Die Stadt Regensburg wirbt auf ihrer Website mit 135 Spielplätzen. Welche davon sind unbedingt einen Besuch wert? Wir haben uns mit Testpersonen unterschiedlicher Alterstufen auf die Suche gemacht.
Als wir den Drachenspielplatz das erste Mal besuchten, war es kalt und unwirtlich, es lag noch Schnee. Die weiß-grauen Wohnanlagen, die hier im ehemaligen Kasernenviertel am Galgenberg entstanden sind, ragen um uns herum in den Himmel, dazwischen immer wieder Kräne, dort, wo gerade noch gebaut wird. Von der Galgenbergstraße biegen wir in ein neu gestaltetes Areal ein, das sich zwischen Rudolf-Vogt-Straße und Otto-Hahn-Straße erstreckt: Hier ist der 13 Hektar große Brixen-Park angelegt, mittendrin unser Ziel – der Drachenspielplatz.
Dem Drachen ins Maul geschaut
Schon bald tauchte auch tatsächlich der grüne Körper eines riesigen Drachen auf: Auf der einen Seite des Weges, der südlichen „Scholle“, reißt der Drache gerade sein fruchterregendes Maul auf. Auf der anderen Seite, der nördlichen „Scholle“, erheben sich erst die vier Berge seines Rückens und anschließend ein eindrucksvoller Schwanz.
Wir treffen uns mit Freunden genau in der Mitte, am „Drachenbuckel“: Diesen Bereich meinte ein Bekannter wohl, der kürzlich von den Bauarbeiten am Spielplatz berichtete: So als wäre ein Ufo mitten in den Wohnanlagen gelandet, wirkte das Gelände zeitweise, erzählte er – geradezu futuristisch erschien die Landschaft, die dort aufgeworfen wurde. Dieser optische Eindruck ergibt sich durch den EPDM-Belag, den man von Sportplätzen kennt und der hier große Bereiche ausbildet, unter anderem die vier grünen Rückenberge des Drachen. Das hat aber nicht ästhetische Gründe, sondern ganz praktische: Diese Fallschutzbereiche sind durch die Wahl des Belags schwellenlos zugänglich und können auch zum Beispiel von Rollstühlen befahren werden.
Der Drachenspielplatz, der erst im Herbst 2021 fertiggestellt worden ist, ist nämlich als erster Inklusionsspielplatz Regensburgs geplant und gestaltet worden. Er ist aus einer Zusammenarbeit von Gartenamt, Amt für kommunale Jugendarbeit, Inklusionsbeauftragten bzw. -beirat und Landschaftsarchitekt:innen entstanden. Und er ist auch bereits, wie der Brixen-Park, preisgekrönt. Ob das daran liegt, dass Kinder des Hortes Napoleonstein und der Bischof-Wittmann- Schule an der Planung beteiligt waren? Diejenigen, für die der Spielplatz gedacht ist, Kinder mit und ohne Handicap, haben jedenfalls in einem mehrstufigen Prozess ihre Ideen eingebracht.
Tatsächlich bietet der inklusive Spielplatz Kindern mit Einschränkungen zum Beispiel durch farbliche Markierungen oder zusätzliche Handläufe Orientierung und Unterstützung. Es gibt außerdem Bereiche, die von Rollstuhlfahrer:innen mit und ohne Unterstützung genutzt werden können, zum Beispiel Trampoline, eine Rollstuhlwippe, ein befahrbares Karussell, unterfahrbare Tischtennisplatten, einen Sandspieltisch. Was Inklusion bedeutet, zeigt aber auch der Blick auf die barrierefrei zugänglichen Drachenbuckel: Diese können über verschiedene Seile und Netze erklommen werden – und auf ihnen türmen sich wildeste und waghalsigste Balancier- und Klettermöglichkeiten, die immer auch wieder zu zelt- und höhlenähnlichen Gebilden aufgeworfen sind. Am Boden darunter sind Trampoline in den Boden eingelassen, es finden sich außerdem Röhrentelefone. Hier werden also gerade nicht eindimensional Spielmöglichkeiten angeboten, die nur von einer bestimmten Gruppe genutzt werden können, sondern erklärtes Ziel ist es, einen gemeinsamen Spielraum für alle Kinder anzubieten, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und Fähigkeiten. Der Spielplatz ist für ganz unterschiedliche Kinder also nicht nur nutzbar, sondern für diese auch attraktiv.
Davon profitieren alle Familie mit Kindern in unterschiedlichen Altersklassen. Die Kindergartenkinder langweilen sich nicht wie auf den sonstigen Spielplätzen für Krabbelkinder und der Einjährige ist nicht auf den obligatorischen Sandkasten oder das gemeine Wipptier beschränkt, wie so oft auf den Standardspielplätzen – nein, alle Kinder verteilen sich sofort im Gelände und suchen sich die jeweils passenden Aufgaben. Sie beschäftigen sich in unterschiedlichen Ecken oder erkunden gemeinsam, helfen sich gegenseitig auf künstliche Berge und in den Schlund des Drachen, feuern sich an und bestaunen gemeinsam größere Kinder bei ihren Unternehmungen. Der „Drachenkopf“, eine riesige begeh- und befahrbare Holzkonstruktion, die von innen und außen beklettert werden kann, aus deren Schlund eine Menge roter Seile zum Klettern, Schwingen und Schaukeln baumeln und deren Nacken eine breite Rutsche beherbergt, ist umgeben von den „Klassikern“ des Spielplatzes: Eine Nestschaukel, das Karussell, ein großer Sandspielbereich und Tischtennisplatten. Der „Drachenschwanz“, eine Holzburg mit Stegen und Rampen, liegt hingegen mitten in einem Hainbuchenlabyrinth. Auch wir Eltern streifen interessiert durch das 6000 qm-große Gelände, packen mal hier an, lassen uns mal dort auf der Bank nieder, verteilen mal da ein paar Kekse – und rufen schließlich zum Aufbruch nach Hause.
