Ulla Gordon ist Biologin und befasst sich seit 20 Jahren mit dem Verhalten von Stechmücken. Hier fasst sie die wichtigsten Fakten und Mythen zusammen und gibt Tipps, wie wir uns und unsere Familien am besten vor Stichen schützen können.
Unsere kleine Tochter wachte heute Morgen mit zwei dicken, roten Quaddeln am Oberarm auf und verfiel sofort in eifriges Kratzen. Ich erklärte ihr noch leicht schläfrig „Wir haben Sommer, da gibt es wieder Mücken“, was sie mit einem entrüsteten „Wieso das denn?“ quittierte. Auf die Funktion der Mücken im Ökosystem wollte ich zu so früher Stunde nicht eingehen, deswegen reichte ich ihr zum Trost erst mal ein Kühlpad.
„Fortuna lächelt, doch sie mag nur ungern voll beglücken. Schenkt sie uns einen Sommertag, so schenkt sie uns auch Mücken“ (Wilhelm Busch)
Was hätten wir denn nun unternehmen können, um die Stiche gar nicht erst entstehen zu lassen? Betrachten wir uns die kleinen Plagegeister mal etwas genauer. Es stechen nur die Mückenweibchen und das aus einem besonderen Grund: sie brauchen die Nährstoffe aus dem Blut für die Versorgung ihrer Nachkommen. Ein Weibchen legt in der Regel also nur dann Eier ab, wenn sie kurz vorher eine „Blutmahlzeit“ hatte. Für den täglichen Energiebedarf saugen sowohl die Weibchen als auch die Männchen zuckrige Pflanzensäfte. Nicht alle Mücken stechen den Menschen, aber es gibt einige Arten, die den Menschen deutlich bevorzugen.
Wie erkennt uns die Mücke? Vor allem an unserem Geruch, der sich aus unserem individuellen Hautduft und dem Kohlendioxid, das wir ausatmen, zusammensetzt. Unsere heimischen Arten stechen gerne in der Dämmerung, wenn es nicht mehr ganz so heiß ist, oder nachts, wenn ihre Opfer schlafen (oder gerade versuchen, einzuschlafen). Zu diesen Zeiten sollte man sich also besonders schützen. Die Mückenabwehr kann mechanisch, elektrisch oder chemisch erfolgen und am besten klappt es mit einer Kombination verschiedener Methoden.
Wer ohne Chemie auskommen möchte, kann die Zeiten im Freien meiden, zu denen die Mücken am aktivsten sind. Trifft man doch aufeinander, hilft es, weite und langärmelige Kleidung zu tragen, um die für Mücken erreichbaren Hautstellen so klein wie möglich zu halten. Insektengitter erlauben den Schlaf bei geöffnetem Fenster, sonst bleibt es besser zu. So lange keine Verhedderungsgefahr besteht, kann ein Moskitonetz über dem Kinderbett für ruhigeren Schlaf sorgen.
Gartenbesitzer:innen können die eigenen Grünflächen etwas Mückenunfreundlicher gestalten, indem sie mögliche Brutstätten eliminieren: Regentonne abdecken, Regenwasseransammlungen in offenen Gefäßen regelmäßig ausleeren und Fische in den Gartenteich. Trotzdem können Mücken bei allen Bemühungen auch weiterhin von außen einwandern. Wer unter starker Mückenbelästigung im eigenen Garten leidet, hat die Möglichkeit in intelligente Fallensysteme zu investieren, die mit Hilfe von speziellen Lockstoffen nur „wirtssuchende“ Mückenweibchen anlocken und einfangen.
Fakten über Mücken
Leider gibt es auch eine Reihe von Produkten, die nicht das Halten, was sie versprechen. Sprays und Lotionen mit ätherischen Ölen werden gerne als besonders natürlich beworben, von der Verwendung ist aber abzuraten. Ätherische Öle dampfen schnell von der Haut ab und schützen wenn überhaupt nur sehr kurz vor Stichen, zudem sind sie schleimhautreizend und können allergische Reaktionen auslösen. Am Markt tummeln sich in zwischen auch einige Produkte, die mit ihrer Aufmachung speziell auf die ganz Kleinen abzielen und viel versprechen: kompletter Stichschutz durch bunte Pflaster, Armbänder oder lustige Anstecker. Sie sehen vielleicht hübsch aus, sind aber völlig nutzlos (wer sich so einen Test anschauen möchte, hier klicken).
Wer bei der Flut an Produkten in den Regalen unsicher ist, zu welchem er/sie greifen soll, kann sich auch bei der Stiftung Warentest Hilfe holen. Die testet alle vier bis fünf Jahre die gängigsten Mittel gegen Mücken (und Zecken) und basiert ihre Empfehlung auf Schutzdauer und Verträglichkeit.
Was tun, wenn der Stich schon passiert ist? Am besten kühlen und nicht kratzen. Für ältere Kinder und Erwachsene gibt es sog. „Stichheiler“ mit einer kleinen Wärmeplätte, die direkt nach dem Stich auf die betroffene Hautstelle gedrückt werden und durch die Hitze die Immunreaktion unterbinden können (es also gar nicht zum Juckreiz kommt).
Mythen über Mücken
Was hilft gegen Mücken?
Die Autorin Ulla Gordon ist Biologin und befasst sich seit 20 Jahren mit dem Verhalten von Stechmücken: was lockt sie an? Warum stechen sie manche Menschen lieber als andere? Und vor allem: wie können wir uns die kleinen Plagegeister vom Leib halten? Sie leitete viele Jahre das Testlabor der Regensburger Firma Biogents und führte über 600 Wirksamkeitsprüfungen von Anti-Mücken-Mitteln durch.