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Unsere Aufsichtsräte stellen sich vor

Ulrike Hecht

Die Aufsichtsräte der Regensburger Eltern werden für zwei Jahre gewählt und üben ihr Amt ehrenamtlich aus. Wir haben sie zu ihren Ideen und Visionen für den Verein befragt.

Der Verein der Regensburger Eltern e.V. wurde 1972 gegründet und wächst seitdem stetig. Heute hat er über 200 Mitglieder, beschäftigt in seinen Einrichtungen etwa 50 Mitarbeiter:innen und verwaltet ein jährliches Budget von über einer Millionen Euro. Um seiner wachsenden Größe Rechnung zu tragen, gab es 2019 eine umfassende Umstrukturierung, bei der der bisher ehrenamtliche Vorstand durch einen hauptamtlichen Vorstand abgelöst wurde. Bestellt, beraten und kontrolliert werden die Vorstände durch einen vierköpfigen Aufsichtsrat. Die Aufsichtsräte wiederum werden von der Mitgliederversammlung jeweils für zwei Jahre gewählt und üben ihr Amt ehrenamtlich aus. Wir haben sie zu ihren Ideen und Visionen für den Verein der Regensburger Eltern befragt!

VERENA GOLD

Verena Gold – Literaturwissenschaftlerin/ Aufsichtsrätin seit 2021

Was zeichnet für dich den Verein der Regensburger Eltern e. V. aus?

Der Verein der Regensburger Eltern e. V. ist mir zuerst einmal ganz klassisch als Träger von Kindertagesstätten begegnet, als ich schwanger und auf der Suche nach einem Kitaplatz für mein erstes Kind war. Die Betonung von Gleichbehandlung und Chancengleichheit auf der Homepage hat mich bereits angesprochen, entscheidend für mein positives Urteil war aber die konkrete Besichtigung einer Krabbelstube der Regensburger Eltern e. V. und das Kennenlernen der Menschen, die hinter diesem Konzept stehen. Dass die Gruppenleitungen hier eigenverantwortlich und mit viel Gestaltungsfreiheit Räume und Routinen für die Kinder schaffen, dass über das Drittkräftemodell mehr Personal als in vergleichbaren Einrichtungen eingesetzt ist, um die Kinder im Alltag zu begleiten und zu stützen, dass daran gearbeitet wird, nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Hirn und Herz zu gewinnen, sondern sie auch langfristig einzusetzen, damit die Kinder in ihren frühen Jahren von festen Bezugspersonen begleitet werden, ist nicht nur sinnvoll, sondern für alle Familienmitglieder in dieser turbulenten Zeit, die von vielem geprägt ist, das vereinbar gemacht werden muss, extrem wichtig. Eine warme und herzliche Atmosphäre prägt aber meiner Meinung nach nicht nur die Institutionen der Regensburger Eltern e. V., die meine Kinder besuchen dürfen, sondern auch das Miteinander im Verein. Da schauen Realisten aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln auf eine nicht ganz einfache Welt und gehen trotzdem mit Idealismus in sie hinein, um mitzugestalten und Veränderungen anzuregen. Das ist zwar etwas verrückt, macht aber auch Mut! Der Verein zeichnet sich meiner Meinung nach also in erster Linie durch seine Priorisierung der Bedürfnisse der Kinder, durch seinen engagierten Einsatz für Familien, durch seine solidarische Grundhaltung und durch ein Agieren auf Augenhöhe aus. Schön, wenn er dabei auch noch erfolgreich ist!

Warum engagierst du dich ehrenamtlich?
Man könnte sagen: Ich bin da so reingerutscht. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Ich bin schon der Auffassung, dass jemand, der so unbeschwert und privilegiert aufwachsen durfte wie ich, auch in der Pflicht ist, etwas an die Gemeinschaft zurückzugeben – und sei es „nur" Energie und Zeit, wie sie in einer ehrenamtlichen Tätigkeit steckt. Außerdem halte ich es für wichtig, aktiv Probleme anzugehen und nicht darauf zu warten, dass sie sich von selbst auflösen. Für mich war es durchaus überraschend, wie herausfordernd es heute noch ist, Kinder und Berufe zusammenzubringen. Der Alltag ist in den ersten Jahren mit kleinen Kindern so dicht bepackt, dass es schwierig ist, Schieflagen da, wo sie sich auftun, auch zu reflektieren und für Veränderungen einzutreten. Ich glaube aber, dass es sehr wichtig ist, dass Familien eine Stimme haben und sich Gehör verschaffen. Die Bedürfnisse von Familien können ja ganz unterschiedlich sein: Hier treffen ganz unterschiedliche Modelle, Vorstellungen und Wünsche aufeinander, die oft auch sehr intim sind und alle eine bestimmte Berechtigung haben: Sie sollten auch gehört werden! Der Verein der Regensburger Eltern e. V., versucht, diese Belange sichtbar zu machen und auch durchsetzen - das möchte ich mit meinem Engagement unterstützen. Und ganz ehrlich: In einer Welt, die durchaus auch von Entropie gekennzeichnet ist, und in einer Familie, die oftmals vom Chaos geprägt ist, erdet so eine Tätigkeit auch noch.

