Von der Wohnzimmeridee zum mittelständischen Sozialunternehmen

50 Jahre Regensburger Eltern
Ulrike Hecht und Michael Straube

Zurück

Am 19. April 1972 wurde die „Hilfsgemeinschaft der REGENSBURGER ELTERN“ gegründet. Fünf Jahrzehnte später ist dieses Anliegen immer noch aktuell: der Verein versteht sich weiterhin als Sprachrohr für die Bedürfnisse von Kindern und Eltern.

Der Gründungsmythos „Seien wir Realisten - und fordern wir das Unmögliche!“ – getreu diesem Motto der 68er Bewegung wurde am 19. April 1972 die „Hilfsgemeinschaft der REGENSBURGER ELTERN“ gegründet. Getrieben vom persönlichen Interesse und neuen kulturpolitischen Überzeugungen revolutionierten die Gründer:innen mit Aktionen wie Vorschul- und Kreativ-Kursen, Schulfragenkreis und Babysitterdienst, dem Spielplatz in der Weingasse, einem Informationsblatt für Eltern und nicht zuletzt dem eigenen Kinderhaus im Stadtparkpavillon die Regensburger Erziehungslandschaft.

Fünf Jahrzehnte später ist dieses Anliegen immer noch aktuell: die Regensburger Eltern verstehen sich weiterhin als Sprachrohr für die Bedürfnisse von Kindern und Eltern und möchten – in Zusammenarbeit mit der Stadt Regensburg und vielfältigen Kooperationspartner:innen – die Familienfreundlichkeit der Stadt verbessern und das soziale Leben aktiv mitgestalten.

Die Regensburger Eltern heute

Im Jahr 2022 beschäftigt der Verein über 50 Mitarbeiter:innen, hat etwa 200 Mitglieder und wird – seit der Umstrukturierung 2019 – von zwei hauptamtlichen (Teilzeit-) Vorständen und einem vierköpfigen ehrenamtlichen Aufsichtsrat geführt, denen ein Beirat aus Vertreter:innen der Einrichtungen beratend zur Seite steht. Die Regensburger Eltern sind Träger des Stadtparkkindergartens (momentan im Ausweichquartier am Nonnenplatz) und der drei Krabbelstuben in der Fidelgasse, Altmannstraße und Pommernstraße, vom Bauspielplatz und der offenen Ganztagsbetreuung an der Mittelschule St. Wolfgang. Darüber hinaus organisiert der Verein Kunstprojekte für Kinder in Flüchtlingsunterkünften, Veranstaltungen für Eltern und Familien und gibt alle zwei Monate eine kostenlose Elternzeitung heraus, deren Ursprung das im November 1971 erstmals erschienene Informationsblatt für Eltern ist.

Von innovativen Ideen zum Standard

In den zurückliegenden 50 Jahren waren die Regensburger Eltern stets eine Plattform für innovative Ideen im Feld der Kindertagesbetreuung und Jugendarbeit. So wurde 1983 die erste Krabbelstube der Stadt am Ölberg (heute Fidelgasse) eröffnet und 2017 Regensburgs erster Bauspielplatz. Beide Einrichtungen haben ihre Wurzel in einer Initiative von einigen engagierten Eltern und sind heute etablierte Institutionen. Im Laufe der Jahrzehnte wurden viele Projekte angedacht, einige über Jahrzehnte durchgeführt, andere wieder verworfen oder – wie z.B. der von den Regensburger Eltern initiierte Spielbus - in städtische Trägerschaft übergeben. Die vielen Akteur:innen des Vereins waren immer bereit, sich den aktuellen familienpolitischen Fragen zu stellen, innovative Lösungen zu suchen und bei der Umsetzung auch das Risiko des Scheiterns einzugehen.

