Nach dem Umzug ist vor dem Kindergarten-Alltag im Ausweichquartier: Leiterin Susanne Rummage erklärt, was sich ändern wird, was gleich bleibt und wie das Team ein bisschen Stadtpark zum Nonnenplatz bringt.
Es ist ein heißer Donnerstagnachmittag. Seit ein paar Tagen ist der Stadtparkkindergarten in den Sommerferien. Alles Wichtige hat schon einen Weg zum Ausweichquartier gefunden, heute suche ich diesen Weg durch die kleinen Gässchen – an der Kreuzschänke noch ein Stückchen weiter, einbiegen in den Nonnenplatz Nummer 8 und von hinten über den Schulhof ans Gebäude. Hier hängt auch schon ein Schild an der Tür: Stadtparkkindergarten. Das charmante Gebäude mit der blauen Tür, die ausladende Fensterfront, vor allem die Bäume davor strahlen eine warme Freundlichkeit aus. Der Schulhof liegt heute verlassen und ruhig in der Sonne. Im Gebäude selbst geht es trotzdem geschäftig zu. Gerade hat Leiterin Susanne Rummage mit ihrem Sohn verschiedene Wandtattoos auf dem Boden ausgebreitet. Aber sie sind nicht die Einzigen: Immer wieder kommt jemand vorbei, um noch kurz etwas zu erledigen. Da wundert es nicht, dass schon fast alles eingeräumt ist, obwohl das komplette Team eigentlich im wohlverdienten Sommerurlaub ist. Susi erklärt lachend: „Ja, der Kindergarten hier wird immer mehr ‚Wir‘!“
Der Umzug: Wie HalliGalli und Hauruck zusammengehen
Im September 2020 hast Du im Stadtparkkindergarten angefangen und die Leitung der Vormittagsgruppe übernommen. Seit Frühling 2021 leitest Du nun den ganzen Stadtparkkindergarten. Du warst in diesem ersten Kindergartenjahr bei den Regensburger Eltern e. V. also nicht nur mit der neuen Leitungsaufgabe und den Herausforderungen der Pandemie konfrontiert, sondern auch mit den Sanierungsplänen – und dann auch tatsächlich mit der Organisation des Umzugs des Stadtparkkindergartens in das Ausweichquartier. Wie war das für Dich?
SUSANNE RUMMAGE: Wir wussten schon seit April, dass dieser Umzug nötig sein wird und wahrscheinlich bereits im Sommer umgesetzt werden muss. Wir konnten also im Frühling bereits anfangen, auszumisten und das vorhandene Material zu organisieren. Dadurch, dass wir alle zusammengeholfen haben und das Team so gut funktioniert hat und mit Feuereifer bei der Sache war, war es möglich, diese Aufgabe wirklich gut zu stemmen. Es haben einfach alle, wirklich bis zur Praktikantin, voll an einem Strang gezogen und mit viel Energie und Enthusiasmus mitgeholfen. Gerade in den vergangenen Wochen waren wir von der Vormittagsgruppe immer baff, wenn wir morgens gekommen sind und gesehen haben, was die Nachmittagsgruppe noch alles geschafft hat – und andersherum! Sicherlich war der Umzug und seine Vorbereitung anstrengend, aber wir haben wirklich das Beste daraus gemacht – und viele positive Erfahrungen mitgenommen!
Wie ist der Umzug denn Deiner Meinung nach von den Kindergartenkindern wahrgenommen worden?
