Freizeit

Play Ball bei den Regensburger Legionären

Holger Schellkopf

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In Regensburg ist eine der erfolgreichsten Baseball-Mannschaften Deutschlands zuhause. Bei den Guggenberger Legionären können schon Kinder ab drei Jahren zu Handschuh und Schläger greifen. Wer sich ein wenig damit beschäftigt, ist schnell fasziniert von dieser besonderen Sportart.

Einer wirft, einer schlägt, ein paar versuchen zu fangen, wieder andere sausen über ein paar weiße Kissen von einer Ecke in die andere und versuchen, dort anzukommen, wo der Ball gerade weggeschlagen wurde. Was ist hier denn los? Ja, für Neulinge wirkt Baseball wahrscheinlich recht verwirrend. Wer sich aber nur ein klein wenig damit beschäftigt, ist schnell fasziniert von dieser besonderen Sportart.

Rund 210 Millionen Menschen spielen weltweit aktiv Baseball. In vielen südamerikanischen Ländern oder in Japan gehört das Spiel zu den ganz bedeutenden Sportarten. Im US-Sport bildet Baseball zusammen mit Basketball, Eishockey und American Football die Big 4, dementsprechend ist die amerikanische Liga auch hier das Nonplusultra des Sports. Wer es in die Major League Baseball (MLB) schafft, der gehört zu den ganz Großen. Einer, der es in die MLB geschafft hat, ist Max Kepler (mit ganzem Namen Maximilian Kepler-Rozycki). Mehr noch: der 29-Jährige ist ein Star, gilt als bester europäischer Spieler. Er ist eine Art Dirk Nowitzki des Baseball. Während Basketball-Superstar Nowitzki aus Würzburg kommt, führt die Spur des gebürtigen Berliners Max Kepler direkt nach Regensburg. Hier besuchte Kepler ab 2008 das Baseball-Internat der Legionäre, wurde 2011 noch mit den Legionären Deutscher Meister – obwohl er zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon zwei Jahre in den USA spielte.
Es ist aber kein Zufall, dass der Weg von Max Kepler ausgerechnet aus Regensburg zu den Minnesota Twins in die USA führte (insgesamt gab es 16 Angebote von MLB-Klubs). Die Legionäre sind mehrfacher Deutscher Meister.

Deutschlands heimliche Baseball-Hauptstadt

Regensburg ist mit dem Internat, dem modernen Stadion und nicht zuletzt durch den Europa-Standort der MLB so etwas wie die mehr oder weniger heimliche deutsche Baseball-Hauptstadt. Die inzwischen als Guggenberger Legionäre firmierenden Baseballer sind, SSV Jahn hin, Eisbären her, schlichtweg der erfolgreichste Verein der Stadt. Das liegt nicht nur an der Bundesliga-Mannschaft, sondern auch an den zahlreichen deutschen und bayerischen Meister-Titeln im Nachwuchsbereich.

Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen ist bei den Legionären auch kein Mangel an Nachwuchs zu erkennen. Im Gegenteil, gerade bei den Kindern boomt Baseball. „Bei den Guggenberger Legionären spielen Mädchen und Jungs, Damen und Herren von 3 bis 99+ Jahren in über 25 Mannschaften Baseball und Softball“, heißt es auf der Website. Daran ist zu erkennen, dass auch der Breitensport nicht zu kurz kommen soll. Für die Kinder geht es mit drei Jahren bei den Bambini los. Auf dem ganz kleinen Feld direkt neben dem Restaurant im Stadion geht es in erster Linie um Spaß und um die ersten Erfahrungen mit (weichem) Ball und (gepolstertem) Schläger.

Werfen, Fangen, Schlagen, Laufen - Baseball bietet viele unterschiedliche Anforderungen. (Foto: Schellkopf)

Einen Schritt weiter sind die Teeballer, die jüngste Wettkampfmannschaft. Teeball ist eine für die Kinder vereinfachte Form des Baseball. Der Ball wird dabei nicht aus der Luft geschlagen, sondern vom Batting Tee. Zusammen mit ein paar Regel-Modifikationen sorgt dies dafür, dass auch im Wettbewerb der Spaß und die Erfolgserlebnisse nicht außen vor bleiben. Spätestens mit acht Jahren geht es dann zur nächsten Stufe, dem Coach Pitch. Hier wirft nicht wie im großen Baseball der Gegner denn Ball, sondern der eigene Trainer. Das macht die Sache natürlich ein klein wenig einfacher für die jungen Spielerinnen und Spieler. Ansonsten ist das Ganze schon sehr nah am Spiel der Erwachsenen. Mit dem Live Pitch, regulär ab einem Alter von zehn Jahren, ist dann auch beim Nachwuchs echtes Baseball angesagt.

