Jedes Jahr im September beginnt für viele Kinder ein neuer Lebensabschnitt: der Start in Krabbelstube, Kindergarten oder Schule. Wie können Eltern dabei unterstützen? Das sagen unsere Expertinnen.
Im September wird es für unsere Kinder große Veränderungen geben. Unser Sohn (6 Jahre) alt kommt in die Schule. Er freut sich zwar schon riesig und redet seit Wochen davon. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er so genau weiß, was es eigentlich bedeutet. Unsere Tochter (3 Jahre) wechselt ab September in den Kindergarten und unser Kleinster (1 Jahr) übernimmt ihren Platz in der Krabbelstube. Für die Kinder wird bestimmt vieles neu und anstrengend sein. Wie können wir sie dabei gut begleiten, obwohl für uns auch der Arbeitsalltag nach dem Urlaub schnell wieder laufen sollte?
1Kleine Sachen erleichtern den Weg
Es sind kleine Sachen, die dem Kind den Weg in die Krabbelstube erleichtern. Gut ist es, immer wohlwollend von der Kita zu sprechen. Also zu sagen „Du darfst ab September in die Kita gehen“ anstatt „Du musst in die Kita“. Auch hilft es dem Kind, wenn die Eltern immer wieder von der Kita erzählen, zum Beispiel was die Kinder dort machen und was es für Spielsachen gibt. Wenn man die Namen der Erzieher:innen kennt oder ein Kind aus dem Bekanntenkreis in die Einrichtung geht, kann man auch davon sprechen. Außerdem kann man zusammen mit dem Kind einen Kita-Rucksack aussuchen und vielleicht ein Lieblings-Kuscheltier, das dann immer in die Kita mitkommt. Bei der Eingewöhnung ist es dann wichtig, sich selbst zurückzunehmen und den Erzieher:innen Raum zu geben, um Kontakt aufzunehmen und nach und nach eine Beziehung zu dem Kind aufzubauen. Gleichzeitig ist natürlich weiterhin ein enger Austausch mit den Betreuenden hilfreich. Die Eltern können erzählen, welche Rituale es in der Familie gibt, zum Beispiel beim Einschlafen oder wenn sich das Kind wehgetan hat. Durch die bekannten Abläufe können die Erzieher:innen dem Kind Sicherheit vermitteln. Rituale schaffen Vorhersagbarkeit und geben dem Kind dadurch Sicherheit für den Übergang. Das kann auch so aussehen, dass man morgens gemeinsam den Rucksack packt und dann immer den gleichen Weg in die Kita fährt. Für die Zeit nachmittags nach der Kita würde ich empfehlen, möglichst wenig Programm einzuplanen. Die neue Situation, die vielen Reize, die anderen Kinder - das ist für die Kinder extrem viel zu verarbeiten.
2Stress rausnehmen
In ihrem Sohn lodert ein Feuer, das weiter entfacht werden darf. Er freut sich ganz offensichtlich auf die Schule und auf den neuen Lebensabschnitt und das ist toll! Schon bald wird er lesen können und muss nicht mehr warten bis Mama oder Papa Zeit haben ihm vorzulesen. Vielleicht kann er dann auch das Vorlesen bei seinen Geschwistern mal übernehmen und als großer Bruder fungieren. Ganz alleine Kaugummi kaufen und ausrechnen, wie viel Geld er dafür braucht oder aber das Rückgeld berechnen. Auch das ist ein großer Schritt in die Selbstständigkeit, der unsere Schulanfänger mit Stolz erfüllt. Dass der Eintritt in die Schule auch eine vermeintliche Kehrseite, wie z.B. das frühe Aufstehen, hat, ist für ihren Sohn vielleicht gar nicht so schlimm. Erfahrungsgemäß gewöhnen sich die Kinder sehr schnell daran. Schließlich will man ja pünktlich sein, um mit den gemeinsamen Freunden zur Schule zu laufen. Und regelmäßiges Aufstehen sind die Kinder ja auch schon aus der Kita-Zeit gewöhnt. Gibt es dann doch mal Tage, an denen es schwer fällt, kann man ja eventuell für das darauffolgende Wochenende einen Pyjama-Tag o.Ä. vereinbaren. Und die Hausaufgaben müssen auch nicht unbedingt als belastend empfunden werden. Erklären Sie ihrem Sohn, dass sie wichtig sind, um das was man in der Schule gelernt hat, noch einmal zu wiederholen. Hier hilft es sicherlich, wenn der Sohn einen eigenen Schreibtisch, also seinen ganz eigenen Arbeitsplatz hat, an dem auch nur er sitzen darf.
Ebenso verhält es sich bei den beiden jüngeren Kindern. Sie werden größer und selbstständiger und erweitern ihr soziales Umfeld. Auch wenn Kinder zuvor schon in einer Krabbelstube betreut wurden, ist der Beginn der Kindergartenzeit wieder ein großer Schritt. Kinder spüren dabei sehr schnell, wenn ihre Eltern verunsichert sind und werden dann auch ängstlich. Bleiben sie also auch hier zuversichtlich und vertrauen sie darauf, dass ihre Kinder das schaffen. Und freuen Sie sich mit ihren Kindern gemeinsam auf all die neuen Erfahrungen und Freunde, die sie treffen werden.
Das auch sie schnell wieder arbeiten müssen, finde ich völlig ok. Das gehört nun mal zu unserem Lebensalltag. Wichtig ist nun: Nehmen Sie den Stress aus ihrem Alltag und gestalten sie v.a. die ersten Wochen zuhause möglichst ruhig. Also anstatt großer Ausflüge oder ständiger Verabredungen, bleiben Sie einfach zuhause und gestalten die Nachmittage spontan nach den Wünschen und Bedürfnissen Ihrer Kinder. Das wird Ihnen gut tun und ist auch genau das Richtige für ihre Kinder.
3Gefühle ernstnehmen
Schulisches Lernen knüpft an die Erfahrungswelt der Schüler an. Im Kindergarten lernt das Kind vieles, was es in der Grundschule brauchen kann. In einer Atmosphäre des Vertrauens sollen die Kinder Eigenverantwortung aufbauen, sowohl im Kindergarten als auch in der Schule. Wie kann ich mein Kind also gut beim Übergang begleiten? Ich höre meinem Kind interessiert zu und zeige ihm, dass mir seine Gefühle wichtig sind. Das Kind drückt durch Verhalten und Erzählen diese aus. Ich höre zu und ermutige mein Kind. Es kann jetzt ja sitzen, stehen, laufen, sprechen, zuhören, wütend sein, spielen und noch vieles mehr. Gemeinsam mit meinem Kind bespreche ich, was es schon alles kann und das ist toll. Wenn manches nicht so ganz klappt? Macht nichts, in der Schule wird ja auch ganz viel gelernt, miteinander und voneinander. Maria Montessori, eine Reformpädagogin, hat gute Tipps für die Kinder im Übergang vermittelt. So sollten die Kinder reagieren und es auch einfordern: Hilf mir es selbst zu tun! Zeige mir, wie es geht! Tu es nicht für mich! Ich kann und will es alleine tun. Hab Geduld, meine Wege zu begreifen! Diese sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehr Versuche machen will. Mute mir Fehler und Anstrengung zu, denn daraus kann ich lernen.
Titelbild gemalt von Klara (11)
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