Die Infektionszahlen sinken, langsam kehrt der Alltag zurück. Der ein oder andere von uns stellt sich jetzt die Frage: Was lernen wir aus der Pandemie? Auch Melanie Heinz, Leiterin unserer Krabbelstube in der Fidelgasse, hat sich Gedanken gemacht, was sich in der Krise bewährt hat und was vielleicht sogar so bleiben kann.
Das vergangene Jahr stellte uns vor große Herausforderungen. Keiner von uns hat je zuvor eine vergleichbare Situation erlebt und jeder musste sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen. Nun leben wir seit mehr als einem Jahr in der Pandemie und kennen uns aus mit Notbetreuung, Homeoffice, Inzidenzzahlen und Hygienekonzepten. Erfreulicherweise sinkt nun die Anzahl der Infektionen und die Zahl der Geimpften steigt. Die Pandemie ist noch nicht bezwungen, aber ein Ende ist (hoffentlich) in Sicht. Deshalb stelle ich mir die Frage, was lernen wir aus der Pandemie? Was hat sich bewährt und kann so bleiben? Was fällt mir schwerer als gedacht und muss sich dringend ändern?
Für uns als pädagogisches Personal in einer Krabbelstube war es besonders hart, dass wir im Alltag mit den Kindern mit Masken arbeiten mussten. Klar war die Entscheidung unter dem Aspekt des Infektionsschutzes nicht anzuzweifeln. Aber die Konsequenzen für den pädagogischen Alltag mit den Kleinen war eine Katastrophe. Vor allem in der Eingewöhnung fiel es unseren neuen Krabbelstubenkindern besonders schwer, Kontakt aufzubauen zu einer fremden Person, bei der zwei Drittel des Gesichts hinter einer Maske verborgen bleibt. Aber auch die anderen Kinder konnten nicht mehr mit einem freundlichen Lächeln beim morgendlichen Ankommen begrüßt werden oder mit einem ermutigenden Blick unterstützt werden, wenn sie die ein oder andere Hürde nehmen mussten. Wir konnten dies sprachlich begleiten oder „mit den Augen lächeln“. Aber wir freuen uns alle sehr, wenn wir die Mimik wieder zu 100 Prozent in unsere pädagogische Arbeit integrieren können. Mir war ehrlich gesagt nicht bewusst, welch großen Einfluss dies hat.
Was mir allerdings sehr gut gefallen hat war, dass ein neues Bewusstsein für den Wert der Gesundheit entstanden ist. Die strengen Hygienemaßnahmen forderten nun
ein, was uns als pädagogischem Fachpersonal schon lange ein Anliegen ist. Kranke Kinder gehören nach Hause! Natürlich ist da ein gewisser Handlungsspielraum und
natürlich stehen Eltern oft unter großem beruflichen Druck. Aber dank Corona entstand ein neues Bewusstsein darüber, welche Ansteckungsgefahr für die Kinder und deren Eltern und nicht zuletzt für uns als Personal in einer Betreuungseinrichtung herrscht. Für die Zukunft wünsche ich mir und den von uns betreuten Kindern, dass die Eltern sensibel bleiben und den Kindern nach Möglichkeit eine Auszeit geben. Und zwar nicht erst, wenn eindeutige Symptome wie Fieber auftreten. Schließlich ist es für unsere Unter-Dreijährigen zwar ein spannender und abwechslungsreicher aber auch anstrengender Arbeitstag in der Krabbelstube. Hier sehen wir uns immer wieder als Anwält:innen der Kinder, die ihre Befindlichkeiten noch nicht so gut verbalisieren können. Als Orientierung stelle ich mir die Frage, würde ich in dem Gesundheitszustand in die Arbeit gehen wollen und einen 7-Stunden-Tag schaffen?
Mir persönlich ist auch bewusst geworden, welch schönen Arbeitsplatz ich habe und wie wichtig der tägliche Rhythmus für mich ist. Durch die Bezeichnung „systemrelevant“ wurden die sozialen Berufe plötzlich wichtig und standen im Fokus. Und während der Notbetreuung wurde sicher auch vielen Eltern bewusst, dass Lehrer:innen und Erzieher:innen bedeutende Arbeit leisten. Und auch mir wurde noch mehr klar, welch ein Segen es ist, von Montag bis Freitag viele Stunden mit netten Kolleginnen und fröhlichen Kindern den Tag zu verbringen. Ich bin gerne Erzieherin in der Fidelgasse.