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Wolfgang Dersch: Neues schaffen, Altes bewahren

Johann Brandl

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Der Start für den fast noch neuen Kulturreferenten der Stadt Regensburg ist kein leichter – schuld ist auch in diesem Fall die Corona-Pandemie. Er selbst sieht in der Krise auch eine Chance. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Wolfgang Dersch.

Wie wird man eigentlich Kulturreferent?

Geboren wurde Wolfgang Dersch 1970 im schönen niederbayerischen Straubing. Nach der Schule zog es ihn nach Regensburg zum Lehramtsstudium (Realschule Englisch und Sport), gleichzeitig aber auch nach München ans Richard-Strauss-Konservatorium zum Studium der Posaune und Jazzposaune. Die Musik war und ist für ihn Hobby und Profession zugleich. Mit seiner Posaune bereiste Dersch die ganze Welt, von Australien bis in die USA, wo er auch ein Jahr lang studierte. Diese Erfahrungen bringen Lebenserfahrung, interessante Künstlerkontakte, ein lebendiges Netzwerk und Kenntnisse von den neuesten musikalisch-künstlerischen Stilrichtungen. Als Dozent und Lehrer war Wolfgang Dersch an verschiedenen Musikschulen – u. a. auch an der städtischen Sing- und Musikschule und an der Music Academy – tätig. Übrigens auch mit dem Vorstand der Regensburger Eltern e.V., Michael Straube, hat er schon viel Musik gemacht. Als Lehrbeauftragter leitete er die Big Band der Universität Regensburg. Ab 2004 war Wolfgang Dersch dann beruflich in Amberg, davon zehn Jahre als Referent für Kultur, Sport und Schulen. Seine unkonventionellen Ideen und Macherqualitäten bildeten das Sprungbrett nach Regensburg.

Was bedeutet Regensburg für Wolfgang Dersch?

Den Globetrotter zog es immer wieder nach Regensburg, insgesamt verbrachte Wolfgang Dersch schon über 20 Jahre hier, da kennt man „seine Stadt“. Eine Stadt, die alles bietet was ein kulturell interessierter Mensch sucht und doch nicht so groß ist, dass man im Brei der Metropole untergeht. Nicht umsonst ist Regensburg Weltkulturerbe! Wolfgang Dersch will ihre Zukunft mitgestalten und die alte und doch so junge Stadt kulturell weiter voranbringen. Auch privat bietet Regensburg für den sportlichen Kulturreferen-ten alle Freizeit- und Sportangebote, die er zusammen mit seiner Frau pflegt (Mountainbiken, Laufen, Wandern und Musik machen sowieso). Die tägliche Fahrt ins Amt erfolgt – logisch – mit dem Fahrrad!

Welche Ziele und Ideen verfolgt Wolfgang Dersch als Kulturreferent der Stadt Regensburg?

Seit Oktober 2019 ist Wolfgang Dersch Regensburger Kulturreferent. Wie schon in Amberg möchte er auch hier neben dem Altbewährten neue Akzente setzen. Klar, Corona hat ihm gleich nach dem Einstieg einen riesen Strich durch die Rechnung gemacht, aber Dersch sieht auch eine große Chance darin. Die Krise fordert kreativ und innovativ zu denken und neue Formate, neue Schwerpunkte zu konzipieren. Ein erklärtes Ziel ist, dass Kunst und Kultur offener und dezentraler werden. Die Veranstaltungen sollen auch in der Öffentlichkeit stattfinden, auf Straßen und Plätzen im Grünen oder am Wasser. Neue Formate erhalten stärkeres Gewicht, wie zum Beispiel das Litfaßsäulenprojekt, die viel beachtete Videoproduktion „Herbstflattern“, oder die Kulturinventur. Weitere Projekte werden folgen, wie bereits in der Konradsiedlung das Fotoprojekt 2020. Auch mit den Jahresthemen 2021-2023 „Nahsicht, Höhenflug, Zwischentöne“ sollen in allen Stadtteilen dezentral neue Akzente gesetzt werden. Nicht jedes Projekt muss am Ende ein „Kulturprodukt“ liefern, Kreativität, Spontanität und kulturelle Bildung soll im Vordergrund stehen. Dersch denkt an das Kinderkulturfestival mit vielen Einzelveranstaltungen, erweiterte Museumsangebote und Museumspädagogik. Darüber hinaus möchte er das bürgerliche Engagement in Regensburg, von dem er schon seit langem beeindruckt ist, mit mehr Teilhabe fördern. Stichworte sind hier das geplante „Haus für Engagement“ oder Zwischennutzungsmöglichkeiten für Vereine und die freie Kunstszene, zum Beispiel in der Prinz Leopold Kaserne.

Ein Blick in das Büro des Kulturreferenten Wolfgang Dersch (Foto: altrofoto.de)

Wofür ist der Regensburger Kulturreferenz eigentlich zuständig?

Das Kulturreferat umfasst vier Ämter mit ca. 200 Mitarbeiter:innen. Die städtischen Museen, das Amt für Archiv und Denkmalpflege, das Kulturamt im engeren Sinne und das Amt für musische Bildung (nicht dazu zählt das Theater!). Bereits diese vier Ämter bieten einen unüberschaubaren Crossover-Mix. Dazu kommt noch die Verwaltung und Tradierung des „Weltkulturerbe Schatzes“, die Dersch auch besonders am Herzen liegt. Für Kinder gibt es beispielsweise die „Welterbe Safari“, eine spannende Tour durch Regensburg.

Wunschkonzert – welches Projekt würde Wolfgang Dersch sofort umsetzen, wenn er über einen unbegrenzten Etat und genügend Personal verfügen würde?

Der Kulturreferent ist überzeugt, dass Regensburg eine Konzert- und Kunsthalle braucht. Wie das neue Jahnstadion wäre dies ein kultureller Leuchtturm für ganz Ostbayern. Ähnlich wie die Jazzposaune, die alte Klänge mit Improvisation verbindet, möchte Wolfgang Dersch die Regensburger Kulturwelt neu aufstellen, ohne das Alte abzulegen. Dazu wünschen wir ihm ein gutes Händchen und stets einen ausreichend gefüllten Kulturetat und viele Unterstützer.

Headerfoto: altrofoto.de

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