Tagesmütter und -väter sind beliebt – und in Regensburg nach wie vor sehr gefragt. Wie der Weg in die Tagespflege aussehen kann und was es dabei zu beachten gilt, erklärt Holger Loos vom Amt für Tagesbetreuung von Kindern.
Mit derzeit rund 130 betreuten Kindern unter drei Jahren sind Tagesmütter (aktuell gibt es leider keinen Tagesvater in Regensburg) aus der Regensburger Kinderbetreuungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Im vergangenen Jahrzehnt wurde die Kindertagespflege auf professionelle Beine gestellt. Während früher im Prinzip jeder als Tagesmutter oder -vater tätig sein konnte und die Tätigkeit ehrenamtlich ausgeübt wurde, muss heute eine bestimmte Qualifikation nachgewiesen werden und es gelten feste Betreuungssätze.
Die Nachfrage nach Tagespflegemüttern in Regensburg ist hoch, warum ist das so? Tagesmütter können individuelle Betreuungszeiten anbieten und sind mittlerweile gut und professionell ausgebildet. Die Eltern schätzen aber vor allem den familienähnlichen Betreuungsrahmen. Eine Tagesmutter darf höchsten fünf Kinder gleichzeitig betreuen. Sie kann dadurch schnell die Bedürfnisse eines Kleinkindes (Hunger, müde sein usw.) erkennen und individuell darauf eingehen. Auch die Kommunikation zwischen Eltern und Tagesmutter klappt durch den überschaubaren Rahmen sehr gut.
Wie findet man eine geeignete Tagesmutter für sein Kind?
HOLGER LOOS: Im ersten Schritt findet ein Gespräch der Eltern mit einer Fachkraft aus der Kindertagespflege des Amtes für Tagesbetreuung von Kindern statt. Dabei werden die Bedürfnisse des Kindes und die Wünsche der Eltern abgefragt. Die Eltern erhalten dann – wenn möglich – die Kontaktdaten von geeigneten Tagesmüttern. Im zweiten Schritt setzten sich die Eltern direkt mit den Tagesmüttern in Verbindung. Nach einem Kennenlernen wird entschieden, ob die Tagespflege dort stattfinden soll. In der Regel verläuft eine Tagespflege dann gut, wenn die „Chemie“ zwischen Eltern und Tagesmutter stimmt.
Wo findet die Betreuung statt?
Die meisten Tagesmütter betreuen bei sich zu Hause. Das Amt stellt im Vorfeld die Qualifikation der Tagesmütter sicher, führt ein Gespräch mit ihnen und prüft bei einem Hausbesuch, ob ausreichend Platz vorhanden ist und die Betreuungsräume kindersicher sind. Falls gewünscht, kann ein Kind auch bei sich zu Hause betreut werden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, dass sich bis zu drei Tagesmütter zusammenschließen und gemeinsam geeignete Räume für ein sogenanntes „Tagespflegenest“ anmieten. Diese Betreuungsform wird offiziell als „Großtagespflege“ bezeichnet.
Was ist, wenn eine Tagesmutter krank wird?
Für die Ersatzbetreuung in der Tagespflege gibt es in Regensburg am Domplatz 3 den „Tagespflegetreff“. Dort arbeiten drei Erzieherinnen, die auch kurzfristig für Tagesmütter einspringen können.
Welche Voraussetzungen gibt es, um Tagespflegemutter/-vater zu werden?
Tagespflegekräfte benötigen eine Pflegeerlaubnis vom zuständigen Jugendamt, in Regensburg ist das das Amt für Tagesbetreuung. Die Erlaubnis wird erteilt, wenn ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis ohne Eintrag, ein ärztliches Attest sowie eine fachliche Qualifikation vorliegt. Falls keine abgeschlossene pädagogische Berufsausbildung vorhanden ist, kann man einen Qualifikationskurs zur Tagespflegekraft bei der VHS besuchen. Der Kurs läuft mit 100 Unterrichtseinheiten über drei Monate und der Unterricht findet hauptsächlich am späten Nachmittag und am Wochenende statt. Die Kosten (aktuell 830 Euro) können gegebenenfalls von der Stadt Regensburg übernommen werden.
Welche Themen beinhaltet der Qualifikationskurs zur Kindertagespflege?
In dem Kurs werden ganz unterschiedliche Themen behandelt: In erster Linie geht es um Wissen zur frühkindlichen Entwicklung, zum Beispiel zum Bindungsverhalten der Kinder sowie einer gelungenen Eingewöhnung. Wichtig ist auch Handwerkszeug für den Umgang mit den Eltern: wie wird der Kontakt gut gestaltet und was kann man tun, wenn Konflikte auftreten? Und dann gibt es noch einen Block zu den rechtlichen Rahmenbedingungen, zum Beispiel zur Aufsichtspflicht und steuerrechtlichen Aspekten. Der Kurs wird von unterschiedlichen Referent:innen gehalten, ganz wichtig ist uns einen Kombination aus theoretischen Wissen und praktischer Umsetzbarkeit.
Wer kann Tagesmutter/-vater werden?
Im Prinzip kann jede volljährige Person, die die oben genannten Eignungsvoraussetzungen erfüllt, Tagesmutter oder Tagesvater werden. Jedoch sollte Verantwortungsbewusstsein, Erfahrung im Umgang mit Kindern, das berühmte „Fingerspitzengefühl“ im Umgang mit Menschen generell und zeitliche Verbindlichkeit vorhanden sein. Und: es werden für Kinder die passenden Tagesmütter gesucht – nicht umgekehrt! Es gibt übrigens keine Altersbegrenzung nach oben. „Tagesomis“ sind gerade bei Familien, die keine Verwandtschaft in der näheren Umgebung haben, sehr beliebt!
Sind Tagesmütter bei der Stadt oder den Eltern fest angestellt?
Nein, bei der klassischen Kindertagespflege sind Tagesmütter selbständig tätig. Die Bezahlung erfolgt aber nach festen Sätzen durch die Stadt Regensburg, die je nach Betreuungssituation variieren. Je nach finanzieller Situation der Eltern gibt es die Möglichkeit einer Bezuschussung oder Übernahme der Betreuungskosten.
Können Tagespflegekräfte auch in der Kita eingesetzt werden?
Ja, seit diesem Sommer fördert der Freistaat Bayern mit dem Programm „Tagespflege 200“ den Einsatz von Tagespflegekräften in Kitas. Voraussetzung für die Förderung ist eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung der Tagespflegekraft in einem Kindergarten oder einer Kinderkrippe, die zusätzliche Qualifizierung als „Assistenzkraft in der Kindertagesstätte“ sowie die Bereitschaft der Kommune, den kommunalen Förderanteil zu leisten.
Werden in Regensburg noch Tagesmütter und -väter gesucht?
Ja, wir freuen uns sehr über weitere Interessent:innen!