Aktuell gibt es in der Krabbelstube Fidelgasse und im Stadtparkkindergarten mehrere Elternteile, die das Referendariat absolvieren. Wir haben bei den Familien nachgefragt.
Ein Interview von Antonia Biller mit
Anna (am Gymnasium): 2 Kinder (noch 4 und 7) | Antonia (am Gymnasium): zwei Kinder (4 und 1 J.) | Carina (an der Grundschule): ein Kind (1 J.) | Ralph (am Gymnasium): zwei Kinder (4 und 7 J.)
Wie geht es dir und wie geht es Euch als Familie?
Anna: Abschalten und da sein, Zuversicht, Quatsch mit Soße und Ruhe in der Natur – davon haben wir zu wenig. Aber bis jetzt halten wir gemeinsam durch und ziehen an einem Strang.
Antonia: Puh, gute Frage. Grad ist wieder der Kleinste krank, unser Dauerzustand in diesem Winter. Aber wir wuppens irgendwie.
Ralph: Wir geben uns meistens die Türklinke in die Hand und versuchen, ausreichend zu kommunizieren, um alles geregelt zu bekommen. Ich bin so beschäftigt wie noch nie bisher in meinen 44 Jahren.
Das Referendariat gilt als fordernd, zeitintensiv, belastend und oft auch frustrierend. Was hat dich dazu bewogen, es mit Kind(ern) zu starten bzw. währenddessen ein Kind zu bekommen?
Anna: Als ich mit dem Studium fertig war, wollte ich alles, aber nicht an die Schule. Viele Jahre an der Uni waren auch nicht ohne und irgendwann hatte ich das Bedürfnis nach einem sicheren Einkommen und einer (einigermaßen) sinnvollen Arbeit, bei der ich mit dem zu tun habe, was ich liebe: Literatur, Geschichte und Philosophie.
Antonia: Ich war mehrere Jahre DaF-Lehrerin im Ausland und in Regensburg und die Arbeit gefiel mir. Aber die besseren Arbeitsbedingungen als Beamtin und die Geburt unserer Tochter ließen uns damals umdenken.
Carina: Wir haben altersbedingt keine Rücksicht auf die beruflichen Umstände genommen.
Ralph: Lehren liegt mir. Ich gab schon mit 14 Jahren Nachhilfe in Gruppen. Die Pandemie-Epoche hat mir mein vorheriges Leben als Künstler unmöglich gemacht. Dass das Ref sooo stressig sein wird, hatte ich nicht gedacht.

Wie meisterst du den Spagat zwischen Familie und Ref im Alltag? Sind Familie und Beruf gut vereinbar?
Anna: Es ist oft schwer. Mein Partner übernimmt sehr viel, aber die Momente, wenn meine Kinder mich brauchen und ich einfach kein Quäntchen Kraft mehr übrig habe, sind häufig. Ich habe oft die Sorge, dass ich ihnen zu viel zumute…
Antonia: Vereinbar… nicht wirklich. Es ist schon ein Balanceakt und oft stößt man an seine Grenzen. Für uns wäre es ohne die Unterstützung der Großeltern nicht hinzubekommen, v.a. wenn der andere Elternteil 9h am Tag ins Büro muss.
Ralph: Ansprüche runterschrauben. Früh aufstehen. Vereinbarkeit läuft nur mit viel Kommunikation zwischen den Eltern.
Wird Rücksicht darauf genommen, dass du ein Kind/Kinder hast? Erfährst du Unterstützung von Seiten der Schule / Behörden?
Anna: Ich unterrichte weniger als meine Kolleg/-innen ohne Kinder. Aber ich fürchte, viel weniger arbeiten tue ich deshalb nicht. Ich habe nur weniger Pausen und das geht an die Substanz. Abgesehen von Wertschätzung, die Kolleg/-innen schon immer wieder äußern, fehlt fundiertes Coaching und die Ausstattung mit guten Materialien. Aktuell (!) besteht der Stress weniger in Prüfungen, als darin, dass ich glasklar gespiegelt bekomme, ob mein Unterricht sinnvoll und interessant aufbereitet war, oder eben nicht…
Antonia: Am Gymnasium gibt es das familienfreundliche Ref, man kann ein Jahr lang Stunden reduzieren, das hilft schon.
Carina: Leider gibt es an der Grundschule noch immer kein familienfreundliches Ref. Es wird also offiziell keine Rücksicht genommen, ob man das Ganze mit oder ohne Kind durchstehen muss. Dennoch gibt es im Umfeld oft Kolleginnen, die der besonderen Situation entsprechend Hilfe anbieten oder kleine Ausnahmen machen.
Ralph: Bisher habe ich nur Verständnis erfahren, wenn ich mal wegen Kinderbetreuung zu Hause bleiben musste.
Wie beeinflusst deine familiäre Situation deine Berufsausbildung? Und andersrum.
Antonia: Ich hab für beides weniger Zeit und versuche, diese sinnvoll und in angemessenem Verhältnis einzuteilen.Klappt natürlich nicht immer... Ansonsten hab ich das Gefühl, dass ich vieles, was ich im Alltag als Mama lebe, auch in der Schule einsetzen kann. Zum Beispiel Empathie und Geduld ;)
Carina: Ich habe das erste Jahr noch ohne Kind gemacht. Da waren meine Leistungen um einiges besser und meine Ansprüche an mich höher. Jetzt bin ich einfach froh, wenn ich beidem einigermaßen gerecht werde.
Ralph: Ich habe meine eigenen Ansprüche ein gutes Stück herunter geschraubt, dann geht’s schon.
Es gibt noch so viel mehr zu besprechen. In der nächsten Ausgabe der Elternzeitung folgt die Fortsetzung!