Eltern fragen - Experten antworten, Väter

Bin ich als Papa nicht so wichtig?

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Regensburger Eltern

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An der Mama führt in unserer Familie kein Weg vorbei – zumindest, wenn es nach unserer Tochter geht. Bei jedem Aua, jedem Problem im Alltag und auch beim Zugbettbringen hat unsere drei Jahre alte Tochter eine ganz klare Präferenz und die Mama ist fast immer ihre erste Wahl. Das ist für mich prinzipiell nachvollziehbar, weil sich die Bindung des Kindes zur Mutter in der Regel zwangsläufig auch von der Bindung zum Vater unterscheidet. Natürlich haben auch meine Tochter und ich ein gutes Vertrauensverhältnis zueinander, unsere gemeinsamen Rituale und zusammen einen Heidenspaß. Es ist aber dennoch frustrierend, wenn ich zum Beispiel vom weinenden Kind mit meinen ausgestreckten Armen einfach stehen gelassen werde und sie lieber weiter nach der Mama ruft, die natürlich auch mal ganz gerne ein paar Minuten nur für sich hätte. Meine Frau und ich versuchen seit Beginn der Elternzeit die Herausforderungen in Familie und Haushalt möglichst gerecht zu verteilen und das gelingt uns auch im Großen und Ganzen meistens. Gefühlt gerät diese Ausgewogenheit durch das dauernde „Mama-Mama“ unserer Tochter etwas in Schieflage. Gerne möchte ich meiner Frau hier etwas mehr persönlichen Freiraum verschaffen. Wie kann ich die Akzeptanz meiner Tochter verbessern oder muss ich meine zurückgesetzte Rolle in diesem Entwicklungsabschnitt erst einmal hinnehmen?

1Entspannt bleiben!

Es ist oft so, dass Kinder den einen oder anderen Elternteil für bestimmte Anliegen bevorzugen. Der Papa kann seine Enttäuschung wahrnehmen, aber entspannt bleiben. Ungünstig wäre es, wenn er sich beleidigt zurückzieht. Besser er bleibt dran und ist genau damit wichtig, auch wenn die Tochter sein Angebot noch nicht annimmt. Das kann die Tochter dann vielleicht besser, wenn Papa und Tochter Zeit alleine verbringen, ohne die Mama im Hintergrund. Könnte es sein, dass die Tochter mit ihrem Verhalten Bedürfnisse der Mutter bedient? Dass es Mama gefällt, auch wenn es manchmal lästig ist? Dann könnte sich die Tochter schlecht anders verhalten, um ihre Mutter nicht zu enttäuschen. Gut wäre, wenn die Eltern mal über ihre Bedürfnisse reden, auch über versteckte. Die Vorliebe kann im Übrigen wechseln, zum Beispiel wenn sich die Tochter aus der ganz nahen Kleinkindphase löst – vielleicht wendet sich dann das Blatt, die Tochter will den Papa heiraten und die Mama hat nichts mehr zu melden?

Reinhard Winter

2Papas Zeit kommt später

Richtige Frage! Wir moderne, engagierte Väter sind hoffnungslos im Rückstand! Wie könnten wir auch nur daran denken, alleine den Vorsprung von neun Monaten Schwangerschaft auszugleichen? Und dann noch das Stillen mit seiner ganzen Intimität! In dieser ganzen Zeit stehen wir genauso bereit wie nutzlos in der Gegend rum und versuchen irgendwie reinzukommen. Ich glaube das ist nutzlos. Unsere Zeit kommt einfach später. Die Mutter ist die X-Achse und der Vater die Y-Achse. Und in der Mitte wächst das Kind erst langsam und dann exponentiell, diagonal hoch. So hat man sich in früheren psychotherapeutischen Ansätzen die Sache vorgestellt. Je mehr Zeit vergeht, desto wichtiger wird der Vater - also später. Wir sollten also cool bleiben oder um mit einem allseits beliebten amerikanischen Präsidenten zu sprechen: „Proud boys stand back and stand by!“

Gerhard Hecht

3Konsequentes Abwechseln

Die Schilderungen sind mir wohl bekannt, obwohl ich in Elternzeit derzeit viel mehr Zeit mit meinen Töchtern (3 und 6) verbringe, als meine Frau. Sobald Mama nach Hause kommt, bin ich erstmal abgemeldet. Das nervt meine Frau übrigens genauso wie mich. Mit fehlender Akzeptanz hat das, meiner Meinung nach, nichts zu tun. Mama ist eben Mama. Uns hilft konsequentes Abwechseln. „Heute bringe ich dich ins Bett (baden, anziehen, etc.) und morgen der Papa.“ Wobei Mama strikt auf Einhaltung pochen und Proteste ignorieren muss. Apelle wie: „Da ist der Papa aber traurig“, fruchten da bei uns wenig. Einfacher wird die Sache auch, wenn Mama schlicht nicht da ist. Läuft nach anfänglichem Gemotze eigentlich immer gut. Beim Weinen werde ich zwar weiterhin oft mit offenen Armen stehengelassen, aber manchmal ist es auch schön, emotional nicht immer an vorderster Front stehen zu müssen.

Daniel Reger

Titelbild: gemalt von Klara (9)

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