Welche Fähigkeiten und Ideen möchtest du als Aufsichtsrät:in einbringen?
Als Aufsichtsrätin schaue ich nicht nur dem Vorstand auf die Finger, sondern möchte auch an der kontinuierlichen Umsetzung der Grundideen der Regensburger Eltern e. V. aktiv mitwirken. Wenn ich in den nächsten Jahren daran mitarbeiten kann, das Leben der Familien in Regensburg ein Stück weit entspannter und sorgloser zu machen, sei es durch qualitativ hochwertige Betreuungsangebote, sei es durch familienfreundliche Projekte, dann soll die Zeit gut investiert gewesen sein. Als Geisteswissenschaftlerin mit Erfahrungen in der Forschung und Lehre bringe ich analytische Genauigkeit mit, aber auch soziale und emotionale Intelligenz. Es fällt mir leicht, verschiedene Standpunkte zu verstehen und mich in kurzer Zeit in neue Aspekte einzuarbeiten - damit möchte ich den Verein in seinen Aufgaben unterstützen. Außerdem lebe ich selbst mit kleinen Kindern und kenne viele Freuden, aber auch Herausforderungen aus eigener Anschauung – auch das hält die Motivation hoch, für die Belange von Kindern und Familien einzustehen.

FRANKA RÖSSNER

Franka Rößner – Historikerin/Aufsichtsrätin seit 2021

Was zeichnet für dich den Verein der Regensburger Eltern e.V. aus?
Der soziale Bereich, insbesondere auch die Unterstützung von Familien scheint mir in Regensburg stark von der katholischen Kirche besetzt. Ich habe das bei der Suche nach einem Krippenplatz für unsere Tochter bemerkt. Der überkonfessionelle Grundsatz der Regensburger Eltern hat mich stark angesprochen. Mir gefällt außerdem, dass sich im Verein ganz vielfältige Interessen und Persönlichkeiten zusammenfinden.

Warum engagierst du dich ehrenamtlich?
Ich kenne es gar nicht anders. Von der DLRG oder Studierendenfachschaft bis hin zur haupt- und ehrenamtlichen Arbeit im Gedenkstättenbereich: bestimmte Themen wollte und will ich gerne mit voranbringen. Dabei immer wieder unterschiedlichen Menschen zu begegnen, sie einzubinden, etwas gemeinsam zu schaffen, sich darüber auch zu streiten und zu reiben, das ist für mich Teil eines erfüllten Lebens.

Welche Fähigkeiten und Ideen möchtest du als Aufsichtsrät:in einbringen?
Als Neu-Regensburgerin betrachte und erlebe ich die Stadt unverstellt. Vieles fällt mir auf, im Guten wie im Schlechten, an das sich die „Eingeborenen“ schon gewöhnt haben. Ein naiver, vielleicht auch kindlicher, Blick und fragen „Warum ist das so?“ bringt mich auf neue Ideen, meine Gegenüber zum Nachdenken über scheinbare Selbstverständlichkeiten.
Besonders am Herzen liegt mir das Thema Barrierefreiheit oder zumindest das Reduzieren von Barrieren. Damit meine ich nicht (nur) das Anbringen von Rampen oder die Absenkung von Bordsteinen. Wichtig ist es für mich, dass auch Menschen/Kinder mit kognitiven Einschränkungen oder sprachlichen Hemmnissen am Alltag in Regensburg teilhaben können.

JESSICA SUTTNER

Jessica Suttner – Lehrlogopädin/ Aufsichtsrätin seit 2019/ davor ehrenamtliche Vorständin seit 2014

Was zeichnet für dich den Verein der Regensburger Eltern e.V. aus?
Zum einen zeichnet den Verein Engagement für Familien und Offenheit für neue Projekte und Ideen aus. Zum anderen haben alle Betreuungseinrichtungen des Vereins vor allem ein pädagogisches Konzept gemein, in dem das Kind mit seinen Bedürfnissen und in seiner persönlichen Situation im Vordergrund steht. Das Miteinander von Kindern, Eltern, Pädagogen und Vereinsvertretern ist offen, herzlich, wertschätzend und unmittelbar. Das alles schätze ich sehr.

