Ein so aufregendes wie kompliziertes Projekt hat begonnen: die Sanierung des Kindergartens der Regensburger Eltern. Der Vorstand Michael Straube verrät im Interview, warum der Weg bis zu diesem Punkt so weit war – und was in den kommenden Monaten in den altehrwürdigen Mauern passieren wird.
Die Sommerferien sind schon ein paar Tage alt. Der Stadtparkkindergarten ist inzwischen in sein Ausweichquartier am Nonnenplatz 8 umgezogen, die Kindergartenkinder sind in die Ferien entlassen worden. Michael Straube, Vorstand der Regensburger Eltern, hat heute bereits die Sicherheitsbegehung des Ausweichquartiers absolviert. Am frühen Nachmittag stand er noch mit Sperrmüll aus dem Kindergarten in einer Schlange am Recyclinghof. Dazwischen war im Büro noch jede Menge zu erledigen. Nun steht er mit Umhängetasche und Smartphone vor mir. Der Tag neigt sich langsam dem Ende zu, der heiße Sommertag, vollgepackt mit Aktivität und Geschäftigkeit, Schweiß und Lautstärke, Lachen und Ärger, macht einem ruhigeren und kühleren Abend Platz.
Der perfekte Zeitpunkt, um mit Michl ein Thema zu besprechen, für das wir uns zwar immer wieder Momente des vernünftigen Innehaltens und Überprüfens, aber keinen Stillstand wünschen: Die Sanierung des Stadtparkkindergartens. Die Kindergartenkinder stellen sich diese Sanierung vermutlich so vor: Bagger, Kipplaster und mindestens eine Hebebühne oder ein Mobilkran umkurven sorgsam die alten Plantanen und die Hexenrakete. Dazwischen laufen Leute hin und her, werfen sich Werkzeug zu oder seilen sich vom Dach des Gebäudes ab. Im Vordergrund: Eine Kindergartengruppe aus dem Nonnenplatz, die alles mit offenen Mündern beobachtet, bevor die Kinder mit Gummistiefeln und Regenhose selbst irgendwo in die Matschepampe springen. Michls Bild der zukünftigen Tätigkeiten ist da sicherlich etwas realitätsnäher: Als Vorstand des Vereins „Regensburger Eltern e.V.“ koordiniert er aktuell die Sanierung des Stadtparkkindergartens.
Aus alt mach neu: Der Lange weg bis zur Sanierung
Die Sanierung des Stadtparkkindergarten ist für den Verein Regensburger Eltern e. V. ja bereits ein Langzeitthema. Warum hat es eigentlich so lange gedauert, bis die Maßnahme jetzt endlich begonnen hat?
MICHAEL STRAUBE: Ich bin seit 2013 im Vorstand und das Thema war damals nicht mehr neu und seither immer auf der Tagesordnung. In den vergangenen Jahren hat der Verein zahlreiche Gespräche mit der Stadt geführt, um die Sanierung voranzutreiben. Das Gebäude, eine ehemalige Friedhofshalle, die 1831 entstanden ist und auf einem circa 500 Jahre alten Friedhof steht, gehört der Stadt Regensburg. Bislang waren die Kapazitäten für die Sanierung bei der Stadt nicht vorhanden. Inzwischen lässt der Zustand des Gebäudes einen regulären Kindergartenbetrieb nicht mehr zu, wir müssen also einfach raus. Dementsprechend sind wir sehr froh und erleichtert, dass die Sanierungsmaßnahme jetzt auch wirklich anläuft.
Auf der letzten Mitgliederversammlung des Vereins im Juli ist ja die Gründung einer GmbH beschlossen worden, um die Sanierung des Stadtparkkindergartens möglich zu machen. Was hat es denn damit genau auf sich?
