Freizeit, Wohnen

Keine leichte Übung: Schwimmen lernen in Regensburg

Johann Brandl

Kinder sollten schwimmen lernen - je früher, desto besser. Eltern tun sich jedoch schwer, einen der begehrten Plätze in einem Schwimmkurs zu bekommen. Das liegt nicht zuletzt an fehlenden Kapazitäten in Regensburgs Bädern.

Schwimmen lernen ist nicht schwer, aber dafür müssen Schwimmbäder her! So könnte ein kleiner Zweizeiler lauten, der für Regensburg volle Gültigkeit hat. In Regensburg leben rund 4.000 Drei- bis unter Sechsjährige, 5.000 Sechs- bis unter Zehnjährige und rund 7.000 zehn- bis unter sechzehnjährige Kinder und Jugendliche. Und die sollen natürlich alle schwimmen können. In einer Stadt mit drei Flüssen und einigen Weihern und Seen in der Umgebung ist das sowohl eine Notwendigkeit, als auch eine tolle sportliche Möglichkeit, sich in den wärmeren Monaten des Jahres zu bewegen.

Stand der Dinge

Die Stadt Regensburg besitzt mit dem Westbad und dem kleinen Hallenbad zwei Ganzjahresbäder und mit dem Wöhrdbad ein Sommerbad. Einige kleinere privatwirtschaftlich betriebene Schwimmbecken kommen zu diesem eher dürftigen Angebot noch hinzu. Aber was ist das schon für eine wachsende Großstadt mit knapp 170.000 Einwohnern? Verschärft wird die Situation dadurch, dass das Wöhrdbad 2021 ganz geschlossen war. Eigentlich war für dieses Bad sogar die Aufrüstung für eine Winternutzung angedacht, nun kann man nur hoffen, dass es im Sommer 2022 wieder geöffnet wird. Gründe für diese Misere sind Planungsfehler, Streit mit dem ausführenden Architekturbüro und steigende Preise. Dazu kommt noch – last not least – dass das Hallenbad in der Gabelsbergerstrasse – in dem Generationen von Kindern seit 1954 schwimmen lernten – eigentlich längst für eine Sanierung geschlossen werden müsste und es auch unklar ist, ob es nach Inbetriebnahme des Sportpark Ost jemals wieder geöffnet wird.

Schon seit Jahren gibt es von vielen Seiten die Forderung nach mehr ganzjährigen Schwimmmöglichkeiten in Regensburg. Für Vereine, für alle anderen Schwimmbegeisterten und natürlich auch für Kinder, um ihnen das Schwimmen beibringen zu können.

Schwimmen lernen im Schulbetrieb

Normalerweise – also abgesehen von Coronazeiten – bieten die meisten Regensburger Grundschulen in der 3. Klasse für eine Woche einen Intensivschwimmunterricht an. In der Realität sind die Kinder pro Tag aber maximal 45 Minuten wirklich im Wasser. Die übrige Zeit wird durch An- und Abfahrt und Umkleiden verbraucht. An vielen Schulen wird in der 4. Klasse nochmals für einige Wochen Schwimmunterricht angeboten. Erfreulicherweise gibt es seit Kurzem auch an Mittelschulen ein Schwimmangebot, denn circa ein Drittel der Schüler:innen hat dann noch keinerlei Schwimmerfahrung. Das Angebot gibt es für eine Woche mit täglichem Schwimmunterricht. Danach können sich die meisten Schüler:innen zumindest über Wasser halten.

