Fertigprodukte in der Kita? Für Eltern, die Wert auf eine gesunde Ernährung legen, ist das ein Problem. Doch sollte man deswegen tatsächlich gleich die Einrichtung wechseln? Das sagen unsere Expertinnen.
Mein bald einjähriges Kind kommt demnächst in eine Krabbelstube, die einen sehr guten Ruf hat. Ich weiß, wie schwierig es ist, einen Platz in einer Einrichtung zu bekommen und bin daher sehr froh, dass wir unser Kind so gut unterbringen konnten. Vor Kurzem habe ich allerdings von einer Bekannten erfahren, dass das Mittagessen für die Kinder aus Fertigprodukten besteht, die mittags je nach Tagesbedarf aufgetaut werden. Da gibt es also auch Gerichte wie Pommes mit Fischstäbchen. Meine Partnerin und ich legen sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung, die gerne auch biologisch sein darf. Wir tun uns ehrlich gesagt mit dem Gedanken schwer, dass unser Kind gerade in diesem jungen Alter nun fünf Tage die Woche kein frisch zubereitetes Essen erhalten wird. Es erscheint uns aber auch verrückt, aus diesem Grund die sonst sehr gute Einrichtung wechseln zu wollen. Was tun?
1Geschmäcker sind verschieden
"Die Geschmäcker sind verschieden” – das gilt auch beim Essen. Ein Gericht zu finden, das in der Familie jedem schmeckt, das schnell geht und satt macht und noch dazu gesund ist, ist eigentlich fast unmöglich. Genau so ergeht es uns in den Betreuungseinrichtungen und wir stellen uns dieser Herausforderung an fünf Tagen in der Woche. Wir orientieren uns an den Empfehlungen der deutschen Gesellschaft für Ernährung und den Wünschen und Vorstellungen der Eltern. Und dann sollen unsere elf Kleinen möglichst selbständig die Mittagsverpflegung bewältigen können. Gerade der Breikost entwöhnt heißt es, mit dem Löffel den Weg zum Mund zu finden – auch wenn man schon soooo müde ist und der Nachbar am Tisch spannende Sachen macht. Außerdem liegt natürlich der Schwerpunkt unserer Arbeit am Vormittag darin, uns pädagogisch wertvoll um die Kinder zu kümmern. „Gekocht“ wird quasi nebenbei. Nach langjährigen (sehr unterschiedlichen) Erfahrungen mit verschiedenen Caterern haben wir uns dafür entschieden, uns mit Tiefkühlgerichten beliefern zu lassen. Bei dem Anbieter wird das frisch zubereitete Essen schockgefrostet und wir erwärmen es in der Küche. So entsteht für die Kinder auch eher der Charakter eines selbst gekochten Mittagessens, als bei der gelieferten Styroporbox. Weitere Vorteile sind, dass wir die Gerichte in den jeweiligen Gruppen selber aussuchen können und die Mengen entsprechend anpassen und somit sehr wenig wegschmeißen müssen. Dieser kleine Einblick in den organisatorischen Alltag erklärt vielleicht, warum es manchmal auch einfach Pommes gibt. Uns ist wichtig, dass das Thema Essen mit möglichst wenig Stress für alle Beteiligten verbunden ist. Und wer sich an die leckeren Pommes an einem Tag im Freibad erinnert, dem ist bewusst, dass so einen kleine „Sünde“ auch mal das große Glück bedeuten kann.
2Wenn Essen schmeckt, sind Kinder glücklich
Kinder lieben Pommes, fragt man Kinder, was sie essen möchten, fällt die Antwort schnell auf „Pommes“. Ich habe mir so meine Gedanken gemacht, wie ich für die Kinder in der Bioküche und auch in den Kitafamilien das "Lieblingsessen Pommes" als gesundes und nahrhaftes Gericht einbinden und anbieten kann. Geschmacklich punkten „Pommes“ durch ihren Fett-, Zucker- oder Salzgehalt. Mit ihrer enormen Kalorien- und Kohlenhydratdichte klopfen die Speisen direkt am Belohnungssystem im Gehirn an und signalisieren „Bitte mehr davon!“. So klappt die Bindung zu den umstrittenen Köstlichkeiten garantiert! Häufig verzehrt, kann die frittierte, gebratene Kost schnell zu Übergewicht führen. Ganz verbieten sollten wir den Kindern die Pommes nicht - Verbote führen zu Frust und selten zu nachhaltigen Lerneffekten. Besser ist es, Pommes als besondere Ereignisse zu benennen und auch zu erklären, warum Pommes nicht zum täglichen Essens-Programm gehören. Bei uns in der Bioküche und in der Zubereitung für die Kitas werden Pommes nicht frittiert, sondern als Kartoffel-ecken mit wenig regionalem Sonnenblumenöl im Ofen gebacken. Das Ketchup wird von uns selbst gekocht – aus frischen Tomatenmark, Zwiebeln, Agavidendicksaft, Äpfeln und etwas mildem Curry. Wenn Essen schmeckt, sind Kinder glücklich, so meine Erfahrung.
3Essen selbst mitbringen
Liebe Eltern, da ich selbst eine 3-fach Mama bin, kann ich hier sehr gut aus eigener (Praxis) Erfahrung sprechen. Ja, grundsätzlich ist es richtig, dass das Essen in Kitas oft aus industriell hergestellten Lebensmitteln zubereitet und nicht ideal ist. Wichtiger ist jedoch, dass die Brotzeit für ihr Kind vollwertig und ballaststoffreich ist. Hier empfehle ich Vollkornbrot mit Gemüseaufstrichen, Nüssen und Obst nach Saison. Die Mahlzeit zuhause sollte auch aus möglichst frischen regionalen und saisonalen Lebensmitteln zubereitet sein. Somit haben Sie den Großteil der Ernährung Ihres Kindes sehr gut abgedeckt und es kann mit den anderen Kindern in der Kita zusammen essen. Das gemeinsame Essen macht ja auch Spaß. Sollten Sie jedoch gar nicht damit zurechtkommen, kann ich Ihnen als Tipp geben mit der Kitaleitung Rücksprache zu halten und das Essen selbst frisch zubereitet mitzubringen. Bei mir war das damals aufgrund der Hautkrankheit Neurodermitis meiner Tochter eine ideale Lösung und es hat sehr gut geklappt
Titelbild gemalt von Klara (11)
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