Die weitläufige Anlage des Drachenspielplatzes ist auch für Eltern ein Vergnügen. Die vielfältigen Möglichkeiten für das gemeinsame Spiel überzeugen. Der inklusive Drachenspielplatz hat – und das macht sicherlich ein gelungenes Inklusionskonzept aus – für ganz unterschiedliche Kinder ein attraktives Angebot geschaffen. Wie sehr meine kletterbegeisterten Söhne hier auf ihre Kosten kommen, macht schmerzlich bewusst, wie sehr die Bedürfnisse und Notwendigkeiten eines Kindes mit Handicap auf vielen anderen Spielplätzen bislang unberücksichtigt bleiben. Es ist zu wünschen, dass dem Vorzeigeprojekt nicht nur viele weitere folgen, sondern auch nach und nach die alteingesessenen Spielplätze stärker für wirklich alle Kinder ausgerichtet werden.
Auch außenrum allerhand
Auf dem Rückweg lässt sich noch ein kurzer Eindruck erhaschen, wie es um den Drachen herum eigentlich aussieht: Der Weg führt uns, vom Spielplatz kommend, an weiteren Spielmöglichkeiten vorbei: In den vertieften Linsen, sogenannten „Spielschollen“, finden sich, ebenfalls für Kinder, ein toller Kletterparkour, Naturfelsen zum Bouldern, Sitzgelegenheiten zum Sonnen und ein Wasserspielplatz. Andere Schollen geben Raum zum Urban Gardening, zum Trainieren oder Ausruhen oder sind als Hundefreilaufzonen konzipiert. Mittlerweile sind wir auch im Frühjahr dagewesen und tolle Entdeckungen und Erlebnisse gehabt.
Das mischgenutzte Stadtquartier ehemalige Nibelungenkaserne „Brixen-Park“, das sich als TechCampus und moderner Wohn- und Gewerbestandort versteht, ist durch Quartierplätze, Park- und Freiflächen verbunden. Barrierefreiheit und Bürgerbeteiligung spielen hier eine große Rolle, gibt die Stadt zu verstehen. Das nach Norden geneigte Gelände mit Blick zur Altstadt wurde durch drei Terrassen gegliedert, die wiederum mit Grünzügen verbunden sind. Das ist der eigentliche Parkbereich, der somit aus drei großen Parkachsen besteht: Aus dem Wiesenpark im Norden mit extensiv gepflegten, artenreichen Wiesen, die dem naturschutzrechtlichen Ausgleich für die Baumaßnahmen dienen und dessen Wegführung durch den Altbaumbestand vorgegeben wird. Aus dem Waldpark im Süden, der mit seinem dichten Bestandsgehölz, ein paar Bänken und wenigen Wegen zum Ruhen und Verweilen einladen soll. Und aus dem zentralen Spiel- und Sportpark dazwischen, in dem sich neben dem Drachenspielplatz und den Schollen für verschiedene Aktivitäten auch Sportplätze, ein Dirt-Park, eine Skate-Anlage der Bauspielplatz der Regensburger Eltern – und natürlich Möglichkeiten zum Grillen und Chillen – befinden.
Das sagen unsere Kinder
Was sagen aber nun die Tester:innen? Viel haben wir ja von ihnen nicht zu sehen bekommen, weil sie sofort selbstständig das Areal erkundet haben. Ist das nicht ein Zeichen für einen tollen Spielplatz? „Ja!“, sagt der Kleine auf die Frage, ob es ihm gefallen hat. Und wie fand es der Große? „Gut!“. Mehr ist von ihm beim besten Willen nicht zu erfahren. Sieht so Begeisterung aus?
Wochen später bringt er ein Freunde-Buch aus dem Kindergarten mit, das wir gemeinsam ausfüllen. Ab und zu muss er überlegen: Was ist denn eigentlich gerade sein Lieblingsbuch? Und sein Lieblingslied? Auf die Frage „Das möchte ich einmal erleben“ hat er aber sofort eine Antwort: „Auf den Drachenspielplatz gehen!“. Für uns ist klar: Wir sehen uns wieder am Drachenspielplatz im Brixen-Park.
Fazit
Ein toller Spielplatz für Kinder verschiedenen Alters und mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Er liegt in einem spannenden Areal, in dem es weitere Möglichkeiten gibt, den Tag zu verbringen und zu gestalten. Auf dem Spielplatz gibt es kaum Schatten weil die Bäume noch sehr klein sind. Und wie bei vielen Grünanlagen in Regensburg fehlt auch hier eine öffentliche Toilette – ein Dixi-Klo wäre schon mal ein Anfang!