Entwicklungsauffälligkeiten, Therapiebedarf, Fragen zur Förderung? Das Team des SPZ St. Martin begleitet Kinder von der Geburt bis ins Jugendalter – mit Herz, Kompetenz und Zeit für jedes Kind.
Die meisten Eltern kennen das schöne Gefühl, die Entwicklungsfortschritte ihrer Kinder zu beobachten und zu erleben, wie diese die Welt für sich entdecken und dabei spielerisch dazu lernen. Aber was, wenn das alles keine Selbstverständlichkeit ist? Wenn die Entwicklung verzögert verläuft oder eine schwere Erkrankung oder Behinderung vorliegt? In solchen Fällen raten die Kinder- und Jugendärzt:innen häufig zu einer Vorstellung im Regensburger Kinderzentrum St. Martin, dem zweitältesten Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) in Bayern.
Was ist ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ)?

Ein SPZ darf nur auf Überweisung durch Fachärzt*innen (Kinder- und Jugendmedizin, Neurologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie) tätig werden.
Hier erhalten Kinder und ihre Familien eine umfassende Diagnostik, therapeutische Begleitung und Beratung – medizinisch, psychologisch und pädagogisch.
Rund 50 Fachkräfte arbeiten interdisziplinär zusammen. Ärztliche, psychologische, logopädische, physiotherapeutische, ergotherapeutische und heilpädagogische Befunde werden im Team besprochen und abgeglichen. Gemeinsam mit den Familien entsteht ein Behandlungsplan, der realistisch und umsetzbar ist.
Das SPZ betreut Kinder und Jugendliche von 0 bis 18 Jahren – manchmal einmalig, oft über viele Jahre hinweg. Das Spektrum reicht von Frühgeborenen über Epilepsien, körperliche und geistige Behinderungen bis hin zu ADHS, Autismus, Teilleistungsstörungen oder chronischen Schmerzen. Das Team bleibt dabei meist konstant, sodass sich vertrauensvolle Beziehungen entwickeln können – eine wichtige Grundlage für nachhaltige Förderung und Therapie.
Lange Wartezeiten – und ein verantwortungsvoller Umgang damit
Die Arbeit im SPZ ist intensiv und individuell – das braucht Zeit. Daher kommt es immer wieder zu längeren Wartezeiten, wenn ein Kind erstmals vorgestellt werden soll. „Wir gehen dabei verantwortungsvoll und differenziert vor“, erklärt Dr. Christina Kutzer, die ärztliche Leitung. Ein Säugling mit Ernährungsproblemen oder ein Kind mit Epilepsie erhält zeitnah einen Termin. Bei weniger dringlichen Fällen, etwa bei einem Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung, kann die Wartezeit auch bis zu zwei Jahre betragen. Eltern sollten im Schnitt mit mehreren Monaten Wartezeit rechnen. Doch wenn die überweisenden Ärzt*innen die Dringlichkeit deutlich machen, können Termine vorgezogen werden.
Der erste Termin: Zeit zum Kennenlernen

Wenn der erste Termin steht, nimmt sich das Team viel Zeit. In einer einstündigen Anamnese werden alle wichtigen Informationen gesammelt. Währenddessen kann sich das Kind an die neue Umgebung gewöhnen – und die Fachkräfte beobachten das Spielverhalten und die Interaktion mit den Eltern. Darauf folgen weitere Untersuchungen: körperlich-neurologische Checks, Entwicklungstests, Sprach- und Motorikdiagnostik, EEG, Ultraschall oder Hörprüfungen.
In einem abschließenden Befundgespräch werden die Ergebnisse besprochen und mögliche Diagnosen erklärt – manchmal auch sehr seltene oder genetische Erkrankungen. Für viele Eltern ist das zunächst eine Herausforderung. Umso wichtiger ist die Begleitung durch das Team, das immer ein offenes Ohr hat.
Neben der Diagnostik gibt es im Kinderzentrum auch eine Sozialberatung, die Familien bei Anträgen, Fördermöglichkeiten oder der Suche nach Einrichtungen unterstützt. Seit 2023 kümmert sich zudem eine Geschwisterbeauftragte um Kinder, deren Brüder oder Schwestern chronisch krank oder behindert sind. Im GeschwisterCLUB können sie Freizeitangebote wahrnehmen und erfahren, dass sie mit ihrer besonderen Situation nicht allein sind.
Ein starkes Netzwerk für Kinder und Familien
Das SPZ St. Martin arbeitet eng mit Kliniken, Fördereinrichtungen, Kindergärten und Schulen zusammen. So entsteht ein ganzheitliches Unterstützungsnetz, das Familien stärkt und Kindern die bestmögliche Förderung bietet.
Das Kinderzentrum St. Martin begleitet Kinder und Familien, wenn mehr Unterstützung als üblich erforderlich ist – bei chronischen, komplexen oder seltenen Erkrankungen. Ziel ist immer: gemeinsam einen Weg finden, der trägt.
Weiterführende Informationen und Anmeldeunterlagen zum Download gibt es auf der Homepage:
www.kinderzentrum-regensburg.de
Über die Autorin
Astrid Lamby arbeitet seit über 25 Jahren im Kinderzentrum St. Martin, zunächst als Logopädin, mittlerweile als Verwaltungsleitung/Projektentwicklung im Leitungsteam.