhain (Kinder im Alter von 12, 14, 16 Jahren), Familie Leidhold-Schenk (Kinder im Alter von 5, 9, 13 Jahren) und Familie Suttner (Kinder im Alter von 4, 7, 10 Jahren) berichten von ihren Erfahrungen. Auf die Räder, fertig los!

Was sagen die Kinder/Jugendlichen?

Was gefällt Euch besonders an einem Radurlaub?

  • dass man einfach stoppen oder abbiegen kann wo es einem gefällt
  • Pausenstationen, Mitbringsel und immer woanders essen
  • Schlafen im Zelt, Campingplätze und neue Freunde
  • Radfahren und Bewegung machen Spaß, es wird nicht langweilig
  • Zeit mit der Familie

Und was gefällt Euch nicht? Vermisst Ihr etwas?

  • meine Freunde vermisse ich, Zuhause und meine Kuscheltiere
  • mir gefällt nicht, dass wir so lange Fahrrad fahren müssen
  • Hitze und Regen sind nicht so toll. Vermissen tun wir nichts.

Was sollte man auf jeden Fall dabei haben?

  • Fahrrad, Buch, Ball und Frisbee
  • Kuscheltiere, mein Lavendelkissen, Hörspiele
  • Taschenlampe, Schlafsack, aufblasbares Kissen, Isomatte
  • Regenjacke, Wasser, Essen

Was war der schönste Radweg, den Ihr gefahren seid?

  • Bodenseeweg bis Basel und am Main mit Oma und Opa
  • Jagst Radweg und Fünf-Flüsse Radweg war einfach schön!
  • Weser-Radweg und Elberadweg

Könnt Ihr Euch vorstellen, später auch alleine, mit Freunden oder Kindern eine Radreise zu machen?

  • Ja (sagen 7 der 9 Kinder! Die Älteste hat sogar schon selbst im vergangenen Jahr eine Radreise mit Freunden geplant und unternommen!)

Welchen Tipp habt Ihr an Kinder und Jugendliche, die einen Radurlaub machen wollen?

  • nix wichtiges vergessen
  • Nimm dein Handy mit, ein Hörspiel und Bücher
  • Habt keine Angst vor Gewittern!

Was sagen die Eltern?

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, mit Kindern per Rad zu verreisen?

  • Als uns das erste mal Freunde davon erzählt haben, dachten wir „die sind doch verrückt“. Es ist ein nachhaltig, autofreies Reisen, der Weg ist das Ziel und wir lieben das Radfahren.
  • Wir sind schon immer mit dem Rad verreist.
  • Es ist eine Möglichkeit des Aktivurlaubs mit Kindern und man kann von der Haustür aus in den Urlaub starten.

Welche Tagesetappen und Gesamtstrecken fahrt ihr?

  • Tagesetappe 25 – 75 km, Gesamtstrecke 450 – 800 km
  • Tagesetappen 30 – 60 km gesamt ca. 300 – 450 km
  • ca. 50-60 km am Tag und ca. 200 – 250 km insgesamt

Wie jung waren die jüngsten Kinder bei Euren Touren?

  • Ungeboren, bzw. 15 Monate
  • 9 Monate
  • 0-1 Jahre

Und wie reisen die Kinder, die noch nicht selbst fahren können, mit?

  • im Hänger und auf dem Fahrradsitz vorn
  • zusätzlich Follow Me, für die, die nur teilweise fahren oder mal Pause machen wollen
  • Zunächst Anhänger, dann Kindersattel und anschließend Anhängefahrrad

Wie kommt Ihr zum Startpunkt und wieder nach Hause?

  • Mit dem Zug
  • oder von der Haustür/ zur Haustür
  • je nach Strecke, entweder mit Zug oder Auto

Wo übernachtet Ihr?

  • meistens im Zelt, da wir so flexibel auf alles reagieren können und uns nicht an vorgegebene Etappen halten müssen, ggf. Pension
  • Im Zelt, in der Jugendherberge, vereinzelt in Pension
  • In Gaststätten, Pensionen oder Hotels

Kann man denn für eine Familie das ganze Urlaubsgepäck auf dem Rad transportieren? Wie?

  • unproblematisch in Satteltaschen
  • Die Kinder hatten schon früh eigene Satteltaschen, die zumeist aber mit einem überdimensionierten Kuscheltier befüllt waren
  • Das geht mit guten Radtaschen, genau geplantem Gepäck, Rei in der Tube oder Waschsalon unterwegs
  • aber ohne Fahrradanhänger (mit Platz für Kinder) ist es schwer denkbar

Was ist mit Pannen? Und Regen?

  • Regen war fast immer, Pannen auch. Pannen bei Regen sind besonders unangenehm
  • Meistens sind Pannen machbar. Werkzeug und Schläuche gehören unbedingt ins Gepäck!
  • Natürlich braucht man gute Regensachen für alle. Im Niesel zu fahren kann sogar ganz schön sein ...
  • Gut ist wenn man Pufferzeit einplant und notfalls einen Tag irgendwo bleibt, dann ins Kino, Hallenbad, Museum, in der Jugendherberge kickern, spielen oder fernsehen

Was ist das Schönste an Radreisen mit Kindern/ Jugendlichen?

  • Man muss nicht den Tag gestalten, hat immer etwas zu tun und verbringt stets mit allen Zeit. Die Eltern haben keine Organisationslast.
  • Die Bewusstheit für das Reisen und die kleinen schönen Dinge am Weg, Erschöpfung und Stolz am Abend wenn man eine schwierige Strecke geschafft hat.
  • Die gemeinsame intensive Zeit, spontane Erlebnisse und Entdeckungen am Wegesrand, dass wir immer an der frischen Luft und in der Natur sind, Bewegung für alle.

 

Habt ihr es schon mal bereut, mit dem Rad gereist zu sein?

  • Meistens kurz: wenn wir uns verfahren, es spät wird und alle Hunger haben, wenn die geplante Schifffahrt nicht klappt weil man den Anhänger nicht mitnimmt.
  • Wir bereuen es immer, wenn die Kinder meckern (gibt sich an Tag 3) und wenn wir beim Zugreisen auf unflexible und unfreundliche Bahnmitarbeiter treffen.
  • Nein, nie! Es ist einfach schön!

Welchen Tipp habt Ihr für Familien, die das Radreisen zum ersten Mal ausprobieren wollen?

  • Sucht familienfreundliche Wege aus (Spiel-/Badeplätze, Museen, Eisdielen, tolles Ziel)
  • Als Einstieg sind Bahntrassenradwege oder Flussradwege mit wenig Steigung sehr empfehlenswert.
  • Oder Strecken, bei denen man kleine Etappen mit Bahn oder Schiff überbrücken kann
  • Oder fahrt vor der Haustür los, wie beim Donauradweg nach Wien
  • Es lohnt sich, in ein geräumiges, aber leichtes Zelt mit kleinem Packmaß zu investieren
  • Sorgt für genug Optionen, um müde Kinder zu transportieren
  • Denkt an kleine Motivationsstützen in der Lenkertasche (Gummibärchen, Traubenzucker...) und im Fahrradanhänger ist eine Hörspielstation eine gute Sache

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