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Buchtipp: Über Eltern, die so und so sein können

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von Evi Eiberger

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Agnes Gerstenberg hat ein Buch geschrieben, in dem kreativ und spielerisch ein vermeintlich ernstes Thema erzählt wird. Die Illustrationen von Petra Weßbecher sind wunderschön und detailverliebt gestaltet.

Eine befreundete Autorin hat kürzlich ein Kinderbuch veröffentlicht, das mich sehr beeindruckt. Die Illustrationen von Petra Weßbecher sind wunderschön und detailverliebt gestaltet. Besonders bemerkenswert ist, wie kreativ und spielerisch ein vermeintlich ernstes Thema erzählt wird.

Darum geht es

1-2-3-Pinguin erzählt die Geschichte von Nele, deren Eltern getrennt leben. Das war schon immer so, sie kennt es nicht anders. Im Kindergarten wird Nele durch ihre Freunde Ben und Pauli mit anderen Familienkonstellationen konfrontiert. Und sie stellt fest, dass jede Mama und jeder Papa so seine Besonderheiten hat: Der eine bringt sein Kind Huckepack, die andere kommt mit dem Rad und ist oft zu spät. Als Nele ihre Mama fragt, warum das so ist, sagt diese, dass Eltern eben so und so sein können.
Humorvoll und spielerisch greift die Autorin Agnes Gerstenberg damit das Thema Scheidung/Trennung auf, das in Kinderbüchern oft problematisiert wird, und verzichtet darauf, bestimmte Familienkonstellationen, etwa gleichgeschlechtliche Eltern, auszustellen. Denn im Zentrum der Geschichte steht ein Spiel, das Nele von Papa hat, den sie nur am Wochenende sieht. Durch 1-2-3-Pinguin verwandeln sich im Kindergarten alle in ihr Lieblingstier – zur großen Überraschung der Eltern, die ihre Kinder abholen kommen.

Auf die Frage, warum ihr Papa nicht immer da ist, antwortet Neles Mama mit einem Vergleich: Bei den Königspinguinen brüten die Eltern ihre Babys gemeinsam aus und kümmern sich auch gleichberechtigt um Futter, wenn die Jungen in den Pinguin-Kindergarten gehen. Neles Papa ist nur etwas öfter auf Futtersuche. Aber er hat sie genauso lieb wie Mama sie hat. Die Illustrationen von Petra Weßbecher mit liebevollen Details laden zum Entdecken ein und das Spiel 1-2-3-Pinguin fordert Groß und Klein zum Ausprobieren auf: Welches Tier wärst du gern und warum?

Als ich Agnes fragte, was sie dazu bewegt hat, das Buch zu schreiben und zu veröffentlichen, erklärte sie mir Folgendes:
„Ich wurde mal von einer Mama um Rat gebeten, die getrennt vom Vater ihres Sohnes lebt, ob ich nicht ein Buch kennen würde, dass das Thema sensibel aufgreift. Sie würde die Situation so gern ihrem Kind erklären, das mit vier Jahren anfängt, Fragen zu stellen. Alles, was sie dazu fände, wären solche Bücher, die die Situation problematisieren, weil in der jeweiligen Geschichte das Kind die Trennung der Eltern durchlebt. Bei ihr sei es aber so, dass ihr Sohn es gar nicht anders kenne. Ich war überzeugt davon, dass sie nicht richtig recherchiert haben musste. Mag ja sein, dass auch ich nicht gründlich genug recherchiert hatte, aber ich fand auch nichts. Das schockierte mich ehrlich gesagt. Ich fing an, zu schreiben und bat eine befreundete Illustratorin, meine Geschichte zu lesen. Und als Petra Weßbecher die ersten Bilder von Nele, ihrem Papa und den Pinguinen zu Papier brachte, war mir sofort klar, dass das Buch erscheinen muss.“

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