Wir haben zwei Kinder: der Große ist knapp 3 Jahre und ein Baby mit 7 Monaten. Normalerweise bringt mein Mann unseren Großen ins Bett und legt sich mit ihm hin, bis er eingeschlafen ist. Wenn er endlich schläft, schläft er ganz gut und auch meistens auch durch. In der Zwischenzeit bringe ich das Baby ins Bett, das bei uns schläft. Es wird zum Einschlafen gestillt und wacht nachts häufig auf. Generell schläft das Baby nur beim Stillen oder im Tragetuch ein. Es gibt einen Abend in der Woche, an dem ich die Kinder alleine ins Bett bringen muss und das klappt bisher nicht so gut. Wenn ich dem Älteren eine Gute-Nacht-Geschichte vorlese, ist das Baby unruhig, schreit und will die ganze Zeit herumgetragen werden. Irgendwann ist dann der Dreijährige wieder richtig wach, bis das Baby endlich im Tragetuch eingeschlafen ist. Wenn ich versuche, das Baby zuerst zum Schlafen zu bringen, stört der Große und will unbedingt meine Aufmerksamkeit. Durch die Unruhe ist das Baby aufgedreht und findet nicht in den Schlaf, was dann erst recht zu Geschrei führt. Wenn ich ganz besonderes Pech habe, wacht das Baby das erste Mal wieder auf, wenn der Große gerade eingeschlafen ist. Und alles geht von vorne los. Wie kriege ich es hin, beide Kinder in den Schlaf zu begleiten?
1Den Abend zu etwas Besonderem machen
Es ist verständlich, dass der Große hier mehr Aufmerksamkeit einfordert, weil es reizvoll ist, von Mama statt Papa ins Bett gebracht zu werden. Machen Sie diese Abende zu etwas Besonderem im positiven Sinn, binden Sie ihn in den Ablauf ein, lassen ihn zum Beispiel bei der Pflege des Babys helfen. Erklären Sie ihm auch vorab, wie der Abend ablaufen wird, wann Sie etwas Zeit für das Baby brauchen und wann und in welcher Form er dran ist. (zum Beispiel „Jetzt stille ich das Baby, du darfst leise neben uns sitzen und dieses Buch ansehen, danach lese ich dir vor.“) So schaffen Sie Vorhersehbarkeit und ein Gefühl von Sicherheit. Der wichtigste Punkt ist, dass Sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Planen Sie ausreichend Zeit ein und werden Sie nicht panisch, wenn es länger dauert. Kinder haben ganz feine Antennen für Stress! Wenn Sie vorab schon befürchten, dass es schieflaufen wird, ist die Unruhe vorprogrammiert. Je mehr innere Gelassenheit Sie in die Situation tragen, desto eher können auch Ihre Kinder entspannen.
2Raus aus der "Konditionierungsfalle"
Schon mal das Wichtigste vorweg: nein, das geht nicht nur Ihnen so! Die beschriebene Situation kennen wahrscheinlich alle Eltern, die mehrere kleine Kinder haben. Es ist ja schon eine enorme Leistung, nur ein einzelnes Kleinkind so an den Familienrhythmus heranzuführen, dass es für alle passt. Dann noch ein neues Baby erfolgreich mitzunehmen ist eine ganz große Herausforderung, die natürlich noch größer wird, wenn man als Erwachsener mal als Einzelkämpfer dasteht ... Es gibt hier kein Patentrezept und leider nur eine einzige Lösung, die langfristig Erfolg verspricht: das Erlernen des (weitgehend) selbständigen Einschlafens. Im geschilderten Fall rührt das Grundproblem vor allem daher, dass „der Große“ über die drei Jahre gelernt hat, dass er nur einschlafen kann, wenn ein Erwachsener neben ihm im Bett liegt. Das bezeichnen wir als sogenannte „Konditionierungsfalle“. Diese beobachten wird bei jungen Familien mit Schlafproblemen sehr häufig. Der Weg aus dieser Falle ist leider steinig und oft wird dabei eine professionelle Hilfestellung benötigt.
3Einschlafen aktiv mitgestalten
Zur Beruhigung: diese Situation kennen wahrscheinlich viele, die kleine Kinder haben, sehr gut. Das Schlafengehen und Abendprogramm ist ein anstrengender Part des Lebens mit Kindern. Auch mit älteren Kindern gibt es immer wieder Abende, an denen sich eines schwer tut, einzuschlafen und die besondere Aufmerksamkeit der Eltern benötigt. Was dann hilft? Zunächst ruhig bleiben und Stressfaktoren hinterfragen. Ist es schlimm, wenn das Kind dieses Mal später einschläft? Stört es mich, dass ich am Bett sitzen muss? ... Hier tut es gut, sich von Konventionen und Ansprüchen frei zu machen, um einfühlsam und individuell auf die Situation reagieren zu können. Kleine Rituale sind außerdem gut und sollten verlässlich sein. (zum Beispiel wird das Vorlesen nicht weggelassen.) Unsere Erfahrung ist, dass das Einschlafen leichter wird, wenn das Kind aktiv mitgestalten und eigene Wünsche einbringen kann. Beispielsweise ist der Große vielleicht ja stolz wenn er einen neuen Schlafbereich bekommt, in den er alleine hineinkriechen kann, zum Beispiel ein Hochbett oder einen Betthimmel, Leuchtsterne an der Wand, ein schönes eigenes Nachtlicht oder ähnliches. Vielleicht lassen sich ja auch die alten Rituale durch neue ergänzen, so dass das Baby noch am Boden liegt und spielt während des Vorlesens oder dass der Große nach dem Vorlesen noch ein Hörbuch oder Musik anhören darf, während er sich in sein Bett kuschelt.
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Titelbild gemalt von Klara (9)