In dieser frechen Neuinterpretation von Hänsel und Gretel treffen Gucci, TikTok und Döner auf das klassische Lebkuchenhaus. Autor Gustav Döbbeling erzählt das bekannte Märchen herrlich schräg, modern und mit viel Humor – garantiert nichts für verstaubte Märchenbücher.
Es waren einmal zwei Geschwister. Sie hießen Hänsel und Gretel und lebten in einer armen Assi-Familie. „Kinder, ihr seid zu teuer, deswegen sind wir broke. Sucht euch eine eigene Wohnung und einen Job!", sprachen die Eltern mit ernster Miene. Erleichtert packten sie ihre 7 Sachen: Handy, Ladekabel, Tablet, Switch, Air-up und ein Duzend Döner und ihre Adidas-Caps.
Bei der U-Bahn-Station angekommen hielt plötzlich ein vergoldeter Porsche neben ihnen und das Fenster glitt lautlos herunter. „Moin, Moin was geht, springt rein, wenn ihr zum Disney Land wollt.", säuselte die Fahrerin mit nicer Stimme. Die Frau war komplett im glitzerndem Gucci Outfit gedresst und klimperte überzeugend mit ihren Gaintlashes. Die Kinder fackelten nicht lange und sprangen in den SUV.
Mit 100 km/h bretterten sie durch die Stadt. Hänsel blökte misstrauisch: „Zum Disney Land geht es aber Links rum." Laut lachte sie auf und fuhr in eine dunkele Seitengasse ein. Ein großes Eisentor ging wie von Geister Hand auf und sie blickten auf ein Meter hohes Lebkuchenhaus. Als sie ausgestiegen waren, hatte sich das Tor schon geschlossen. „Wenn sie uns nicht sofort zurückbringen, rufe ich die Polizei an."
Doch die Frau fuhr lachend davon. Da hatte Gretel die beste Idee ihres Lebens, zückte ihr Handy und begann ein TikTok-Video zu drehen. „Hallo Leute, wir sind hier beim krassesten Märchenplatz der Stadt. Ihr habt bestimmt noch nie ein XXL-Lebkuchenhaus gesehen. Kommt heute alle und beißt euch ein Stück ab. Mein Live-Standort ist in der Videobeschreibung verlinkt." Nur 20 Minuten später strömten tausende Jugendliche auf das Gelände und kletterten über das Tor.
Die Frau ließ sich nie wieder blicken und wenn sie nicht gestorben sind, essen sie noch immer am Lebkuchenhaus.