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Institutionen und Organisationen, Menschen

Ehrenamt adé? – Von alten Idealen und neuen Wegen

von Johann Brandl
16. Juli 2025

Egoismus, Selbstoptimierung, Sinnkrise – hat das Ehrenamt in unserer Zeit noch Platz? Johann Brandl geht der Frage nach, ob Altruismus und freiwilliges Engagement in einer zunehmend kapitalistisch geprägten Gesellschaft überleben können. Zwischen ernüchternden Entwicklungen und überraschend positiven Zahlen zeigt er: Das Ehrenamt lebt – nur anders als früher.

Frage: Aus welchem Jahr stammt der Liedtext: „… die Jugend hat kein Ideal, keinen Sinn für wahre Werte“ ?  Nein, nicht aus dem Jahr 2025, sondern aus einem Lied von Wolfgang Ambros von 1975!

Soviel zum Zeitgeist gestern und heute. Altruismus hatte es immer schon schwer und das Ehrenamt, das ja in der Regel unbezahlt ausgeübt wird, ebenfalls.

Hintergrund

Altruismus

Altruismus ist ein Begriff, der oft verwendet wird, um selbstloses Handeln zu beschreiben. Seit der Kapitalismus jedoch auch den letzten Winkel unseres Seins erobert hat, sinkt das positive Image , Das Wohl anderer zu fördern, ohne eine Gegenleistung zu erwarten ist aus der Mode gekommen. Und auch der religiöse Aspekt - Lohn im Jenseits - ist in den letzten Jahrzehnten zumindest in den westlichen Gesellschaften weitgehend ausgestorben. Aber Altruismus ist dennoch tief in der menschlichen Natur verwurzelt und spielt nach wie vor eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Altruismus kann sich in vielen Formen zeigen, sei es durch kleine Gesten der Freundlichkeit oder durch umfangreiche ehrenamtliche Tätigkeiten.

 

Hintergrund

Ehrenamtliche Arbeit

Ehrenamtliche Arbeit ist eine der direktesten Ausdrucksformen von Altruismus und keine Gesellschaft kann ohne sie existieren. Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, investieren ihre Zeit und Energie, um anderen - und häufig indirekt auch sich selbst - zu helfen. Studien zeigen, dass Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen, oft ein höheres Maß an Zufriedenheit und Lebensfreude empfinden. Ehrenamtlich engagieren kann man sich in vielen Bereichen: in Kirchen und Vereinen, für Familie und Freunde, beim Hobbie oder in der Politik. Und auch Naturkatastrophen oder der Krieg bringen Menschen zusammen die sich altruistisch leiten lassen und ihre Zeit ehrenamtlich zur Verfügung stellen.

Die Kritik, dass sich Menschen heute weniger altruistisch verhalten als früher, liegt vermutlich in der Betrachtungsweise. Tatsächlich finden heute viele altehrwürdige Vereine keine ehrenamtlichen Mitarbeiter mehr. Die Art und Weise, wie Menschen sich engagieren, hat sich verändert. Statt lebenslangem Engagement wird nach flexiblen Möglichkeiten, die sich besser in den jeweiligen Lebensstil integrieren lassen, gesucht. Dabei gibt es eine Vielzahl von neuen Aktionsformen, z.B. das Engagement für Umweltschutz, die Integration von Migranten, Biodiversität und Tierschutz (Fridays for Future, das Freiwillige Soziales Jahr, Helfer in Katastrophengebieten, Auslandseinsätze). Nicht zuletzt die unglaublich vielfältige Kunst- und Kulturszene wäre ohne Altruismus nicht denkbar. Vermutlich hat sich also der Altruismus seit den 70er Jahren nur andere Habitate gesucht.

Laut Wikipedia gibt es alleine in Deutschland ca. 20 Millionen Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, das ist immerhin jeder vierte Bürger. Und auch Geldspenden oder Sponsoring/Mäzenatentum ist grundsätzlich altruistisch motiviert, auch wenn der Steuervorteil oder das Rampenlicht von dem ein oder anderen Spender gerne mitgenommen wird. Es gibt Altruisten, die 10 Prozent ihres Jahreseinkommens oder einen Großteil ihres Erbes für gemeinnützige Zwecke spenden (sog. Philantropische Aktivitäten).

Ein anderes Beispiel ist der Bürgerverein Süd-Ost der sich seit einem viertel Jahrhundert rein ehrenamtlich und mit großem Engagement um die Belange der benachteiligten Kasernen- und Galgenbergviertel bemüht - Müllsammeln inklusive.

