Ein Schwimmteich im eigenen Garten? Klingt nach Naturparadies und Abkühlung zugleich! Johann Brandl erzählt von seiner 17-jährigen Erfahrung mit einem naturnahen Schwimmteich – inklusive Libellen, Vögeln und ab und zu etwas Arbeit. Ob Schwimmteich oder kleinerer Goldfischteich – hier erfahrt ihr, wie man nicht nur den eigenen Garten, sondern auch das Stadtklima aufwerten kann.
Wer mehr als ein handtuchgroßes Grundstück sein eigen nennt und Kinder hat, überlegt irgendwann einmal ob er nicht einen Swimmingpool oder einen Schwimmteich bauen soll. Wir haben uns mit drei Kindern vor 17 Jahren nach längerer Bedenkzeit für einem Schwimmteich entschieden. Und das bis heute nicht bereut!
Die Kinder sind längst aus dem Haus aber wir, Enkelinnen und die Kinder der Nachbarn sind mittlerweile Nutzer des prächtig eingewachsenen Teichs. Der Schwimmteich dient von ca. Mitte Mai bis Mitte September seinem eigentlichen Zweck und ist eine Freude für alle, die gerne ein bisschen schwimmen und schnell eine kühle Erfrischung wollen. Da es keine Flachwasserzone gibt, kommt man über eine Leiter rein und raus.
Anders als ein Pool ist ein Schwimmteich aber ein Ganzjahresprojekt. Im Frühjahr und Herbst wird er von Vögeln belagert, nachts schwirren Fledermäuse über der Wasseroberfläche und ab Mitte des Sommers schlüpfen die prächtigsten Libellen aus den Larven, die sich im Teich entwickeln. Dazu kommt die eine oder andere Kröte vorbei. Frösche lassen wir wegen der guten Nachbarschaft nicht zu und Fische würden einigen von uns den Schwimmspass verderben. Zum Trinken kommen alle möglichen tag- und nachtaktiven Kleinsäuger vorbei und im Schilfbereich legen sich leider die Katzen auf die Lauer, um Vögel zu erbeuten, da müssen wir öfters eingreifen um die gefiederten Freunde nicht zur leichten Beute werden zu lassen.
Ein Schwimmteich macht viel Arbeit
Also alles toll und paletti? Nicht ganz, denn so ein Naturschwimmteich ist nicht nur eine Augenweide und ein herrlich erfrischendes Nass, sondern auch mit viel Arbeit und Mühe verbunden. Unser Teich hat ca. 50 Quadratmeter (10m x 5m) Wasserfläche, dazu kommt rundherum eine kleine ca. 1 Meter breite Grünzone und ein ca. acht Quadratmeter großer Klärbereich in dem sich die Feinteilchen ablagern und vom Schilf verarbeitet werden, eine Umwälzpumpe sorgt für ausreichende Bewegung und Sauerstoffzufuhr in der Vegetationszeit (März-Oktober). In dieser Zeit wächst viel unerwünschtes Grün, das permanent entfernt werden muß. Im Frühjahr und Herbst fallen Blüten und Blätter in den Teich und natürlich wird durch Wind und Regen immer Staub eingetragen, der auf den Boden sinkt. Dadurch entsteht Biomasse, die fortwährend vom Boden abgesaugt oder abgekäschert werden muß. Wir machen das händisch und mit einem kleinen Schlammsauger (technisch aufwendige und teure Maßnahmen haben wir bis jetzt immer vermieden).
Im Spätwinter schneiden wir – immer dann wenn der Teich gut zugerfroren ist - das mannshohe Schilfgras, um Platz für den nächsten Sommer zu schaffen. Einen Wasseraustausch haben wir in all den Jahren nie (!) vorgenommen. Das Regenwasser reicht zum Auffüllen der Verdunstung völlig aus. Ausnahme waren zwei bis drei heiße und trockene Sommer, da haben wir ca. jeweils fünf Kubikmeter (bei einem Gesamtvolumen von 80 Kubikmeter) nachgefüllt. Ab und zu lassen wir das Wasser von einem Institut auf Badewasserqualität untersucht, was bisher immer top Ergebnisse brachte. Grund dafür ist auch die Grünzone, die den Teich im Sommer nicht zu warm werden lässt, das war allerdings die ersten zwei, drei Jahre anders. Also durchhalten!
