Die Themen der Agenda 2030 lassen sich auf einem Pfad mit 17 Orten der historischen Altstadt verknüpfen. Eine Gruppe Siebtklässler:innen der offenen Ganztagsbetreuung der Mittelschule St. Wolfgang hat das vor den Herbstferien einmal ausprobiert.
Im September 2015 verabschiedeten die 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen auf dem UN-Gipfel in New York die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Das Kernstück der Agenda bilden 17 Ziele, die universell sind und für alle Länder der Welt gelten. Die 17 Ziele sollen Veränderungen in Politik und Gesellschaft anstoßen und dazu beitragen, Probleme, die in vielen Fällen die Globalisierung mitbringt, gemeinsam zu lösen.
Die Stadt Regensburg entwickelte den Nachhaltigkeitspfad für Jugendliche, auf dem man die Themen der Agenda 2030 mit 17 Orten der historischen Altstadt verknüpfen kann. Auf diesen Pfad begab ich mich mit meiner Gruppe der Siebtklässler vor den Herbstferien 2021. Im Vorfeld besprachen wir die Ziele der Agenda, besonders ausführlich die Themen, die die Jugendlichen berühren und die für sie nachvollziehbar sind. Dazu gehört beispielsweise die Problematik der Fast Fashion. Unser Konsumverhalten hat in diesem Fall Auswirkungen auf menschen(un)würdige Arbeit, Armut, Umweltverschmutzung, Gesundheit und Wohlergehen vieler Menschen.
Wir stellten fest, dass die Globalisierung auch dazu führt, dass Vieles unsichtbar bleibt und uns durch die Aufklärung vor Augen geführt werden muss. Wir stellten fest, dass in einer globalisierten Welt Missstände nicht so leicht sichtbar sind, wie zum Beispiel in der Modeindustrie. Sehr anschaulich sind diese Probleme im Video Die Reise eines T-Shirts dargestellt. Auch das Vorhaben der deutschen Regierung, sich in der Autoindustrie bald von fossilen Brennstoffen zu verabschieden und nur noch Elektromobilität zu fördern, sorgt zwar in Deutschland für saubere Luft. Dass am anderen Ende der Welt, wo die Bestandteile der Batterien gewonnen werden, weder auf Gesundheit, noch auf gerechte Bezahlung oder menschenwürdige Arbeit geachtet wird, ja, damit sogar Kriege finanziert werden, veranschaulicht das Video Willkommen in der Kobaltmine von Browser Ballet. Die satirische Gruppe erhielt für ihre Sketche Preise in der Kategorie Kinder und Jugend.
Der Ausflug auf den Regensburger Nachhaltigkeitspfad fand an einem kalten, nebligen Donnerstag statt. Tapfer wanderten wir von einer Station zur anderen. Zwischendurch stärkten wir uns in einer Bäckerei mit einem Süßteilchen und waren dankbar, dass wir es in der Kaffeeecke verzehren und uns dabei ein wenig aufwärmen konnten. Zwischendurch verliefen wir uns kurz unter meiner Führung, aber Emin führte uns sicher auf dem kürzesten Weg durch eine kleine Gasse wieder in die Altstadt. Immer wieder war ich über das Allgemeinwissen einzelner Schüler:innen angenehm überrascht, zum Beispiel wenn es um Tod von George Floyd ging. Die einzige Station, die wir nicht entdeckt haben, war „Fairteiler Eiserner Steg“. Thematisch konnten wir den Strohhalm, den Verein zur Unterstützung Obdachloser und hilfsbedürftiger Menschen, mit unserer Exkursion verknüpfen. Diesen Namen nutzte ich für einen kleinen Exkurs in die deutsche Sprache und ihre Redewendungen: sich an einen Strohhalm klammern, der rettende Strohhalm, nach jedem Strohhalm greifen.
In den Herbstferien entstanden Plakate, die die 17 Ziele der Agenda der Vereinigten Nationen veranschaulichen. Darunter auch zwei mind maps, die den Einfluss unseres Konsumverhaltens auf die Arbeitsbedingungen, auf Armut, auf die Umwelt usw. zeigen. Bei der Erstellung der mind map beleuchteten wir aber auch kritisch den Umgang der deutschen Regierung und der Politik mit diesen Themen. Die optische, übersichtliche Darstellung der Ziele und die anschließende Nachbereitung auf den Plakaten stellten wir – auf Pinnwänden präsentiert – der Schule zur Verfügung. Auch andere Klassen der OGTS werden im Laufe des Schuljahres die kleine Exkursion auf diesem Pfad machen: einerseits sind das die Themen, die besonders in den Abschlussklassen behandelt werden, andererseits ist es aber auch wichtig, die Schüler früh für die Themen zu sensibilisieren. Und wenn einzelne Schüler im Vorbeigehen kurz ihren Blick auf die Pinnwand werfen oder auch nur eine einzelne Beschreibung in ihrem Gedächtnis bleibt, hat sich die Aktion gelohnt. Denn nur so kann bei jedem Einzelnen das Bewusstsein für die Konsequenzen unseres Handelns entstehen und somit zu Veränderungen führen.