2002-2012: Das vierte Jahrzehnt der Regensburger Eltern

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von Andrea Werkmeister

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Mit dem Millennium verbindet jeder seine eigenen Geschichten, aber wirklich Spektakuläres aus dieser Zeit können doch nur Wenige berichten. Denken wir mal eben zurück: die Regensburger Eltern – zwischen New Economy und BayKiBiG.

Auch die Nachzügler der No Future-Generation sind erwachsen geworden und nicht gerade wenige von ihnen setzten im Rahmen einer allgemein irrationalen Going Public Strategie auf Dotcoms oder andere Wolkenkuckucksheime. Gezahlt wurde noch in Mark und eigentlich fühlte sich Regensburg ganz schön satt.

Eltern konnten, so sie denn ihre U3-Kinder in einer Krabbelstube betreuen lassen wollten, aus fünf Einrichtungen im gesamten Stadtgebiet wählen, darunter eine der Regensburger Eltern. Die Wartelisten waren lang genug um sich ein ausreichendes Repertoire an Rechtfertigungen auszudenken auf die allgegenwärtige Frage: „Willst Du Dein Kind wirklich von Fremden beaufsichtigen lassen“. Aufgrund der defizitären Platzsituation eröffnete die Hilfsgemeinschaft REGENSBURGER ELTERN unter der Leitung der Vorstände Werner Irrgang, Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Michaela Burghardt im Jahr 2001 eine weitere Krabbelstube in der Altmannstraße. Neben den bestehenden drei Einrichtungen Stadtparkkindergarten, Krabbelstube Fidelgasse und der Kontaktstelle Elternhaus-Schule, die im Altstadtkern und im Stadtwesten angesiedelt sind, wurde für die neue Krabbelstube bewusst ein Standort im Ostenviertel gewählt, dessen Migrantenanteil seit Jahren überdurchschnittlich hoch ist. Die aktiven Mitglieder stellten damit klar, dass sich an ihrem Selbstverständnis auch nach 30 Jahren nichts geändert hatte – nämlich Lobbyarbeit leisten zu wollen für ein familienfreundliches Klima im gesamten Stadtgebiet.

Das BayKiBiG verändert die Arbeit

Nur wenige Zeit später begann ein Wort unter den Bayerischen Erziehern die Runde zu machen. BayKiBiG – das war keine neu entdeckte Südseeinsel, sondern der Entwurf zum Bayerischen Kinderbildungsgesetz, der die Arbeit in den Betreuungseinrichtungen grundlegend ändern sollte. Dieser Wandel wurde im Stadtparkkindergarten mit zwei Symbolfiguren besetzt, als die Leitung des Kindergartens im Jahr 2004 unmittelbar vor dem Inkrafttreten des BayKiBiG von der allseits beliebten Adelheid Korpiun auf die junge Renate Brunner übertragen wurde. Mit ihr kehrte ein frischer Wind in das verträumte Häuschen im Stadtpark ein und der Übergang gelang. Konzepte mussten erstellt, Beiträge neu berechnet, Beobachtungsbögen minutiös ausgefüllt werden.

Kurz darauf wurde das Vorstandszepter an drei neue Mitglieder übergeben: Markus Wolter, Angela Hendschke-Lug und Kersten Osterhaus. Da deren Kinder noch kleiner waren, sahen sich die drei nicht nur als Vereinsmitglieder sondern gleichzeitig als „Kunden“ der eigenen Einrichtungen. So wurde neben der gesamtsoziokulturellen Arbeit der Fokus stärker auf die einzelnen Einrichtungen gelegt. Die neuen Vorstände halfen bei der Erstellung von Konzepten und waren durch ihre Kinder näher am Arbeitsalltag der Erzieher:innen, sodass das ein oder andere Problem sich schon nach einer kurzen Besprechung im Flur klären ließ.

Krabbelstuben werden Standard

Allmählich veränderte sich auch das Image der Krabbelstuben in der Bevölkerung. Während Krippenkinder zu Anfang des Jahrtausends zur kleinen Minderheit gehörten, muss sich inzwischen eine Mutter eher rechtfertigen, wenn sie ihr Kind in den ersten drei Jahren zu Hause betreut. Die Regensburger Eltern reagierten auf den nach wie vor steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen und eröffneten im Jahr 2010 eine dritte Krabbelstube in der Pommernstraße, also im Nordosten der Stadt.

Die dritte Regensburger Eltern Krabbelstube in der Pommernstraße eröffnet 2010.

Johann Brandl wird erster Geschäftsführer

Dies geschah unmittelbar nachdem sich der Vorstand ein weiteres Mal „verjüngt“ hatte und 2009 mit Johann Brandl erstmalig ein Geschäftsstellenleiter viele organisatorische und personelle Aufgaben koordinieren konnte. Es ist also weiter mit aktiven Regensburger Eltern zu rechnen, nächste Projekte sind in Planung: der Aufbau eines Familienzentrums in Kooperation mit der Stadt Regensburg und der weitere Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit in Form von Vortragsreihen und Podiumsdiskussionen.

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