Wir haben uns bemüht, für die Kinder möglichst lange Normalität zu erhalten. Ich glaube, dass sie am Anfang nicht mitbekommen haben, dass da im Hintergrund ein Umzug vorbereitet wird. Wir haben das so organisiert, dass für die Kinder genügend Personal da war, wenn sie zum Beispiel draußen waren. Dann konnte drinnen der- oder diejenige, die gerade nicht gebraucht wurden, packen. Am Schluss, als dann nicht mehr zu übersehen war, dass Aufbruchsstimmung herrscht, haben wir das kommuniziert und zum Beispiel im Morgenkreis immer wieder zum Thema gemacht. Mehrheitlich haben die Kinder den Umzug auch positiv angenommen und fanden vieles daran total spannend, zum Beispiel den konkreten Umzug der Kisten und des Mobiliars. Bei uns in der Vormittagsgruppe gab es aber schon auch zwei Kinder, bei denen man merkte, dass sie der Umzug stärker beschäftigt. Ich würde sagen, dass wir da aber in Zusammenarbeit mit den Eltern ganz gute Wege gefunden haben, um das individuell so gut als möglich zu begleiten.
Der Stadtparkkindergarten war jetzt seit 1973 in Betrieb – musstet Ihr viel ausmisten? Was habt Ihr alles entdeckt?
Wir haben wirklich sehr viel ausgemistet! Gerade bei den Büchern mussten wir stark aussortieren, weil die Inhalte vieler Bücher einfach nicht mehr aktuell waren. Bücher schmeiße ich eigentlich ungern weg, aber manchmal blieb da gar nichts anderes übrig: Es fanden sich zum Beispiel jede Menge pädagogischer Fachbücher aus den Siebzigerjahren – die sind natürlich inzwischen einfach veraltet. Wir haben auch alle Spielsachen überprüft. Da gab es Sachen, die eigentlich toll waren, bei denen aber etwas fehlte oder etwas kaputt war, die also einfach nicht mehr brauchbar waren. Der Umzug war für uns also auch eine Gelegenheit zu schauen, was da ist, was nicht mehr gebraucht wird, was ersetzt und was neu besorgt werden muss. Wir haben also schon im Frühjahr begonnen, hier auszusortieren oder zu ersetzen und aufzustocken. Wir haben zum Beispiel schon vor einigen Monaten neue Legos ergänzt, die dann auch tatsächlich gleich sehr viel stärker bespielt worden sind. Es gibt ein neues kindergartentaugliches Parkhaus, wir haben neue Puppen dazu geholt. Nach dem Umzug ins Ausweichquartier hat unser Schreiner auch schon unsere Puppenküche aufgemotzt, ich werde demnächst das Puppenbett neu machen. Da wird auch noch einiges mehr kommen, aber das soll auch weiterhin angepasst daran erfolgen, was die Kinder brauchen. Ganz besonders freuen wir uns aber auf unsere neue Couch. Das alte Sofa, das zuletzt in der Leseecke im Stadtparkkindergarten stand, war schon sehr lange in Verwendung. Jetzt bekommen wir ein neues dreieckiges Sofa, das man dann bei Bedarf noch ausklappen kann – so ist bequem Platz für alle lesebegeisterten Kinder gleichzeitig.
Das Ausweichquartier: Wie (Nonnen-)Platz und Parks sich verbinden
Wie sehen das neue Gebäude und seine Räumlichkeiten am Nonnenplatz 8 denn aus?
Der ehemalige Hort der Kreuzschule am Nonnenplatz 8 ist uns vom Amt für Tagesbetreuung als Ausweichquartier für den Stadtparkkindergarten vorgeschlagen worden. Wir haben uns dann das Gebäude angesehen und sofort festgestellt, dass das wirklich super passt. Die Räume sind absolut geeignet: Wir sind wirklich begeistert, dass sie so großzügig geschnitten und vor allen Dingen auch so hell sind. Es gibt hier also mehr Licht und Platz als im Stadtpark. Man sieht schon jetzt, wenige Tage nach dem Umzug, dass der Stadtparkkindergarten am Nonnenplatz richtig schön wird. Unser Raumkonzept haben wir natürlich beibehalten, das ist uns auch wirklich wichtig. Unser Ansatz ist es ja einerseits, viel Zeit in der Natur zu verbringen, und andererseits, mit offenen Funktionsräumen zu arbeiten. Auch am Nonnenplatz möchten wir mit diesem offenen Konzept überzeugen: Während der Freispielzeit sollen unsere Kindergartenkinder alle Ecken und alle Räume voll nutzen können. Nur wenn pädagogische Handlungseinheiten in den dafür passenden Räumen angeboten werden, sind diese Räume für einen Teil der Gruppe zeitweise nicht zugänglich.