Dass die Sanierung des Kindergartens notwendig ist, ist auch der Stadt klar. Aber aktuell hat die Stadt Regensburg nicht die nötigen Kapazitäten, um die Sanierung des Gebäudes zu planen und zu betreuen. Vor einem Jahr sind wir nun von der Stadt gebeten worden, als Verein selbst die Bauherrenaufgaben für die Sanierung zu übernehmen. Die Stadt hat uns zugesichert, die Sanierungskosten in voller Höhe zu tragen. Diese Aufgabe ist für uns natürlich Neuland, wir haben aber ein sehr großes Interesse, dass der Kindergarten im Stadtpark, die Geburtsstätte der Regensburger Eltern e.V., weitergeführt werden kann und die Sanierung baldmöglichst stattfindet – auch wenn das für uns sehr viel Arbeit bedeutet. Wichtig ist für uns aber auch, die Kerngeschäfte des Vereins nicht zu gefährden: Nach Beratung mit unserem Wirtschaftsprüfer ist das für den Verein am besten durch die Gründung einer GmbH als Tochtergesellschaft möglich, die dann die Bauherrschaft für die Sanierung des Stadtparkkindergartens übernimmt. Diese Gründung ist nun auf der letzten Mitgliederversammlung beschlossen worden. Anfang des Jahres hat die Stadt dafür das Projekt auf der Priorisierungsliste der Baumaßnahmen nach oben geschoben, es wurden Gelder im städtischen Investitionsplan eingeplant und das Ausweichquartier am Nonnenplatz bereitgestellt.
In der Beschlussvorlage der Stadt zur Sanierung und zum Umbau des Stadtparkkindergartens vom Februar dieses Jahres heißt es dann bereits: „Die Sanierung ist jetzt unumgänglich“. Was muss denn eigentlich ganz konkret alles gemacht werden?
Man kann eigentlich sagen, dass das denkmalgeschützte, zweihundert Jahre alte Gebäude des Stadtparkkindergartens von Grund auf saniert werden muss. Vor allem das Dach und der Fußboden sind in die Jahre gekommen. Zusätzlich wird die gesamte Struktur der Räume an die modernen Anforderungen eines Kindergartens angepasst. Die Heizung, die Sanitäranlagen und die Haustechnik muss erneuert werden. Unser Wunschtraum ist zusätzlich eine Erweiterung des Kindergartens, um mehr Kindern gleichzeitig Platz zu bieten. Wünschenswert wäre, dass zwei Gruppen parallel Platz finden können, das wäre aber natürlich an mehr Platz gebunden. Damit könnten wir zum Beispiel auch endlich unsere Öffnungszeiten an die Anforderungen heutiger Familien anpassen, das ist dringend notwendig.
Entwürfe und Pläne: Der Stadtparkkindergarten der Zukunft
Was ist denn bisher sonst schon hinter den Kulissen geschehen?
Es gab inzwischen diverse Voruntersuchungen, vom Untergrund bis zum Dachstuhl. Außerdem musste erst einmal alles vermessen werden, um geeignete Pläne für die weitere Entwurfsplanung und Kostenberechnung zu bekommen. Die Sanierung muss ja äußerst sorgfältig geplant und durchgeführt werden: Das Gebäude aus dem Jahr 1830 steht auf dem ehemaligen Lazarusfriedhof und ist mit Gräbern und Gruften, sogenannten Bodendenkmälern, umgeben. Nach Auflassung der Friedhöfe hat die Stadt um 1900 einen Park angelegt, das heißt den Kindergarten umgeben uralte Bäume, die natürlich schützenswert sind. Der Architekt Michael Feil hat die Ideen und Wünsche auch bereits in einen ersten Entwurf gebracht, der aktuell mit der Stadtverwaltung und dem Denkmalschutz abgestimmt wird. Aktuell koordiniere ich Gespräche mit circa 12 Ämtern, inklusive Oberbürgermeisterin und Finanzreferent, teilweise mit zwei bis drei Ansprechpartnern in einem Amt. Seit Dezember 2020 befinden wir uns in der sogenannten Leistungsphase 0-II, das heißt es werden Entwürfe und Pläne angefertigt, auf deren Grundlage die Kosten der Sanierung berechnet werden. Nach der Kostenberechnung können wir dann in Richtung Bauantrag schreiten. Für das Ausweichquartier haben wir jetzt einen Mietvertrag bis Ende 2022 bekommen – mehr können wir zur Zeitplanung der Sanierung leider derzeit auch noch gar nicht sagen.
