Ein Viertel aller Lebensmittel landen in der Tonne. Aber jede:r kann was tun, damit wir unser Essen genießen und gesund bleiben.
Neulich in einem großen Hallenbad in der Region. Ich bin mit meiner Enkelin und deren Freundin beim Schwimmen, sie rutschen, balancieren auf den Badematten, tauchen durch die Wellen. Nur für eine Eis-Pause sind die Mädels aus dem Wellbecken zu bekommen.
Sie gehen sich ein Eis aussuchen, doch meine Enkelin entdeckt gleich am Eingang zum Bistro neongrüne Schlangen. Brav wie sie ist, läuft sie zu mir zurück und sagt, ich soll doch mal mitkommen, sie möchte gerne noch was kaufen. Wie wir so vor der Ansammlung der bunten Süßigkeiten stehen, kann ich erst gar nicht glauben, was es alles für Zuckerzeug gibt. Die neonfarbenen Schlangen in gelb, rosa und grün sind Zucker pur, es gibt Sprays in allen Farbe, damit kann man sich Zucker in den Mund sprühen. Wozu soll das gut sein? Ich bin nicht bereit, dafür auch nur einen Cent auszugeben. Meine Enkelin ist sauer auf mich, weil ich das Zeug nicht kaufe und nur den Eiswunsch erfülle. Ich erinnere mich an meine Kindheit. Ich hab mir damals für mein Taschengeld im Dorfladen eine große Menge Maoam gekauft und versteckt – ich kann meine Enkelin verstehen, aber meine schlechten Zähne heute sind ein Ergebnis des süßen Nascherei in Kinderjahren und genug ist nun mal genug.
Nachher im Wasser ist der Ärger über die blöde Oma wieder vergessen und das mitgebrachte Salamibrot wird hungrig auf dem Nachhausweg im Bus gegessen. Ich schreibe abends an den Bistrobetreiber. In einer Zeit, in der Politik und Gesundheitswesen auf Übergewicht aufmerksam machen, Gesetzesinitiativen starten, kann es nicht sein, dass an erster und prominenter Stelle Anreize für Süßigkeiten geschaffen werden. Eine Antwort habe ich bisher nicht erhalten.
Zucker sparen
Fakt ist: Subjektiv sehe ich im Schwimmbad viel mehr übergewichtige Kinder und Eltern als früher. Objektiv belegen Untersuchungen: jedes sechste Kind ist während der Corona-Krise dicker geworden. Ursache: weniger Bewegung, mehr Süßigkeiten. Rein aus Geschäftsinteresse an exponierter Stelle Süßigkeiten zu präsentieren ist erlaubt, aber in der heutigen Zeit unverantwortlich. Untersuchungen zeigen ebenfalls: mit der Präsentation an vorderster Stelle auf der Speisekarte können Gasthäuser gezielt die Essenswahl ihrer Kunden beeinflussen. Also: ein vegetarisches Gericht z.B. Zucchinipfanzerl mit Tomatensoße zuerst, erst viel später folgen Pommes etc.
Der Tipp: Süßspeisen sind bei Kindern beliebt, aber Zucker sparen geht. Süßspeisen, Pudding, Griesbrei selber zubereiten, das macht Kindern Spass und dann weiß man, wie viel Zucker drin ist, kann ihn selbst dosieren. Und auch die meisten Kuchenrezepte gelingen, wenn man die Zuckermenge reduziert.
Überhaupt landen ein Viertel aller Lebensmittel – und die oben genannten Zuckerstangen sind wahrlich keine Lebensmittel – in Deutschland auf dem Müll. Welche Ressourcen an Wasser, Getreide etc. werden damit verschwendet. Hauptverantwortlich dafür sind der Handel und die privaten Haushalte, also jede*r kann was tun, damit wir unser Essen genießen und gesund bleiben.
Titelbild gemalt von Felix (10)