Der große Gruppenraum ist ja in anderen Kindergärten meist der Hauptraum; die Funktionsräume werden oft mit anderen Gruppen geteilt und stehen entsprechend nicht immer zur Verfügung. Hier bei uns ist der Gruppenraum der Raum zum Ankommen und Starten jeden Tag, die Kinder dürfen dann natürlich schon in die Funktionsecken. Die beiden Funktionsräume, Bewegungsraum und Bastelraum, liegen hier jetzt ums Eck: Diese Räume werden wir also erst öffnen, wenn alle Kinder da sind, nach dem Morgenkreis. Das ist zum Ankommen vielleicht sogar angenehmer als im Stadtpark, wo die Neuankömmlinge im Gruppenraum auch bereits jeden Morgen vom Trubel aus dem Toberaum begrüßt worden sind. Dann kann aber auch hier am Nonnenplatz je nach Lust und Laune im entsprechenden Raum gespielt, getobt oder gemalt werden.
Ganz bewusst haben wir auch versucht, das „Stadtpark-Flair“ an den Nonnenplatz mitzubringen. Wir konnten zum Beispiel hier am Nonnenplatz ursprünglich Möbel von den Vorgängern übernehmen und wollten die eigentlich auch erst behalten. Beim Anschauen hatten wir dann aber das Gefühl: Das passt irgendwie gar nicht zu uns! Wir haben die Möbel also doch nicht übernommen, sondern dann nur unsere eigenen Möbel mitgebracht. Und wir finden, man merkt jetzt gleich beim Betreten: Das sind wir, das ist der Stadtparkkindergarten! Am liebsten wollten wir aber natürlich auch noch den Stadtpark selbst mitnehmen, also haben wir uns da etwas überlegt: Jeder Raum hier wird als Dekoration noch einen großen Baum erhalten – das sind die Wandtattoos, die hier schon liegen – inklusive kleinem Parkbewohner! Bald werden sich hier zum Beispiel jede Menge Eichhörnchen tummeln… Und natürlich wird es unser berühmtes Bussifenster, an dem sich Kinder und Eltern noch einmal verabschieden können, auch hier wieder geben, klar!
Es ist toll, dass man beim Blick aus dem Fenster direkt den Stadtpark vor der Nase hat und zum Beispiel die Jahreszeiten direkt miterlebt. Für dieses intensive Naturerleben werden wir aber auch weiterhin tolle Alternativen finden.
Was werdet Ihr hier am Nonnenplatz vermissen? Und was gefällt Euch hier besonders gut?
Natürlich hat der Stadtparkkindergarten eine traumhafte Lage. Es ist toll, dass man beim Blick aus dem Fenster direkt den Stadtpark vor der Nase hat und zum Beispiel die Jahreszeiten direkt miterlebt. Für dieses intensive Naturerleben werden wir aber auch weiterhin tolle Alternativen finden. Schön ist es natürlich, dass wir auch hier nicht eng von Häusern umgeben sind, sondern Bäume vor der Türe haben.
Es wird definitiv auch eine Freifläche vor Ort geben, die demnächst abgesteckt wird und die wir dann nutzen können. Das ist zum Beispiel für solche Tage gut, an denen es fast durchgehend regnet und man dann die halbe Stunde, in der es das Wetter zulässt, einfach schnell vor Ort rausgehen kann. Vor allen Dingen werden wir aber auch weiterhin ganz viel in den Stadtpark gehen. Den Garten von unserem Stadtparkkindergarten können wir ja weiter nutzen, genauso wie die Sanitäranlagen dort vor Ort. Das werden wir sicherlich sehr viel in Anspruch nehmen. Es ist aber auch geplant, die umliegenden Parks und Spielplätze zu erkunden. Und auf was ich mich ganz besonders freue: Das Naturkundemuseum ist hier auch gleich uns Eck!