Warum engagierst du dich ehrenamtlich?
Weil eine solidarische Gesellschaft nur durch Partizipation und Verantwortung der Einzelnen gelingt. Dazu möchte ich (m)einen Part beitragen, im Allgemeinen und bezogen auf die Regensburger Eltern im Speziellen. Den positiven Geist, in dem wir uns als junge Familie sehr geborgen und ernst genommen gefühlt haben, möchte ich gerne mit gestalten und weiter entwickeln. Das macht Freude und bringt auch immer wieder neue Situationen und Herausforderungen, an denen man miteinander wachsen kann.

Welche Fähigkeiten und Ideen möchtest du als Aufsichtsrät:in einbringen?
Ich kenne den Verein und die verschiedenen Einrichtungen mittlerweile nicht nur intensiv aus Elternsicht mit unseren drei Söhnen, sondern auch seit sieben Jahren als zunächst ehrenamtliche Vorständin und nun Aufsichtsrätin. Aus beidem ziehe ich Erfahrungen und Kenntnisse, die ich einbringen kann. Zudem werde ich als empathisch, aufmerksam und wertschätzend wahrgenommen und möchte dies auch in die Entscheidungen und Prozesse einfließen lassen. Dabei ist es mir besonders wichtig, verschiedene Stimmen und Einschätzungen zu hören und zu berücksichtigen, um bestmöglichste Lösungen zu finden. Hier trägt mich sicherlich auch mein beruflicher Hintergrund als Logopädin und Supervisorin für angehende Therapeutinnen. Meine Ideen? Ein bisschen mehr Regensburger Eltern e.V. für alle – durch Aktivitäten und Einrichtungen in verschiedenen Stadtgebieten und für Kinder verschiedenen Alters...

RICHARD MÜHLMANN

Richard Mühlmann – Stadtplaner/ Aufsichtsrat seit 2019/ davor ehrenamtlicher Vorstand seit 2017

Was zeichnet für dich den Verein der Regensburger Eltern e.V. aus?
Die Regensburger Eltern sind ein Verein mit Tradition. Bereits 1972 wurden sie gegründet, mit für die damalige Zeit sehr innovativen Ideen zum Thema Erziehung und Kinderbetreuung. Heute gehört der Verein zu den etablierten Akteuren in Regensburg und auch wenn die 1972 formulierten Ideen und Vorstellungen inzwischen gesellschaftlich anerkannt sind, ist der Verein selbst nicht stehen geblieben. Die Regensburger Eltern verstehen sich als offene Anlaufstelle in Regensburg rund um das Thema Pädagogik. Von Kindertagesstätten über den Regensburger Bauspielplatz bis hin zu Konzepten für die offenen Ganztagsschule – das Themenspektrum ist mit dem man sich als Aufsichtsrat ist sehr breit. Das kann auf der einen Seite manchmal herausfordernd sein, auf der anderen Seite ist es aber vor allem interessant und spannend.

Warum engagierst du dich ehrenamtlich?
Den einen einzelnen Grund, warum ich mich ehrenamtlich bei den Regensburger Eltern engagiere gibt nicht. Es ist wohl viel mehr eine Mischung aus verschiedensten Motiven. Auslöser war, dass unser erster Sohn in eine Krabbelstube der Regensburger Eltern kam. Er, und auch wir als Eltern, fühlten uns dort wunderbar aufgehoben. Als mir die Frage gestellt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, mich im Verein zu engagieren, musste ich nicht lang überlegen. Ich hatte wenige Vorstellungen davon, was das genau bedeuten würde, aber ich war neugierig, wie der Verein „ hinter den Kulissen“ funktioniert. Mittlerweile arbeite ich seit gut vier Jahren im Verein mit und weiterhin mit genauso viel Herzblut dabei wie am Anfang. Ich habe hier mit großartige Menschen zu tun und es gibt immer ein offenes Ohr für neue Ideen und Vorschläge.

Welche Fähigkeiten und Ideen möchtest du als Aufsichtsrät:in einbringen?
Im Aufsichtsrat kommen Menschen aus völlig unterschiedlichen Bereichen zusammen, jede und jeder ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Kenntnissen. Beruflich kümmere ich mich als Stadtplaner vor allem um Themen wie Altstadtsanierung und um Fördermittel. Auf dem ersten Blick scheint es wenig zu geben, was inhaltlich weiter entfernt von der Betreuung ist von kleinen Kindern. Beim zweiten Blick offenbaren sich erstaunliche Schnittmengen. Auch beim Betrieb von Kindertagesstätten und der Errichtung von Kindertagesstätten ist das Thema der Förderung ein zentrales. Kenntnisse von bürokratischen Abläufen sind hier wie dort natürlich ebenfalls von Vorteil. Das besondere am Aufsichtsrat der Regensburger Eltern ist, dass ich mich hier aber nicht nur mit meinen „professionell erworbenen“ Fähigkeiten einbringen kann, sondern auch auf ganz anderen Feldern. Das oberste Ziel ist dabei klar: Regensburg soll noch lebenswerter für Kinder und Familien werden.