Nach dem Feuer im Flüchtlingslager in Moria ist das Thema aktueller denn je: Die Regensburger Initiative “Second Life” will Geflüchtete in die Domstadt holen und ihnen mit der Hilfe von Paten den Start in ein neues Leben ermöglichen.
„Durch Homeschooling und Homeoffice sind wir im Moment sehr gefordert. Dennoch liegen unsere Kinder am Abend sicher und glücklich im Bett, sie müssen keine Angst haben. Und das ist ein Privileg, das leider nicht alle Kinder, Jugendlichen und auch Erwachsene auf dieser Welt haben. Deswegen wollen wir nicht die Menschen vergessen, denen es nicht so gut geht, die zum Beispiel in Flüchtlingslagern in Griechenland leben und nicht unbesorgt ins Bett steigen können!“. So lautet die Videobotschaft von Diana und Peter Straßberger, die die Initiative Second Life, zweite Heimat Regensburg, unterstützen wollen.
Ziel der Initiative von Space-Eye ist es, 50 Geflüchtete, die in Flüchtlingscamps auf den riechischen Inseln Kos, Samos und Lesbos in unmenschlichen Zuständen festsitzen, nach Regensburg zu holen. Viele Forderungen, diese Menschen, die bereits in Europa angelangt sind, aber trotzdem noch in einer untragbaren Situation ausharren müssen, aus ihrer Lage zu befreien, sind bereits gescheitert. Second Life will deshalb, anstatt zu fordern, ein Angebot machen. Indem schon vorab Leistungen von Hilfsorganisationen, Unternehmen und Privatpersonen gebündelt werden, soll die politische Entscheidung zur Übernahme der Geflüchteten erleichtert werden. Je mehr Unterstützer:innen es gib, desto reibungsloser kann die Aufnahme gelingen. Im Idealfall gibt es dann für jeden Geflüchteten mehrere Paten und Ansprechpartner, die in verschiedenen Lebenslagen unterstützend wirken können.
Neben Diana und Peter Straßberger werden sich noch weitere 49 Regensburger:innen in Videostatements zur Initiative Second Life äußern. Cornelius Färber, Inhaber des Orphée, bietet einen Arbeitsplatz, er ist sich sicher, niemand flieht freiwillig. Domkapitular Thomas Pinzer, Ruth Aigner und Michael Eibl von der Diözese Regensburg bekräftigen, dass die katholische Kirche auch für weitere Menschen in Not Unterstützung anbieten möchte. Und auch Hannes Ringlstetter, Schauspieler und Kabarettist, ist überzeugt davon, dass Regensburg noch Platz für 50 Menschen hat. Es muss aber nicht immer ein großes Angebot wie eine Unterkunft oder die Aussicht auf einen Arbeitsplatz sein, was Menschen, die neu in Regensburg ankommen, helfen kann. Ganz einfache Beteiligungen wie eine Führung zu den besten Spielplätzen Regensburgs und kinderfreundlichen Örtlichkeiten oder Verabredungen zum gemeinsamen Kochen und Backen können schon dazu beitragen, dass sich neue Bürger:innen gut aufgenommen fühlen und dann auch selbst Energie finden, die Gesellschaft aktiv zu bereichern.
Die Initiative Second Life steht ganz unter dem Motto „Jeder kann helfen. Jeder, jedem." – zu dem Michael Buschheuer, der Gründer von Sea -Eye und Space- Eye, von der Wiener Asylaktivistin Ute Bock inspiriert wurde. Jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat um 19 Uhr findet im Kolpinghaus ein offenes Plenum zum Projekt Second Life statt, bei dem sich Interessierte und Unterstützer:innen informieren und austauschen können.