Was könnten denn noch Schwierigkeiten für die Sanierungsmaßnahme sein?
Alle bisher genannten Punkte! (lacht) Die Tatsache, dass der Stadtparkkindergarten von einem alten Friedhof umgeben ist, die Lage im Stadtpark, die ungewöhnliche Ausgangslage, die eine enge Zusammenarbeit von Verein und Stadt voraussetzt – das ist alles nicht ganz ohne. Wir versuchen, alles was in unserer Hand liegt, so schnell und effektiv wie möglich voranzubringen – wir wissen ja, dass unsere Gruppen gerne bald wieder in einen sanierten Kindergarten zurückziehen wollen. Dafür arbeiten wir natürlich!
Wenn du an den jetzigen Stadtparkkindergarten und seine bisherigen Räumlichkeiten denkst: Was soll auf jeden Fall erhalten bleiben? Was wünscht ihr euch anders?
Wir sind von dem Entwurf des Architekten sehr begeistert. Natürlich soll unser pädagogisches Konzept mit drei Räumen erhalten bleiben - alle drei Räume sollen nach der Sanierung aber zum Garten hinausgehen. Der Eingang soll außerdem in die eigentliche Eingangshalle zwischen die Säulen auf der Westseite zurückverlegt werden. Über der abgehängten Decke befindet sich eine bisher verborgene Kuppel, welche durch eine „Spielgalerie“ im Gruppenraum wieder sichtbar und erfahrbar gemacht werden soll, die Einbauten im Gruppenraum kommen also weg. Wir würden dann auch mehr Licht von außen gewinnen, der Kindergarten wäre heller. Das Gebäude soll eben in seiner ursprünglichen Bauweise wieder stärker sichtbar werden. Uns ist natürlich daran gelegen, alles dafür zu tun, dass der Denkmalschutz eingehalten wird und der Charme des 20a0 Jahren Gebäudes wirklich erhalten bleibt.
Die bisher verfügbaren Flächen und die Raumaufteilung entsprechen ja nicht mehr den aktuellen Anforderungen an einen Kindergarten und erschweren den reibungslosen Ablauf. Wir wünschen uns also eine Erweiterung, um den Kindergarten zeitgemäß und langfristig weiterführen zu können: Wir wissen, dass viele Familien aus unseren Krabbelstuben gerne in den Stadtparkkindergarten kommen würden, das aber mit den relativ kurzen Öffnungszeiten, die noch aus den Siebzigerjahren stammen, schwer zu machen ist. Am liebsten würden wir nach der Sanierung zwei reguläre Gruppen anbieten können. Konkrete Aussagen können wir dann aber natürlich erst machen, wenn wir wissen, ob und wie eine Erweiterung des Kindergartens möglich ist.
Außerdem fehlt zum Beispiel ein Personalraum, vor allem aber auch Platz zum Mittagessen. Dass nur ein Teil unserer Kinder die Möglichkeit hat, ein Mittagessen dazuzubestellen, weil wir nicht mehr Platz haben – das geht natürlich nicht mehr! Hier ist der Bedarf inzwischen einfach ein völlig anderer, das müssen wir bei der Sanierung natürlich berücksichtigen.
Wie wird deiner Meinung nach der Stadtparkkindergarten der Zukunft aussehen? Was wird dort zum Beispiel in 50 Jahren gerade los sein?
Es wird immer der schönste Kindergarten der Stadt sein und bleiben!