Aktuelle Herausforderungen

In der Anfangszeit ging es den Regensburger Eltern vor allem darum, neue pädagogische Standards zu etablieren, heute stehen wir vor der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, den Bedarf an Kita-Plätzen zu decken und auch in Zeiten von Raum- und Fachkraftmangel die hart erkämpften pädagogischen Standards aufrecht zu erhalten. Wie können neue Kita-Plätze geschaffen, genügend Fachpersonal qualifiziert und durch gute Arbeitsbedingungen im Berufsfeld und bei den Regensburger Eltern gehalten werden? Wie kann unter diesen schwierigen Verhältnissen die Betreuungsqualität in der Arbeit mit den Kindern sichergestellt werden? Auch bei diesen Fragen versuchen die Regensburger Eltern innovative Wege zu gehen. Richtungsweisend war dabei das schon 2013 eingeführte Drittkraftmodell, das eine gute personelle Besetzung in den Einrichtungen garantiert und sich seit 2021 auch in dem Förderprogramm TP 2000 des bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales wiederfindet.

Kontinuität im Wandel

Die familienpolitischen Herausforderungen haben sich über die Jahrzehnte gewandelt. Gleichgeblieben ist die Grundhaltung, mit der sich die Menschen im Verein begegnen. Jeder Mensch wird als Individuum angesehen und so angenommen wie er ist. „Dabei tritt er für Gleichbehandlung und Chancengleichheit aller Gruppen und Individuen ein, unabhängig von Nationalität, Religion, ethnischer Herkunft, sexueller Orientierung oder Geschlecht“ (Satzungspräambel). In den Einrichtungen werden die Bedürfnisse und Interessen der Kinder in den Mittelpunkt gestellt und weiterhin viel Wert auf Freispielzeit und Erleben in der Natur gelegt. Die Mitarbeiter:innen und Trägervertreter:innen begegnen sich auf Augenhöhe und es herrscht ein offenes und kollegiales Klima. Und zwischen den Eltern entstehen immer noch Freundschaften, die weit über die Krabbelstuben- oder Kindergartenzeit andauern.

Regensburger Eltern als Erfolgsmodell

Die RE waren und sind ein Erfolgsmodell. Möglich ist dies nur mit vielen Köpfen und Händen, mit engagierten ehrenamtlichen Vorständen, Aufsichtsräten, Beiräten und Eltern. Auch wenn heute in den meisten Familien beide Elternteile berufstätig sind, gibt es Jahr für Jahr immer wieder Mitglieder, die sich aktiv an der Vereinsarbeit beteiligen: füreinander einstehen, gemeinsam etwas schaffen, was der Einzelne nie leisten könnte. Die Idee der Gründer:innen der Regensburger Eltern lebt weiter. An dieser Stelle möchten wir allen danken, die den Verein so erfolgreich gemacht haben: unseren Vorgänger:innen im Vorstandsamt und im Beirat, von denen jede und jeder den Verein auf seine eigene Weise geprägt hat. Aufgrund der langen Zeit ist es auch uns sicherlich nicht gelungen, alle zu erwähnen, die sich in 50 Jahren für den Verein engagiert haben. Dies bitten wir uns nachzusehen.

Ein Dank auch an alle Eltern, die uns mit ihren Kindern das Wertvollste anvertraut und uns in den vergangenen fünf Jahrzehnten auf unterschiedlichste Weise unterstützt haben. Danke auch an unsere Geschäftspartner:innen und Spender:innen, ohne die wir unsere Arbeit nie so professionell ausführen könnten und manches Projekt nicht verwirklicht worden wäre. Und ganz besonderer Dank an unsere Mitarbeiter:innen, die täglich ermöglichen, dass sich Kinder und Eltern bei den Regensburger Eltern wohl fühlen und mit viel Eigenverantwortung und manchmal auch Improvationstalent für die hohe Qualität der pädagogischen Arbeit in unseren Einrichtungen sorgen.

Durch den Einsatz und das Engagement all der Genannten waren und bleiben die Regensburger Eltern etwas ganz Besonderes.

Ulrike Hecht & Michael Straube
VORSTÄNDE REGENSBURGER ELTERN E. V.

YouTube Logo

Zurück