Preislich zahlten wir vor 17 Jahren komplett ca. 10.000 Euro für dieses Idyll mitten in der Stadt, für Aushub, Abdichtung, Randeinfassungen, Teichfolie, Pumpe und Erstbegrünung. Das tolle ist, dass nicht nur wir diese Lebensqualität genießen, auch für den Natur- und Klimaschutz einer heißen und sehr stark verdichteten Stadt wie Regensburg können wir hier unseren Beitrag leisten. Alternativ geht es natürlich auch eine Nummer kleiner z.B. mit einem Goldfischteich.
Familie K. in Lappersdorf hat diesen (s. Bild) ca. 25 Quadratmeter großen Teich vor 23 Jahren - ebenfalls wegen der Kinder - angelegt und es nie bereut. Der Teich ist mit verschiedenen Wasserpflanzen (u.a. Teichrosen) teilweise dicht bewachsen, ca. 50 Goldfische tummeln sich seit Jahren in einem stabilen Gleichgewicht darin. Die Eigentümer erfreuen sich ganzjährig an den vielen Vögeln, Kröten und Libellen, die hier zu Hause sind. Ja selbst ein Entenpaar hat dort schon gebrütet. Das plätschern des Wassers und der Blick vom Wohnzimmer hinaus auf den Teich ist total entspannend. Diese Art von Teich ist deutlich billiger in der Anschaffung und pflegeleichter, max. 20 Stunden im Jahr fallen hier als Aufwand an: Blätter und Schlamm entfernen, Ränder entkrauten, Pumpe reinigen. Die Folie musste bisher einmal ausgetauscht werden.
Biodiversität und Resilienz steigern
Dass kleine Wasserstellen in der Stadt wichtig sind bestätigt uns auch Dr. Josef Paukner, Sprecher der Donau-Naab-Regen-Allianz (DoNaReA): Wir brauchen dringend mehr Wasser in der Stadt. Wenn heute Stadtplaner diskutieren, wie unsere Städte gestaltet werden sollen, kommt der „grünen und blauen Infrastruktur“ herausragende Bedeutung zu. „Blaue Infrastruktur“ heißt hier: Wasserläufe, Wasserflächen, Mulden zur Aufnahme von Niederschlagswasser und dergleichen mehr.
Wir befinden uns im Klimawandel und wir wissen, dass damit vor allem zwei Bedrohungen zunehmen: häufigere Hitzetage und zunehmende Starkregen. Eine Häufung von Tagen mit hoher Temperatur und geringen Niederschlägen ist sicher. Es sind vor allem die „Tropennächte“, in denen die Luft zu wenig abkühlt, die den Organismus von Menschen belasten. Die Schäden werden als „Übersterblichkeit“ fassbar. Für Abkühlung sorgen hier vor allem alte Bäume und verdunstendes Wasser. Zu bedenken bleibt dabei, dass zu den größten Herausforderungen unserer Zeit der Verlust an Biodiversität gehört. Hier sind es vor allem Lebensräume und Arten der Gewässer und Feuchtgebiete, die verschwinden. Es gibt also viele Gründe, warum wir mehr Wasserläufe und Wasserflächen und mehr unversiegelte Böden brauchen.
Warum machen wir das nicht einfach? Es gibt immer wieder eine Fülle von Einwänden. Als erstes heißt es: Wir haben zu wenig Platz für Wasser. Unversiegelte Flächen gelten als potenzielle Bauplätze bei der „Nachverdichtung“ der Städte. Wasser ist gefährlich – man kann ertrinken und sich mit schädlichen Keimen infizieren. In der Stadt verursachen Wasserläufe und Wasserflächen Arbeitsaufwand und damit Kosten. Sobald man anfängt, das Für und Wider von Stadtbächen, Gräben, Weihern und Flutmulden zu erörtern, finden sich viele Argumente, warum es hier jetzt nicht geht, obwohl alle Probleme lösbar sind und die Abwägung von Aufwand und Nutzen für das Wasser spricht.
Schwimmteiche und Tümpel im Stadtgebiet zeigen, wie es geht und wie man es einfach machen kann: den Teich genießen und dazu beitragen das Klima in der Umgebung zu verbessern und Biodiversität fördern.