Schwimmen lernen in Vereinen und der Familie

Weiterhin sind die Eltern beim Schwimmen lernen stark gefordert. Theoretisch gibt es dazu auch ein ganz ordentliches Angebot von diversen Schwimmschulen oder Vereinen. Schaut man sich allerdings die offenen Plätze, zum Beispiel beim SC-Regensburg an, dann stellt man fest, dass die Kurse bis Anfang 2023 (!) bereits ausgebucht sind. Dazu kommt, dass Schwimmkurse natürlich Geld kosten, zum Teil happige Beträge. Und Geld ist gerade bei Familien mit Kindern bekanntlich hin und wieder Mangelware. Die zu geringen Angebote resultieren vor allem von den fehlenden freien Kapazitäten im Wasser. In kleineren Gemeinden rund um Regensburg sieht das Angebot ein wenig besser aus, wem das Fahren nicht zu viel ist und wer keine Bedenken wegen der Umwelt hat, kann also vielleicht im Landkreis fündig werden. Nicht zu unterschätzen beim Thema Schwimmen lernen ist überdies der familiäre Hintergrund der Kinder, die Schwimmen lernen sollen. Gerade Familien mit Migrationshintergrund der ersten Generation kommen häufig aus Ländern, in denen Schwimmen keine Tradition hat und Mädchen generell vom Badebetrieb ausgeschlossen sind.

 

Hoffnung für die Zukunft: der Sportpark Ost (Foto: Bothner)

Für einen Sportpark Ost gab es seit 2017 Vorplanungen und seit 2019 konkrete Beschlüsse des Stadtrats. 2020 war das Vorhaben zwar wegen Finanzierungsschwierigkeiten kurzfristig gefährdet, aber nun soll es doch umgesetzt werden. Der sogenannte Sportpark Ost soll an der Zeißstraße entstehen, geplant ist eine Leichtathletikhalle (für Leistungssport und eher nicht für den Breitensport) und ein, für die Gesamtstadt dringend benötigtes, Schwimmbad. Der ausgeschriebene Wettbewerb brachte hervorragende Vorschläge und Anfang 2020 sah alles noch sehr gut aus. Der Entwurf des Architekturbüros Behnisch sollte rasch umgesetzt werden, allerdings stellte sich noch schneller heraus, dass die ursprünglich angesetzten Kosten von knapp 20 Mio Euro für beide Objekte auf 47 Mio Euro explodierten. Dann kam Corona und der Einbruch bei den Steuereinnahmen für die Kommune. Also wurde das Projekt kurzerhand aus dem städtischen Investitionsplan geworfen. Glücklicherweise setzte sich die Vernunft bei den Koalitionspartnern, allen voran der Sportbürgermeisterin, durch und so wurde im Oktober 2021 vom Stadtrat beschlossen, den Sportpark doch zu realisieren. Die Kosten wurden „optimiert“ und auf vorläufige rund 42 Millionen reduziert. Der jetzt avisierte Fertigstellungstermin ist 2025 – und es werden bereits jetzt sechs Prozent Kostensteigerung pro Jahr erwartet. Warum man in dieser Situation keine kostengünstigere Variante gewählt hat und beim teuersten Entwurf blieb, ist unklar.

Unverständlich aus Sicht vieler Beobachter:innen sind aber auch die Abstriche in der technischen Ausstattung des Bades. So wird zum Beispiel die Wassertiefe nur 1,75 Meter betragen, was bedeutet, dass zum Beispiel ein Sprungbetrieb, Wasserball oder ähnliche Wassersportarten auch bei später einmal besserer Kassenlage nicht nachgerüstet werden können. Damit wird eine Verschlechterung gegenüber dem kleinen Hallenbad aus dem Jahr 1954 hingenommen. Kostenmässig völlig ungeklärt ist auch der Beschluss des Stadtrats, der auf Drängen der Grünen Fraktion einen klaren klimaneutralen Betrieb des Projekts verlangt, was man nur unterstützen kann. Da die Realisierung des gesamten Prinz-Leopold-Areals ebenfalls noch auf sich warten lässt, kann dies die Kosten nochmals enorm erhöhen und die Fertigstellung hinauszögern. Fasst man die Erfahrungen mit öffentlichem Bauen in Regensburg zusammen, ist davon auszugehen, dass das Projekt Schwimmbad Ost sehr viel teurer und später als projektiert realisiert werden wird. Ob und wann das alte Hallenbad wieder für den Schwimmbetrieb zur Verfügung steht, ist ein weiteres großes Fragezeichen.

So lange heißt es für Regensburger Eltern frühzeitig Schwimmkurse zu buchen, im Sommer mit den Kindern die Freibäder, Flüsse und Seen zu nutzen und dort selbst den Kindern schwimmen beizubringen.