Während des Lockdowns waren unsere Krabbelstuben verwaist. Die Erzieher:innen in unseren Einrichtungen waren auf einmal „kinderlos“. Untätig waren sie aber nicht. Ein Erfahrungsbericht von Susanne Rummage.
Soeben wurde in den Nachrichten verkündet, dass die Große Koalition ein 500 Mio. Euro schweres Sofortpaket erstellt hat, womit bedürftigen Schülern der Zugang zu digitalen Medien ermöglicht wird. Damit soll in der derzeitigen Krisensituation der Besuch und die Nutzung von virtuellen Klassenzimmern allen Schülern chancengleich ermöglicht werden. Auch in der Zeit nach Corona könnte die längst überholte Digitalisierung der Lernangebote in den Schulen dadurch vorangetrieben werden.
Im Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder unter sechs Jahren ist die Heranführung an moderne Medien ebenfalls fest verankert. „Mit der Stärkung der Medienkompetenz ist bereits in früher Kindheit zu beginnen.“, heißt es im BEP, Seite 220. Soll also heißen, dass wir in Zeiten von Corona unsere Krippenkinder ebenfalls von zuhause aus bilden und betreuen? Wir setzen also unsere Kleinkinder täglich zumindest während der Kernzeit, von 8:30 bis 12 Uhr vor den Bildschirm und treffen uns im virtuellen Gruppenraum? Das dies nur ein Scherz ist bzw. eine schlechte Auslegung des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans (BEP) hat der aufmerksame Leser hoffentlich gleich erkannt!
Denn: Krippenarbeit bedeutet in erster Linie Bindungsarbeit – Beziehungen aufbauen, zu den Kindern und zu den Eltern. Und Beziehungen, persönliche Nähe kann man eben schlecht über Medien schaffen, zumindest was den Umgang mit Kleinkindern betrifft. Trotzdem haben wir in unserer Einrichtung schon bald mit der Erstellung persönlicher Videobotschaften begonnen, in denen wir unserer Gruppe diverse Fingerspiele, Basteltipps oder Bücher vorstellen. Vor allem aber wollen wir damit eines erreichen: Wir wollen unseren Kindern präsent bleiben, damit sie uns nicht vergessen und weil auch wir sie nicht vergessen! Und so nutzen wir die Zwangspause, um zumindest in diesem Rahmen Kontakt zu unserer Gruppe zu halten und um Dinge zu erledigen, die sonst nebenbei laufen müssen: Überarbeitung der Konzeption, Aktualisierung des Schutzkonzepts, Aufbereitung der Entwicklungsdokumentation, Sortieren von Fotos ...
Beim Anblick der Bilder wiederum werden wir wehmütig. Uns fallen Momente ein, aus Zeiten, in denen noch alles „normal“ war. Wir erinnern uns an die Faschingsfeier und wie viel Spaß wir bei der gemeinsamen Polonäse durch den Gruppenraum hatten. Dann fragen wir uns natürlich, wie es unseren Kindern und deren Familien geht und hoffen, dass sie alle gesund sind. Und schließlich hoffen wir, dass wir uns schon bald alle wiedersehen dürfen! Und bis dahin: Vergesst uns nicht! Wir stehen in den Startlöchern und freuen uns sehr darauf euch bald wieder persönlich zu sehen.