Baseball soll vor allem eins: Spaß machen

Rainer Zimmermann ist Headcoach der Legionäre für die Teeballer und im Bereich Coach Pitch. Zusammen mit einigen anderen Trainern, unter anderem aus dem Legionäre-Nachwuchsbereich, betreut er aktuell drei Mannschaften. Gerade beim Teeball wuselt es da des öfteren so richtig auf dem Platz. Bis zu 25 Kinder haben dann unübersehbar und unüberhörbar viel Spaß auf dem Platz. Dieser Spaß soll nach Überzeugung Zimmermanns auch im Vordergrund stehen. Gleichzeitig entwickeln die Kinder aber Fertigkeiten, von denen sie profitieren, selbst wenn sie irgendwann mal keine Lust mehr auf Baseball haben. Werfen, Fangen, Schlagen, Laufen – der Sport bietet viele unterschiedliche Anforderungen und damit auch die Möglichkeit für die Kinder, ihre jeweiligen Stärken einzubringen und eventuelle Schwächen zu verkleinern. Wer nur eine der Aufgaben sehr gut erledigen kann, wird es beim Baseball nicht wirklich weit bringen.

Nicht nur die Kids, auch die Stars der MLB müssen damit leben, dass sehr gute Schläge abgefangen werden und sie „aus gemacht“ werden. (Foto: Schellkopf)

Die Mischung ist es wohl auch, die für die Faszination gerade bei den jungen Sportlerinnen und Sportlern sorgt. Jakob ist sechs Jahre alt, steht vor seiner dritten Saison als Baseballer, hat es inzwischen schon in die Bayern-Auswahl im Coach Pitch geschafft. Was beim Baseball am meisten Spaß macht?

„Man kann richtig draufhauen, sich hinwerfen und Bälle aus der Luft fangen, sliden und sich richtig dreckig machen. Und man kann nur als Team gewinnen.“

Etwas wissenschaftlicher betrachtet ist Baseball ein ganz ausgezeichnetes Training für alle motorischen Fähigkeiten, insbesondere die Visuomotorik, also die Augen-Hand-Koordination. Aber nicht nur das. Denn neben den physischen Aspekten spielt im Baseball die mentale Komponente eine ganz entscheidende Rolle. Es gibt wohl kaum eine Sportart, die besser geeignet ist, um Frustrationstoleranz zu trainieren. Selbst die stärksten Profis hauen öfter daneben als zu treffen. Auch die Stars der MLB müssen damit leben, dass sehr gute Schläge abgefangen werden und sie „aus gemacht“ werden. Beim Baseball gehört das eben dazu. Gerade für Kinder oft nicht einfach zu akzeptieren.

Coach Rainer Zimmermann legt auf diesen Teil der Ausbildung ebenso viel Wert wie auf den rein sportlichen Teil. Dazu gehört auch der respektvolle Umgang mit Teamkollegen, Gegner:innen und Schiedsrichtern. Meckern ist im Ballpark nicht gern gesehen. Insbesondere die größten Talente, die besten Spieler, sollen hier Vorbild sein. Teil des Geheimnisses ist dabei, dass beim Baseball einzelne Spieler eine Partie nicht alleine entscheiden können. Es braucht immer das ganze Team.

Baseballschule: Profis trainieren mit dem Nachwuchs

Dieses gemeinsame Verständnis ist auch Grundlage für das, was im Verein die #LegionäreFamily genannt wird. Was das bedeutet, ist ganz gut an den Feriencamps der Baseballschule zu erkennen. Dort stehen die Kinder mit den Stars der Bundesligamannschaft auf dem Feld. Internationale Profis wie Devon Ramirez oder Kaleb Bowman oder die Nationalmannschaftsspieler Alexander Schmidt und Pascal Amon trainieren da beispielsweise mit den Kindern und Jugendlichen. Eine Atmosphäre der Gemeinsamkeit, die irgendwie allgegenwärtig ist. Deshalb ist es dann auch für alle irgendwie ganz selbstverständlich, dass Jakob und seine Team-Kolleg:innen am Rande eines Bundesliga-Spiels mit der Regensburger Baseball-Legende Matt Vance oder Nationalspieler Lukas Jahn plaudern.

Dann geht es weiter im großen Stadion. Einer wirft, einer schlägt, ein paar Spieler laufen, andere versuchen zu fangen. Und auf den Rängen jubelt das Publikum.

Bei den Kindern besonders beliebt: zur Home-Base sliden. (Foto: Schellkopf)
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