Und last not least gibt es auch Altruismus in der digitalen Welt. Was wäre die heutige Welt ohne Wikipedia, hilfreiche Youtube Filme zu allen Problemstellungen des Lebens, Ratschläge von Influencer:innen etc. Und das alles in der Regel völlig kostenlos - auch wenn wir dafür persönliche Daten freigeben.

Kann ehrenamtliches Engagement und Altruismus auch kritisch gesehen werden?

Es gibt immer wieder Argumente gegen ehrenamtliches Engagement bzw. falsch verstanden Altruismus:

  • Der Staat wird häufig kritisiert, dass er das Ehrenamt einfordert und fördert um sich selbst aus der (finanziellen)Verantwortung zu stehlen, insbesondere in den Bereichen Kindererziehung und Pflege der älteren Generation.
  • Gruppenzwang und die Gefährdung der individuellen Freiheit Altruismus kann in bestimmten Fällen die persönliche Freiheit und Autonomie einschränken. Der moralische Druck innerhalb von Gruppen kann zu Selbstausbeutung bis hin zu einem altruistischen Burn-Out führen.
  • Moralischer Druck wird auf Individuen ausgeübt. Menschen sollen sich selbst opfern oder bestimmte Erwartungen erfüllen, um als moralisch gut wahrgenommen zu werden z.B. Soldaten oder Streikende, Sektenmitglieder.

Wie kann Ehrenamtliches Engagement und Altruismus in einer kapitalistischen Gesellschaftsform seinen Platz finden?

Ehrenamtliches Engagement und falsch verstandener Altruismus können also mit systemischen Ungleichgewichten, übermäßigen Erwartungen und potenziellen psychologischen Belastungen verbunden sein. Dass Kapitalismus und Altruismus aber dennoch vereinbar sein können, zeigt sich in Formen von sozialen Innovationen, philanthropischen Aktivitäten und verantwortungsbewusster Unternehmensführung. D.h. es gilt das richtige Gleichgewicht zwischen Individuum und dem jeweiligen Gesellschaftssystem zu finden. Leichter gesagt als getan!

Momentan sieht es –wie so oft in der Geschichte-  aus, als ob die Welt an Egoismen, Selbstoptimierung und Größenwahn untergeht. Gerade deshalb ist es so wichtig, diese Welt mit unserem eigenen Werten besser zu machen. Viele Organisationen haben innovative Wege gefunden, um Freiwillige zu gewinnen und zu halten, beispielsweise durch digitale Engagementmöglichkeiten oder durch die Schaffung von flexiblen Einsatzzeiten.

Der Wandel des ehrenamtlichen Engagements in Regensburger Vereinen

Der Verein der Regensburger Eltern e.V., der vor über 50 Jahren als rein ehrenamtliche Selbsthilfegruppe gegründet wurde, hat sich heute zu einem respektablen Verein mit über 50 hauptamtlichen Mitarbeiter:innen entwickelt. Wichtige Teile der Vereinsarbeit werden aber weiterhin ausschließlich ehrenamtlich geschultert, wie beispielsweise die Arbeit im Aufsichtsrat oder Beirat des Vereins, oder das Engagement bei Festen und für Familien in Regensburg. (BILD BAUSPIELPLATZ) Und auch die Artikel der Zeitung, die Sie gerade in der Hand halten, wurden ehrenamtlich verfasst!

Ein anderes Beispiel ist der Bürgerverein Süd-Ost der sich seit einem viertel Jahrhundert rein ehrenamtlich und mit großem Engagement um die Belange der benachteiligten Kasernen- und Galgenbergviertel bemüht - Müllsammeln inklusive.

Und auch regionales Mäzenatentum gibt es in Regensburg immer wieder: so finanzierten Jürgen Töbel und Brigitte Merz aus eigenen Mitteln eine seit Jahrzehnten fehlende Statue der Heiligen Katharina an der Außenfassade der Landshuter Straße 12, "um einen Segensgruß im öffentlichen Raum zu erneuern".

Allen die sich von diesem Artikel angesprochen fühlen wünsche ich viel Spaß und Erfolg beim individuellen Projekt Ehrenamt und Altruismus.

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Danke an Dr. Eleonore Hartl-Grötsch

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Am Schulberg 7
93047 Regensburg
Telefon 0941 57447
info@regensburger-eltern.de
www.regensburger-eltern.de

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