Großeltern, Institutionen und Organisationen

Omas beste Klimarezepte: Kleine Schritte sind besser als keine Schritte!

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Barbara Eberhardt (Omas For Future / Regionalgruppe Regensburg)

Auch wenn die Welt kompliziert und oft ungerecht ist, können Großeltern ihren Enkelkindern die Hoffnung mitgeben: man kann immer etwas tun! Das zeigt auch diese wahre Geschichte.

Eines Sonntags, als wir (Großeltern, Eltern, Enkelkinder) auf dem Weg zur Kirche waren. Wir hatten es etwas eilig, denn wir wollten möglichst zusammen die Kirche betreten, als ein Haushalt, so dass wir dann zusammen sitzen konnten. Kurz vor dem Kirchenportal saß, wie es ja oft der Fall ist, ein Bettler, der uns einen guten Morgen wünschte und dabei die Hand aufhielt.

Ganz auf die (Corona-) Einlasskontrolle und den anstehenden Gottesdienstbesuch fokussiert, gingen die älteren Enkelkinder (9 J., 13 J.), ihre Eltern und der Opa zügig vorbei, nur die Jüngste (6 J.) und ich blieben stehen. „Oma, der Mann hat Hunger, geben wir ihm doch...“, bat die Enkelin, doch ich verwies auf später, nach dem Gottesdienst. Widerstrebend folgte sie mir und wir erreichten rechtzeitig gemeinsame Plätze.

Die Enkelin neben mir flüsterte: „Oma, gibst du mir Geld, dann geh‘ ich schnell raus ...“, des Vaters strenger Blick ließ sie schnell verstummen und sie versuchte, dem (für sie wahrscheinlich unverständlichen) Text der Liturgie zu folgen. Nach kurzer Zeit ein neuer Versuch: „Dem Mann ist auch sicher kalt, sollen wir nicht ...“ Ich versprach ihr leise, nach dem Gottesdienst würden wir uns um den Mann kümmern.

Wir beide konnten nun aber tatsächlich der Liturgie kaum mehr folgen und so verließen wir dann nach Ende des Gottesdienstes schnellstens die Kirche. Aber wo war jetzt der Obdachlose? An einem anderen Ausgang vielleicht? Der große Bruder versuchte, damit zu trösten, dass es ja viele Bettler gäbe und überhaupt könne man nicht jedem helfen. Die große Schwester erklärte, es gebe ja Sozialhilfe, spezielle Unterkünfte und „Profis“, die in unserem Wohlfahrtsstaat solchen Menschen helfen würden.

Unbefriedigende Antworten für Lotta, die bedrückt weiterschlich und im „Goldenen Kreuz“, wo es zum Aufwärmen heiße Schokolade gab, blieb sie still und interessierte sich nicht für die Geschichten von Karl V., von Dollinger und Drako. Sie wollte wissen, wo der Mann jetzt wohl sei, warum er arm sei, ob es ein Flüchtling sei (im Kindergarten spielte sie nämlich oft mit Fatime, einem Flüchtlingsmädchen und versuchte ihr deutsch zu lernen, erfuhr ich später von den Eltern), warum es denn Kriege gäbe, warum arme und reiche Länder ... warum, warum, warum ... Und auch wenn ich natürlich auf all diese Fragen sicher keine befriedigenden Antworten geben konnte, so glaube ich doch, durch geduldiges Zuhören, das Ernstnehmen dieser Fragen eine wichtige Großelternaufgabe erfüllt zu haben: mit den Enkelkindern zusammen versuchen, unsere komplizierte und ungerechte Welt zu verstehen, wobei man sich da zwar einerseits selbst oft als rat- und hilflos outen muss, andererseits aber doch den Kindern Mut machen kann, denn es gibt viele Hilfsangebote und engagierte Menschen, die sich für eine bessere Welt einsetzen.

Und so freute ich mich, als überraschend ein Anruf von Lotta kam: die große Schwester hatte für die „Sternsinger“ gesammelt, einer Organisation, die sich weltweit für die Verbesserung der Lage von Kindern einsetzt, und sie hatte den Fünfer gespendet, den sie zum Abschied vom Opa bekommen hatte. Und diese Hoffnung möchte ich, als Oma, meinen Enkelkindern mitgeben: man kann immer etwas tun.

Titelbild gemalt von Felix (9)