„Ist das Ei vom Huhn oder vom Supermarkt?“ – vom Erzeuger zum Produzenten zum Konsumenten: Woher kommt eigentlich unser Essen? Die Kinder des Stadtpark-Kindergartens beschäftigen sich in diesem Jahr mit dem Thema Bauernhof. Im Oktober waren sie zu Besuch beim Biomassehof Melzl in Wenzenbach.
Was gibt es auf einem Bauernhof? – Einen Bauern, eine Bäuerin, Kühe, Schweine, Schafe, Hühner, einen Hund und eine Katze; darüber waren sich die Kinder des Stadtparkkindergartens schnell einig. Vielleicht auch noch Obst und Gemüse und sogar Getreide wurde am Ende erwähnt. Aber sind alle Bauernhöfe gleich? Gibt es immer alles auf einem Hof? Warum oder warum eben nicht? Diesen spannenden Fragen durften wir im Oktober letzten Jahres ein erstes Mal auf den Grund gehen, als wir den Biomassehof Melzl in Wenzenbach besuchten.
Mit großen Augen und spannender Erwartung marschierten die Kinder in die Lagerhalle des Hofes, wo Herr Melzl zur Veranschaulichung zu jedem Korn, das bei ihm wächst, die passende Pflanze legte. Unseren Kindern wiederum war schnell klar: „Das ist das Futter für die Tiere!“ und schauten sich erwartungsvoll nach diesen um. Herr Melzl hingegen klärte uns schnell auf. Nicht nur für Tiere sind seine Körner gut, vor allem unsere Brotboxen werden täglich damit gefüllt.
Kerne naschen und Öl dippen
Aus der Sonnenblume zum Beispiel erntet er die reifen Samenkörner und presst daraus Sonnenblumenöl. Übrigens: In bester regionaler Bio-Qualität, also gut für uns und gut für unsere Umwelt! Anhand von mehreren Sonnenblumen, die verschiedene Reifegrade erreicht hatten, erfuhren wir wann und wie die Kerne geerntet werden. Dabei ist der Erntezeitpunkt von Sonnenblumen erreicht, wenn die Samenkörner in der Korbmitte schwarz sind. Dann fährt Herr Melzl mit dem Mähdrescher aufs Feld, der die Blumen abschneidet und das Samenkorn vom Rest der Pflanze abschlägt/-drescht. Nebenbei durften die Kinder die Sonnenblumenkerne, von denen Herr Melzl uns einige auf den Tisch legte, ausgiebig befühlen. Frau Ebner (Ebner's Bioküche in Wenzenbach), die uns bei diesem Ausflug unterstütze, erwischten wir beim Naschen dieser Körner und so ließ sich auch das ein oder andere Kind zu einem Nasch-Versuch verführen.
Als nächstes lernten wir BEPPO kennen: Beppo ist ein Ölkürbis, der zu 90 Prozent aus Wasser besteht, was seine harte Schale gar nicht vermuten lässt. Ist Beppo reif, dann werden seine ölhaltigen Körner geerntet und aus diesen das kostbare Kürbiskernöl gepresst. Bis zu 35 Kürbisse für einen Liter ÖL braucht man! Allein diese Tatsache macht das Öl schon sehr kostbar. Vom fantastischen Geschmack durften wir uns anschließend überzeugen. Frau Ebner und Herr Melzl hatten Brot und verschiedene Öle vorbereitet, die den Kindern sichtlich schmeckten. Selbstverständlich haben wir gleich ein paar Flaschen Öl für den Kindergarten erworben.
Maiskolben waren das Highlight
Auch das Weizenmehl, die Hauptzutat für unser Brot und viele andere Leckereien, wird übrigens bei Herrn Melzl angebaut. Unsere Weihnachtsplätzchen haben wir dieses Jahr damit gebacken.
Ganz besonderes Highlights waren dann noch die Maiskolben, die wir uns am Ende sogar auf dem Feld ansehen durften. Beißt man in ein Korn, so schmeckt dies übrigens wie Stärke. Das durfte jedes Kind selbst ausprobieren und sich ein Korn vom Maiskolben zupfen. Jede Maispflanze trägt dabei nur einen, höchstens zwei Kolben. Ganz schön wenig für so eine große Pflanze. Herrn Melzl ist dabei aber ein guter Kolben lieber als zwei weniger ausgereifte.
Wie schon zuvor lauschten unsere Kinder wieder aufmerksam den Ausführungen unseres Gastgebers, der uns durch viele kindgerechte Fragen stets mit einbezog und der das ein oder andere mal nicht schlecht staunte über das Vorwissen unserer Stadtkinder. Im abgeernteten Feld fanden die Jungs und Mädels dann allerhand Reste der Maispflanzen und schließlich das, wonach wir so lange gesucht hatten: TIERE! Zwar wesentlich kleiner als eine Kuh oder auch ein Huhn, aber mindestens genauso wichtig. Viele kleine Helfer, die im Boden dafür sorgen, dass innerhalb von vier Wochen die gesamten Reste aus der Maisernte verrottet sind und dem Boden wieder Kraft und Nährstoffe für den nächsten Anbau geben. Nur ein Tier mag Herr Melzl nicht so sehr: den Maiszünsler, einen Falter, der seine Eier unter die Blätter der Maispflanze legt. Die Larven fressen sich dann durch Stängel und Kolben und machen die Pflanze dadurch kaputt. Da die Larven in den Pflanzenrückständen den Winter überleben und somit auch die nächste Ernte gefährden, ist es wichtig, diese Ernterückstände mit einem Mulchgerärt oberflächlich zu zerkleinern, damit diese schnell verrotten. „Durch diesen mechanischen Vorgang zerstören wir die Überwinterungsmöglichkeiten der kleinen Schädlinge erheblich!“, erfahren wir dann. Die Alternative wäre hier mit Pestiziden zu arbeiten. Aber das möchte Herr Melzl, als zertifizierter Bio-Bauer nicht und macht sich lieber die Mühe, die er selbst im Übrigen als gar keinen großen Extraaufwand sieht. Wir finden das prima!
Nach zwei Stunden Frischluft und vielen interessanten Informationen, fuhren wir wieder zurück in den Kindergarten, wo die Eindrücke noch lange nachwirken. Der Frage, warum sich Herr Melzl auf Öl und Getreide spezialisiert hat, sowie noch vielen anderen interessanten Fragen werden wir im Rahmen unseres Jahresprojekts: „Ist das Ei aus vom Huhn oder aus dem Supermarkt?“ weiter nachgehen. Das Projekt wird komplett gesponsert von der Sanddorff-Stiftung, der wir an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank ausdrücken wollen. Außerdem danken wir Frau Ebner, von Ebner's Biokost, die den Kontakt zu sämtlichen Kooperationspartnern herstellte und uns tatkräftig bei unseren Projektschritten unterstützt.
Wir werden wieder berichten…