Unser pädagogisches Konzept lässt sich hier am Nonnenplatz sehr gut umsetzen. Die Räume sind größer und heller. Man kann sich, wenn man in verschiedenen Räumen aktiv ist, weniger stören als im Stadtparkkindergarten, in dem die Räumlichkeiten eng aneinanderliegen und man sich gegenseitig stärker hört. Das ist natürlich für die Arbeit mit Kleingruppen sehr angenehm. Wir haben hier jetzt sogar einen Intensivierungsraum, ganz abgeschieden als hintersten Raum, in dem man konzentrierter arbeiten kann – wir gehen davon aus, dass das auch ein Vorteil für unsere Vorschulkinder ist. Wir freuen uns also schon auf den Wechsel von Tagen am Nonnenplatz, an denen wir in diesen schönen Räumlichkeiten gezielt pädagogische Handlungseinheiten und Interessenangebote machen können, und Tagen in den umliegenden Parks, die wir in zahlreichen Ausflügen genau erkunden werden!
Plant Ihr denn auch Aktionen in Zusammenhang mit der Baustelle des Stadtparkkindergartens?
Auf jeden Fall! Wir werden ja weiterhin viel vor Ort im Stadtpark sein. In den vergangenen Wochen vor den Sommerferien wurden die Wege im Stadtpark erneuert. Das haben unsere Kindergartenkinder fasziniert verfolgt. Wir werden also auch bei der Sanierung des Stadtparkkindergartens unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßnahmen alles mitbeobachten, was wir mitbeobachten können!
Wenn Du nun zum Schluss noch kurz auf das neue Kindergartenjahr am Nonnenplatz vorausblickst: Was steht da an?
So viel sei schon einmal verraten: Wir sind personell in beiden Gruppen wieder sehr gut aufgestellt. Im neuen Kindergartenjahr beginnt in der Vormittagsgruppe eine neue Kinderpflegerin, in der Nachmittagsgruppe kommt eine neue Erzieherin als Gruppenleitung, die den Stadtparkkindergarten aber auch schon aus dem Berufspraktikum kennt. So sind wir eine ganz gute Mischung aus „Alten“, die bereits im Stadtpark zusammengearbeitet haben und Bewährtes am neuen Ort verankern können, und „Neuen“, die mit einem frischen Blick im Kindergarten am Nonnenplatz starten. Und: Wir sind wirklich alle hochmotiviert und freuen uns auf den Neustart im September!
Bezüglich der Themen im neuen Kindergartenjahr wird sich am Nonnenplatz nicht viel ändern: Wir gehen hier genauso situationsbedingt darauf ein, was die Kinder gerade beschäftigt, was sie wollen und brauchen. Wir orientieren uns außerdem stark am Jahreslauf und beobachten die Veränderungen der Natur. Am Anfang jedes Kindergartenjahres achten wir darauf, den Kindern Zeit zu geben, um anzukommen, um alles kennenzulernen, um sich in der neuen Gruppe wieder zurechtzufinden – ganz unabhängig davon, ob man ganz neu im Kindergarten startet oder schon an das vorangegangene Jahr anknüpfen kann. Dafür werden wir dieses Mal nach dem Umzug natürlich ganz besonders viel Zeit einplanen und darauf achten, die Kinder nicht zu überfordern. Wir gehen aber schon davon aus, dass unsere Motivation und Begeisterung ansteckend wirkt und die Kinder „mitnimmt“. Meine Erfahrung ist außerdem: Der Kindergarten kann am schönsten Ort der Welt liegen, wenn das Konzept nicht passt oder das Team nicht funktioniert, dann kann man den Kindergarten einfach nicht empfehlen. Wichtiger als das Außenrum ist der Inhalt. Und vom Team und vom Konzept bin ich hier am Nonnenplatz genauso überzeugt wie noch im Stadtpark! Wir machen es uns schön!